Die Kemnather Gesellschaft Frohsinn ist außerhalb der Gemeindegrenzen kaum bekannt. Und auch im Ort tritt sie heutzutage nur noch selten in Erscheinung. Lediglich der jährliche Rosenmontagsball ist ein fester Termin im Kemnather Jahreskalender. Dabei blickt der Verein auf eine lange Geschichte zurück.
Denn mindestens seit 1819 besteht dieser in seiner heutigen Form. Und das ohne Unterbrechungen. Auch während der NS-Zeit, in der viele ähnliche Vereine verboten oder in anderen Organisationen integriert wurden. Der Beleg für die lange Tradition steht im Kemnather Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum: eine Holztafel mit der Mitgliederliste aus dem Jahr 1819.
Wahrscheinlich gibt es die Gesellschaft schon ein paar Jahre länger, aber darüber gebe es keine Dokumente mehr, berichtet Georg Dötsch, der das Amt des Vorsitzenden 2005 von seinem Schwiegervater übernommen hat: "Die Gesellschaft Frohsinn ist wahrscheinlich aus einer aufgelösten Zunft entstanden." Deswegen sei traditionell die Führung der Gesellschaft immer in der Hand eines Handwerksmeisters gelegen: "Mein Schwiegervater war Schneidermeister, der Vorgänger war Seilermeister, dessen Vorgänger Schmiedemeister. Ich bin Kfz-Meister."
Die Aufgabe des Vereins sei es, "Geselligkeit und Bräuche zu pflegen und die Oberpfälzer Mundart zu bewahren". Früher sei der Verein noch deutlich aktiver gewesen und es habe auch noch viel mehr engagierte Mitglieder gegeben: "Die haben in regelmäßigen Abständen Feiern organisiert, im Sommer zum Beispiel, und noch alles mögliche andere."
Heute kämpft auch dieser Verein mit der schwindenden Mitgliederzahl und sinkendem Engagement in der Gemeinschaft. Es gibt zwar noch etwa 80 Mitglieder, der "harte Kern" seien jedoch lediglich etwa 14, "die sich regelmäßig treffen und auch den Ball organisieren". Daher bestehe die Pflege der Bräuche hauptsächlich nur noch aus dem Rosenmontagsball und einem monatlichen Treffen: "Wir treffen uns immer am ersten Sonntag jeden Monats um 19 Uhr im Vereinslokal Kormann und pflegen Geselligkeit und Bräuche soweit es geht. Und wir versuchen die Oberpfälzer Mundart am Leben zu halten."
Das besondere am Verein, neben der langen Geschichte? Man wird immer nur für 14 Monate Vereinsmitglied - mit jeder Teilnahme am Rosenmontagsball wird die Mitgliedschaft erneuert. Aber natürlich könne man auch unter dem Jahr jederzeit dem Verein beitreten, "dann zahlt man einfach seine Jahresgebühr von sieben Euro und ist dabei". Somit sei der Verein eigentlich ideal für alle, die sich nicht lange binden möchten, aber trotzdem gerne am Gesellschaftsleben eines Vereins teilhaben wollen.
Einige der aktuellen Mitglieder hatten die Mitgliedschaft von ihren Eltern übernommen, aber die meisten seien über die Rosenmontagsbälle dazugekommen. Das treueste Mitglied ist seit etwa 50 Jahren dabei. "Wir sind aber inzwischen alle über 40 Jahre alt, und ich hoffe, dass wir ein paar jüngere Mitglieder finden." Für die Zukunft wünscht sich Dötsch, dass es einfach mit dem Verein weiter geht und er einen Nachfolger findet: "Im Idealfall einen Meister, aber daran würde ich es natürlich nicht festmachen."
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