Kemnath
08.08.2018 - 11:34 Uhr

Fremde Klangwelten

Die Herzen der Zuhörer sollen sich für die Musik öffnen, wünscht sich Sissy Thammer. Den "Schlüssel" dafür haben das Duo Allegria und das Ensemble Kabachok.

Boshena Korchynska (links) und Bohdan Kozhushko (Dritter von links) vom Duo Allegria sowie die vier Musikerinnen vom Ensemble Kabachok beeindrucken die Konzertbesucher in der Stadtpfarrkirche. jzk
Boshena Korchynska (links) und Bohdan Kozhushko (Dritter von links) vom Duo Allegria sowie die vier Musikerinnen vom Ensemble Kabachok beeindrucken die Konzertbesucher in der Stadtpfarrkirche.

(jzk) "Himmlische Klänge von der Empore" kündigt Sissy Thammer bei der Begrüßung zum Konzert in der Stadtpfarrkirche an. Zweiter Bürgermeister Hermann Schraml dankte der engagierten Intendantin des Festivals junger Künstler Bayreuth, dass auch 2018 wieder ein Kirchenkonzert in Kemnath stattfinden konnte. Seit 1986 leitet Thammer diese "Probebühne für die Jugend der Welt". 88 Konzerte, Open Airs und Events hat sie in diesem Jahr in der ganzen Region organisiert.

Unter dem Motto "Heiteres und Klassisches" unternahmen die Zuhörer eine musikalische Reise zurück in die Barockzeit und in fernöstliche Länder. Das Duo Allegria spielte Musik aus dem 15. Jahrhundert, als die Kemnather Kirche erbaut wurde. Boshena Korchynska, eine Expertin für Flötenmusik, stellte die Sopilka vor, eine Langflöte, die ihren Ursprung in der Ukraine hat. Eindrucksvoll zeigte sie, wie unendlich weit das Ausdrucksspektrum dieses Holzblasinstrumentes gespannt ist.

Bohdan Kozhushko spielte das Akkordeon ganz anders, als man es in der Volksmusik gewohnt sind. Die schwarzen Knöpfe in der linken Hand dienten nicht zur Bass-Begleitung, sondern spielten bei den Goldberg-Variationen 1-4 von Johann Sebastian Bach und bei der Sonata K 388 von Domenico Scarlatti eine eigenständige Melodiestimme, die in ihrer Schwierigkeit der Melodieführung in der rechten Hand in nichts nachstand. Es war wirklich faszinierend, wie virtuos die Flötistin und der Akkordeonist bei den Variationen "Wer fest an Gott glaubt" und bei der "Fantasie über ein altes dänisches Thema" von M. Petri ihre Instrumente beherrschten.

Das "Ensemble Kabachok" trat den Beweis an, dass es eine Trennung zwischen klassischer und Volksmusik Musik eigentlich nicht gibt und dass die Grenzen zwischen beiden Gattungen fließend sind. "Kabachok ist eine ukrainische Folk-Band, die rituelle Lieder und Volksmusik wiederbelebt", erklärte Moderator Wolfgang Eizinger den Zuhörern. Der Name "Kabachok" stammt ursprünglich aus dem türkischen Kaback (Kürbis) und bedeutet Zucchini auf Ukrainisch.

Die vier Musikerinnen führten aber nicht nur ukrainische Musik auf, sondern brachten auch Lieder aus Mazedonien, Serbien und Bulgarien zu Gehör. Bei ihren Hochzeits- und Volksliedern und bei Stücken für traditionelle Frühlingszeremonien wollten sie den wahren Klang und das Gefühl des traditionellen Liedguts vermitteln. Victoria Titarova, Yuliia Sadova, Anna Martyniv und Iryna Kush begleiteten ihre Gesänge mit einer irischen Bouzouki, einer iranischen Daf und einer Darbuka. Den Rhythmus verstärkten sie mit Klatschen und Percussionsinstrumenten. Auf kreative Weise verbanden sie Klänge aus verschiedenen Teilen der Welt miteinander und schufen so eigenständige Kompositionen.

Obwohl das Publikum mit dieser Melodik und Harmonik - weit entfernt von der gewohnten abendländischen Musik in Dur und Moll - überhaupt nicht vertraut war, spendete es immer wieder begeistert Beifall. Zweiter Bürgermeister Hermann Schraml dankte den jungen Künstlern mit einem Präsent.

 
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