Kemnath
31.03.2019 - 13:04 Uhr

Auf Generationswechsel vorbereiten

Beim Heimatkundlichen Arbeitskreis (HAK) sollen Jüngere ran. Nach 20 Jahren räumt Vorsitzender Hans Rösch seinen Platz, um einen Generationswechsel einzuleiten. Wer der oder die Neue ist, steht allerdings noch nicht fest.

Für ein Jahr rückt Robert Schön (Zweiter von rechts) als Nachfolger von Hans Rösch (links) an die Spitze des Heimatkundlichen Arbeitskreises, der bei seiner Hauptversammlung auch den 40. Gründungstag feierte. Dieses Jubiläum würdigte Bürgermeister Werner Nickl (rechts) in einem anschaulichen Festvortrag. Bild: bjp
Für ein Jahr rückt Robert Schön (Zweiter von rechts) als Nachfolger von Hans Rösch (links) an die Spitze des Heimatkundlichen Arbeitskreises, der bei seiner Hauptversammlung auch den 40. Gründungstag feierte. Dieses Jubiläum würdigte Bürgermeister Werner Nickl (rechts) in einem anschaulichen Festvortrag.

"Der HAK und der Hans: Das passt seit 20 Jahren zusammen wie Nagel und Hammer. Ich kenne es gar nicht anders." Nicht nur Bürgermeister Werner Nickl empfand Hans Röschs Abschied vom Amt des Vorsitzenden des Heimatkundlichen Arbeits- und Förderkreises Kemnath und Umgebung (HAK) als Einschnitt im Leben des Vereins wie der Stadt. Doch wie die übrigen Besucher der Hauptversammlung im Foyer der Mehrzweckhalle freute er sich, dass mit Robert Schön ein erfahrener Kenner Kemnaths das "Zepter" übernimmt.

Stehend Beifall geklatscht

Stehend klatschten die rund 80 Versammlungsteilnehmer noch einmal für ihren scheidenden "Chef" Beifall. Dass Rösch der Rücktritt nicht leicht gefallen war, ließ er in seiner kurzen Abschiedsansprache mit einer "loriotesken" Sentenz anklingen: "Man kann zwar ohne Ehrenamt leben, aber es lohnt sich nicht." Doch halte er "aus Altersgründen" den Augenblick für gekommen, den Weg für einen Generationswechsel freizumachen: "Die erfolgreiche Anwerbung neuer aktiver Kräfte hat mir diese Entscheidung erleichtert."

Um ohne Zeitdruck aus dem Kreis potenzieller Nachrücker einen geeigneten Vorsitzenden küren zu können, solle mit Kreisheimatpfleger und Stadtarchivar Robert Schön vorerst noch einer der "alten Hasen" die Vereinsgeschicke leiten. Schön selbst stellte klar: "Ich kandidiere nicht, aber ich bin bereit, bis zur regulären Neuwahl im kommenden Jahr zu amtieren." Ein wünschenswerter Generationswechsel werde nicht dadurch erreicht, dass "ein Frühsiebziger einen Spätsiebziger ablöst", zumal dies auch nicht die "langfristige Kontinuität" sicherstelle, welche die jeweils 20-jährigen Amtszeiten von Herbert Fischer und Hans Rösch ausgezeichnet habe. Per einstimmigem Votum erklärte sich die Versammlung mit dieser Lösung einverstanden. Ebenso einmütig stimmte sie Robert Schöns Antrag zu, Hans Rösch zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen.

Im Anschluss griff Stadtoberhaupt Werner Nickl in seinem Festvortrag das eigentliche Hauptthema des Abends auf: den 40. Gründungstag des HAK. Für diesen am 23. März 1979 im Gasthof Kormann ins Leben gerufenen Verein sei damals "die Zeit reif" gewesen: "Vorausgegangen waren die Jahre des wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbaus nach Gewaltherrschaft und Krieg, als viele Menschen eher mit sich, ihren Familien, ihrer Existenzgrundlage und ihrem Lebensunterhalt beschäftigt waren. Nun aber war die Zeit gekommen für eine Erforschung der Geschichte, für Erhalt und Pflege von Traditionen und Werten."

Was sich zuvor nur einzelne Heimatforscher wie Sigmund Ehrnthaller, Josef Scheidler oder Dr. Anton Reger zur Aufgabe gemacht hätten, habe man jetzt auf breiterer Basis fortführen wollen. "Initialzündung" zur HAK-Gründung sei der Wunsch gewesen, die Erforschung von Leben und Werk des Kulmainer Komponisten Martin Vogt zu fördern. Doch auch die Erhaltung steinerner Geschichtszeugen wie der Dreifaltigkeits-, Primianus-, Sebastians- und Nepomukstatuen und die Pflege der vielen weiteren Monumente und Naturdenkmälern in Stadt und Umland hätten den 22 Gründungsmitgliedern am Herzen gelegen. Eigentümlicherweise seien unter ihnen "nur wenige alteingesessene Kemnather" zu finden gewesen: "Die Neugierde der Zugereisten auf die Geschichte ihrer neuen Heimat war wohl deutlich größer."

Drängende Fragen

"Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß auch nicht, wohin er will, und in jedem Menschen ist die Sehnsucht verborgen, die drängenden Fragen nach dem Woher, Wie, Wann und Warum zu beantworten", zeigte sich Nickl überzeugt. Dies sei einer der Gründe für den Erfolg des HAK mit seinen zurzeit 510 Mitgliedern in 13 Arbeitsgruppen. Vor allem aber bürge der Reichtum von Stadt und Altkreis Kemnath an "Geschichte und Geschichten" für eine "immer mit Leben erfüllte" facettenreiche Vereinsarbeit. So verdanke man dem Geschichts- und Kulturverein unter anderem wegweisende Erkenntnisse aus der Vor- und Frühgeschichte, die Wiederbelebung der "Kemnather Passion" und die Neuentdeckung von Volkstanz-, Musik- und Schauspieltraditionen: "Auf diese Weise wurde die Vergangenheit zum Erleben und Mitmachen in die Gegenwart geholt, sehr zur Freude vieler Menschen."

Info:

Unersetzliche Arbeit

In seinem 40-jährigen Wirken habe der Heimatkundliche Arbeits- und Förderkreis (HAK) stets Wert auf eine niveauvolle Arbeit gelegt, bekräftigte Bürgermeister Werner Nickl in seinem Vortrag zur Hauptversammlung: „Man wollte nicht an der Oberfläche der Geschichte verbleiben, sondern mit Hintergrundwissen in die Tiefe gehen.“ Hiervon zeugten etwa das Heimatmuseum, der geologische Lehrpfad sowie zahlreiche Veröffentlichungen und Ausstellungen. Verdient gemacht habe sich der HAK auch um die Förderung einer nicht zuletzt in Heimatverbundenheit wurzelnden „Kreativität der Menschen“.

Der Kunstgruppe sei maßgeblich zu verdanken, dass „Kemnath im kulturell-kreativen Bereich aufgeblüht ist“, lobte Nickl. Hervorzuheben sei, dass alle Vereinsaktiven „ehrenamtlich und kontinuierlich, aus Überzeugung und Leidenschaft, mit Spaß und Freude“ bei der Sache seien. „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden – dieser Spruch von Sören Kierkegaard soll uns alle ermuntern, unsere Geschichte zu verstehen und damit unsere Zukunft richtig zu gestalten. In diesem Sinne wünsche ich dem HAK viel Erfolg bei seiner unersetzlichen Arbeit“, schloss der Rathauschef seinen Vortrag.

 
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