Kemnath
29.03.2019 - 16:51 Uhr

Immunsystem der Seele

Veränderungen bestimmen das Lebens. Jedoch geht jeder mit solchen unvorhersehbaren Situationen unterschiedlich um. Manche kommen gut damit zurecht, andere drohen daran zu zerbrechen. Warum das so ist, erklärte Michaela Schmid in Kemnath.

„Erkennen und nutzen Sie Ihre Stärken und Fähigkeiten“ forderte Michaela Schmid die Zuhörer auf. Bild: jzk
„Erkennen und nutzen Sie Ihre Stärken und Fähigkeiten“ forderte Michaela Schmid die Zuhörer auf.

Grund dafür sei die Resilienz des Menschen, erläuterte Michaela Schmid in ihrem Vortrag im Pfarrheim. Die Erklärung des Begriffs folgte umgehend: "In der heutigen Zeit, in der sich der Stress bei vielen Menschen körperlich, psychisch und im Verhalten negativ auswirkt, ist es besonders wichtig, das Immunsystem der Seele zu stärken", betonte die Diplom Sozialpädagogin aus Döberein. Sie bot den Zuhören eine Einführung in das Resilienztraining an. Ihre ausgeprägten rhetorischen Fähigkeiten kamen ihr dabei zugute.

"Um aus Krisen gestärkt hervorzugehen und sich vor Stressfolgeschäden zu schützen, sollten wir unsere seelische Widerstandsfähigkeit in belastenden Situationen stärken." Resilienz setze vor der Krankheit an und sei damit gleichsam das Immunsystem der Seele.

Ziele setzen

"Sieben Faktoren spielen beim Resilienztraining für Erwachsene eine wichtige Rolle": Akzeptanz ("Ich nehme an, was ich nicht ändern kann und sehe Krisen als überwindbare Phasen an"), Optimismus ("Ich verlasse mich auf meine Fähigkeiten und vertraue darauf, dass die Lage besser wird"), Eigenverantwortung ("Ich bin überzeugt, dass ich das eigene Denken, Fühlen und Handeln steuern, etwas ändern und Einfluss nehmen kann"), Lösungsorientierung ("Ich werde aktiv und packe die Probleme an"), Zukunftsorientierung ("Ich sehe der Zukunft neugierig entgegen, mache Pläne statt passiv abzuwarten und bin bereit, mich für gesetzte Ziele anzustrengen"), Rollenklarheit ("Ich weiß, welche Verantwortung ich habe und welche andere haben") und Netzwerkorientierung ("Ich pflege und nutze meine sozialen Kontakte und traue mich, andere um Hilfe zu bitten").

Zu den einzelnen Stichpunkten zeigte die Expertin wirksame Übungen auf. "Stellen Sie eine Stärken-Hitliste auf, auf der Sie ihre Stärken aufschreiben", schlug sie vor. Eine weitere Anregung war, eine Notfallbox bereitzustellen, die man öffnen kann, wenn es einem schlecht geht. Darin sollten Selbstfürsorgelisten, Lobzettel, Gutscheine, Telefonnummern von guten Freunden, schöne Musik-CDs und Erinnerungen an glückliche Ereignisse deponiert sein.

Falsche Glaubenssätze wie "Eigenlob stinkt", "Ich muss alles perfekt machen" und "Ich muss es allen recht machen" sollten positiv umgewandelt werden. Ich "muss" sollte ersetzt werden durch "Ich möchte". Energie-Räuber sollten erkannt und gleich wieder durch Energie-Bringer ersetzt werden.

Langsam anfangen

Zum Schluss gab Schmid noch einige gut gemeinte Ratschläge: "Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, fangen Sie langsam an, üben Sie regelmäßig. Haben Sie Geduld und geben sie nicht auf." Wer sich ausführlicher mit Resilienz beschäftigen will, kann am 26./27. April an einem zweitägigen Kurs in Spindlhof teilnehmen. Hans Stelzl von der Katholischen Erwachsenenbildung und Rita Ponnath vom Kemnather Frauenbund bedankten sich bei Schmid mit einem Präsent.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.