Einmal im Monat treffen sich Volksmusikanten aus der Region normalerweise im Gasthaus "Zur Fantasie". Gerne nehmen sie auch längere Anfahrten auf sich, beispielsweise aus Waldsassen, Fichtelberg, Marktredwitz, Weiden, Wunsiedel, Wörth an der Donau, Röthenbach, Bronn bei Pegnitz, Neuzirkendorf und Bischofsgrün.
Aber beim 23. Musikantenstammtisch am 23. Februar war damit Schluss. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie sind solche Treffen nicht mehr möglich. "Abstand halten" und "Schutzmasken auf" lautet derzeit die Devise.
Als Musikkanal nutzen
Herbert Storek, der nicht als versierter Moderator, sondern auch mit seiner Steirischen Harmonika, Klarinette oder seinem Saxofon immer dabei ist, merkte, wie sehr seinen Mitstreitern dieses regelmäßige Treffen fehlt. Da hatte er eine Idee. "Wir könnten doch eigentlich unsere Whatsapp-Gruppe als Musikkanal nutzen", schlug er vor. Bisher war sie für ihn nämlich nur ein Mittel zur schnellen Verständigung der Musikanten untereinander. Schnell wusste er so Bescheid, wer zum nächsten Musikantenstammtisch kommen kann und wer nicht. Auch die Musikanten konnten sich per Handy mit ihm in Verbindung setzen.
"Jetzt sollte unsere Whatsapp eine zusätzliche Bedeutung bekommen", beschlossen er und seine Ehefrau Maria. "Dabei soll es darum gehen, wie wir vom Kemnather Musikantenstammtisch Whatsapp nutzen, um trotz Corona-Krise den gegenseitigen Kontakt zu halten und uns auszutauschen", schrieb Storek an seine Musikantenfreunde.
Wer Lust hat, soll ein Musikstück daheim aufnehmen und als musikalischen Gruß ins Netz stellen. Den könnten dann alle mithören, vielleicht auch mitspielen, fachsimpeln und sich Anregungen holen. "Das klappt wunderbar", freuen sich Maria und Herbert. Zu hören sind Walzer, Polkas, Märsche und Zwiefache, die sehr beliebt sind.
"Ich finde es sehr interessant, das gleiche Stück in unterschiedlichen Versionen auf unterschiedlichen Instrumenten zu hören", lautet ein Kommentar. Manchmal werden auch Instrumente gespielt, die im Gasthaus "Zur Fantasie" nicht zu hören sind, beispielsweise ein Klavier, das im Wohnzimmer steht. Aber auch die Kreativität wird dabei gefördert. Immer wieder stellen Musikanten "selbst gestrickte" Stückl als Tondokument oder Video in die Gruppe. "Hab mal was Neues ausprobiert", kommentiert ein Musikant sein selbst komponiertes Musikstück. "Super, mach so weiter", lauteten einige Reaktionen darauf.
Die Musikanten-App funktioniert bestens. "Schön!", "Allen Respekt", "Klasse" und "Da kann man sehr schön in Erinnerungen schwelgen", das sind Reaktionen, die zu mehr ermutigten. "Dieses schöne Lied bringt genau das zum Ausdruck, was wir alle in dieser schwierigen Corona-Zeit benötigen", "Dieses Lied hat mir wieder Hoffnung gemacht" und "Dös is a Ohrwurm-Virus", schreibt eine Zuhörerin. "Sehr schön gesungen und auch begleitet", kommentiert eine andere.
Stammgäste mit dabei
In dieser Whatsapp-Gruppe sind nicht nur Musikanten, sondern auch Stammgäste, Liebhaber und treue Fans vertreten. Auch Storek spart nicht mit Lob und Anerkennung. "Maria und ich möchten uns bei allen Musikanten bedanken, die heute wieder für uns gespielt haben. Ihr seid einfach Spitze!"
"Bei einem Musikanten gibt's keine Fehler, höchstens ungeplante Variationen", ermuntert er alle, die sich kaum trauen, einen Musikbeitrag zu liefern. Niemand wird kritisiert oder verärgert. Auch musikalische Geburtstagsgrüße werden übermittelt. Gemeinsam gedachten sie auch ihres verstorbenen Musikantenfreundes Dieter Kannenberg.
"Wir hoffen sehr, dass wir ab September wieder in den Normalbetrieb gehen können und uns im Gasthaus ,Zur Fantasie' treffen" schreiben Maria und Herbert Storek. Bis dahin gilt: "Bleibt (oder werdet) gesund!"
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