Kemnath
15.01.2019 - 14:23 Uhr

Hilfe zur Selbsthilfe

Eine eigenständige Selbsthilfegruppe "Kreuzbund" gibt es jetzt im Familienzentrum Mittendrin. Nicht nur Einrichtungsleiterin Jessika Wöhrl-Neuber ist angetan.

Jessika Wöhrl-Neuber, Landrat Wolfgang Lippert (von links) und Hermann Schraml (rechts) gratulieren den drei neuen Vorstandmitgliedern Gabi Zachmann (Gruppenleiterin), Philipp Hausknecht (stellvertretender Gruppenleiter) und Kassiererin Gisela Lehner (von rechts). Bild: jzk
Jessika Wöhrl-Neuber, Landrat Wolfgang Lippert (von links) und Hermann Schraml (rechts) gratulieren den drei neuen Vorstandmitgliedern Gabi Zachmann (Gruppenleiterin), Philipp Hausknecht (stellvertretender Gruppenleiter) und Kassiererin Gisela Lehner (von rechts).

Landrat Wolfgang Lippert hatte eine Spende in Höhe von 500 Euro, zweiter Bürgermeister Hermann Schraml einen Gutschein der Stadt Kemnath über 150 Euro mitgebracht. Lippert war davon angetan, dass es nun nicht nur in Tirschenreuth im östlichen Landkreis, sondern auch in Kemnath im westlichen Landkreis eine Kreuzbund-Gruppe gibt. Er freute sich, dass Menschen, die sich dazu entschlossen haben, das Suchtproblem anzugehen, jetzt eine weitere Selbsthilfegruppe haben.

Sowohl der Landrat als auch der zweite Bürgermeister halten das Mittendrin für einen optimalen Ort, um sich Hilfe zu holen und die passenden Ansprechpartner zu finden. Besonders wichtig sei auch, die Angehörigen und das familiäre Umfeld der Betroffenen mit einzubeziehen und die Suchterkrankung nicht mehr zu tabuisieren, sondern darüber zu sprechen und etwas zu ändern. Nun finden Menschen mit einer Suchterkrankung und deren Angehörige zweimal Unterstützung: montags von 19.30 bis 20.30 Uhr beim Kreuzbund und freitags von 20 bis 21 Uhr bei den Anonymen Alkoholikern.

Jessika Wöhrl-Neuber erhielt für das Familienzentrum Mittendrin vom Kreuzbund 50 Euro als Dank dafür, dass sich die Selbsthilfegruppe in der Einrichtung treffen darf. "Der Kreuzbund ist ein Fachverband des Deutschen Caritas-Verbandes, der als Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft Hilfe für Suchtkranke und Angehörige anbietet", erklärte Philipp Hausknecht. Er ist Regionalsprecher vom Kreuzbund, Region Weiden. Er hatte sich bereit erklärt, die Selbsthilfegruppe Kemnath so lange zu leiten, bis die Teilnehmer einen eigenen Leiter bestimmen. Gruppenführerin in Kemnath wurde Gabi Zachmann, ihr Stellvertreter Philipp Hausknecht. Gisela Lehner übernimmt die Kassenführung. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 68 Euro im Jahr. Die Gruppenmitglieder treffen sich jeden Montag von 19.30 bis 20.30 Uhr im Familienzentrum Mittendrin. Neue Mitglieder sind willkommen.

"Die Mitglieder einer Kreuzbund-Gruppe verpflichten sich zur Abstinenz", erklärte Kreuzbund-Mitarbeiter Manfred Trompell. Er leitet eine der beiden Kreuzbund-Gruppen in Weiden. Auch in Tirschenreuth treffen sich Mitglieder einer Kreuzbundgruppe zum Erfahrungsaustausch. Finanziert werden diese Gruppen durch die Mitgliederbeiträge. Die Fachambulanz für Suchtprobleme in der Erbendorfer Straße 25 in Kemnath bietet am Montag von 8 bis 12.30 Uhr und am Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr Sprechstunden für Betroffene und deren Angehörige an.

In der Selbsthilfegruppe besteht eine strenge Schweigepflicht. "Was in der Gruppe besprochen wird, darf nicht nach draußen getragen werden", lautet ein Grundsatz. Die Teilnehmer müssen sich auf die Verschwiegenheit verlassen können. Interessenten können sich im Familienzentrum Mittendrin, Telefon 09642/7033800, oder per E-Mail unter team[at]mittendrin-kemnath[dot]de anmelden.

Hintergrund:

Die Vereinigung „Kreuzbund“ wurde 1896 vom katholischen Priester Josef Neumann in Aachen gegründet und bald als „Kreuzbündnis“ bekannt. Der heutige Name „Kreuzbund“ wird seit 1926 geführt. Seitdem Alkoholismus 1964 durch die WHO und 1968 in Deutschland vom Bundessozialgericht als Krankheit anerkannt wurde und sich diese Einsicht auch in der Gesellschaft immer mehr verbreitete, entwickelte sich der Kreuzbund von einem Abstinenzverband zu einer Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft, die heute deutschlandweit für Suchtkranke und Angehörige tätig ist. Aus dem Selbstverständnis des Kreuzbundes, Selbsthilfe- und damit auch Helfergemeinschaft zu sein, erwächst der gesundheits- und gesellschaftspolitische Auftrag des Verbandes. Sowohl im Bereich der Gesundheits- als auch der Sozialpolitik hat der Kreuzbund die Aufgabe, die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten, präventive Maßnahmen zu fordern und zu fördern, suchtpolitische Initiativen durchzuführen sowie Aufklärungsarbeit zu leisten. Der Kreuzbund steht als Fachverband der Caritas in enger Kooperation mit den anderen Sucht-Selbsthilfeverbänden und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Der Kreuzbund hat in Deutschland rund 1300 örtliche Gruppen für Suchtkranke und Angehörige, in denen rund 20 000 Hilfebedürftige und Helfer wöchentlich zusammenkommen.

 
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