Kemnath
21.01.2019 - 11:42 Uhr

Hut vor Gründerin ziehen

"100 Jahre Frauenbund Kemnath" können die Mitglieder in diesem Jahr feiern. Der Gründerin des Landesverbandes, Ellen Ammann, spüren sie bei einer Ausstellung im Pfarrheim nach.

„Wir ziehen den Hut vor Ellen Ammann“, betonen die Mitglieder der Führungsrunde des Kemnather Frauenbundes bei der Eröffnung des Jubiläumsjahres im Pfarrheim. Bild: jzk
„Wir ziehen den Hut vor Ellen Ammann“, betonen die Mitglieder der Führungsrunde des Kemnather Frauenbundes bei der Eröffnung des Jubiläumsjahres im Pfarrheim.

Das Festjahr eröffnete ein feierlicher Gottesdienst in der Pfarrkirche, den Stadtpfarrer Konrad Amschl zelebrierte. "Durch alle Jahrhunderte gab es Frauen, die sich mit aller Kraft in die Nachfolge Jesu stellten und dabei Spuren für die heutigen Frauen hinterließen", betonte er. "Heute wollen wir den Spuren einer Frau folgen, die gerade im Katholischen Frauenbund besondere Bedeutung hat."

Ellen Ammann, die frauenbewegte Gründerin, die Diakonin in Familie und Gesellschaft, die mutige Politikerin und die aus dem christlichen Glauben Motivierte waren die Stichworte. Sie sei eine selbstbewusste Frau gewesen, die sich sehr für die Bildung ihrer Geschlechtsgenossinnen eingesetzt habe. Ihr sei der Frauenbund auch heute noch auf allen Ebenen verpflichtet. "Meine engen Grenzen" und "Möge die Straße uns zusammenführen" waren einige der Lieder, die Josef Zaglmann auf der Orgel begleitete. Bei der anschließenden Ausstellungseröffnung im Pfarrheim sagte Amschl: "Ellen Ammann war eine große Persönlichkeit, die wahre menschliche Größe bewiesen hat." Die Rolle der Frauen in Gesellschaft und Politik solle noch weiter ausgebaut werden, forderte Bürgermeister Werner Nickl in seinem Grußwort.

",Wir ziehen den Hut' heißt unsere Aktion zu dieser Jubiläumsausstellung", erklärte Bezirksvorsitzende Elke Burger. Leider sei Ellen Ammann (1870 bis 1932) heute nur noch wenig bekannt. Burger zeichnete das Leben der in Stockholm geborenen Protestantin nach. 1890 heiratete sie den Arzt Ottmar Ammann und folgte ihm nach München. 18 Jahre arbeitete sie in der Privatklinik ihres Mannes mit. Sie schenkte ihm fünf Buben und ein Mädchen. Der Glaube gab ihr Halt in der Fremde, erläuterte die Referentin. "Sie konnte ihre Augen vor dem sozialen Elend in München nicht verschließen. Sie erkannte, woran es der Bevölkerung und besonders den Frauen fehlt. Mit viel Einfühlungsvermögen und politischem Weitblick setzte sie sich für deren Rechte ein." In einem Rollenspiel verdeutlichten Hilde Wolf und Anna Haberkorn die Vorurteile und Schwierigkeiten, mit denen Ammann als Frau und noch dazu als Ausländerin zu kämpfen hatte. Trotz vieler Anfeindungen setzte sie sich für ihre sozialpolitischen Ziele vehement ein. "Nicht reden, sondern handeln", lautete ihr Motto.

Immer wieder lenkte Burger den Blick auf die zwölf Schautafeln der Ausstellung, die im Raum verteilt waren. Sie zeigten wichtige Stationen im Leben Ammanns und würdigten ihre großen Verdienste für die Frauen. 1911 gründete Ammann den Bayerischen Landesverband des Katholischen Frauenbundes (KDFB). Sie setzte sich massiv dafür ein, dass 1918 die Frauen in Bayern das aktive und passive Wahlrecht bekamen. Ein Jahr später wurde sie in den Bayerischen Landtag gewählt. 1923 bezog sie Stellung gegen den Hitlerputsch in München. Keine Frau dieser Zeit war länger Mitglied im Parlament als sie. Bis zu ihrem Tod 1932 war sie im Landtag aktiv. Ihre letzte Rede hielt sie wenige Stunden zuvor.

Noch immer sei die Politik eine Männerdomäne, sagte die Bezirksvorsitzende. Im Sinne Ellen Ammanns ermutige der KDFB Frauen, sich zu engagieren und politische Verantwortung zu übernehmen. Auch setze er sich als Lobbyverband für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Gesellschaft und Politik ein.

Siegfried Zaus (Geige) und Hans Liedtke (Gitarre) gestalteten die Jubiläumsfeier musikalisch. Die Ausstellung ist am Sonntag, 27. Januar, von 9.30 bis 10.30 Uhr im Pfarrheim zu sehen (mit Kaffeeausschank).

Hintergrund:

Barbara Stamm zum Jubiläum

„19 Veranstaltungen bietet unser Kemnather Frauenbund im Jubiläumsjahr 2019 an“, gab Rita Ponnath von der Führungsriege bekannt. Besonders erwähnte sie den Filmabend am 2. Mai, drei Vorträge (21. März, 6. Juli und 21. November), den Zoiglabend am 2. August im Pfarrheim und das große Weihnachtskonzert am 29. Dezember mit Brigitte Traeger. „Für die große Jubiläumsveranstaltung im Herbst konnte als Festrednerin Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm gewonnen werden“, freute sie sich.

 
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