Kemnath
17.05.2019 - 10:55 Uhr

Leute wollen Qualität auf Tellern

"Ihren Auftrag immer mehr zu produzieren, den sie vor 150 Jahre bekommen hat, hat die Landwirtschaft längst überfüllt", sagte Michael Horsch beim Ring junger Landwirte Kemnath. Ein Umdenken ist erforderlich.

Michael Horsch macht beim Ring junger Landwirte eine landwirtschaftliche Reise rund um den Globus. Ihre Probleme kennt er bestens, aber auch die Zielsetzungen, Planungen und Aussagen der Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Bild: bkr
Michael Horsch macht beim Ring junger Landwirte eine landwirtschaftliche Reise rund um den Globus. Ihre Probleme kennt er bestens, aber auch die Zielsetzungen, Planungen und Aussagen der Lebensmittel- und Pharmaindustrie.
Das Interesse am Vortrag ist groß. Bild: bkr
Das Interesse am Vortrag ist groß.

Ein lockerer, spannender und informativer Vortrag war es, zu dem der Vorsitzende des Rings junger Landwirte, Tobias Vogel, den Chef der Horsch Maschinen GmbH aus Schwandorf willkommen hieß. Der kurzfristig anberaumte Vortrag im Kormannsaal mit Michael Horsch erwies sich als Magnet.

Der Referent rückte die Landwirtschaft weltweit in ein anderes Licht. Den Einsatz von Chemie auf den Äckern und Felder verteidigte er, verurteilte aber ihre überzogene und falsche Anwendung, wenn die Natur nicht mehr in der Lage ist, die eingesetzten Stoffe abzubauen, und sich Resistenzen bei Pflanzen und Mikroorganismen bilden.

Horsch, der als Landwirtschaftssohn die Agrarwirtschaft rund um den Globus kennt, erzählte wie er sich als Jugendlicher überlegt hatte, ein Gerät für die Bodenbearbeitung ohne zu ackern zu entwickeln. Die Herausforderung für ihn waren die Aussagen, "es geht nicht".

Dass "es geht nicht" übertrug er auf die Gesellschaft von heute. Immer mehr und immer billigere Lebensmittel würden produziert. "Es gibt immer mehr Menschen, die überfressen sind. Über die Hälfte der Menschen hat ein Problem mit der Figur". Für die Pharmaindustrie seien die Zivilisationskrankheiten ein gigantisches Geschäft.

Der Referent leitete mit seiner aktuellen Betrachtung des mediengesteuerten Verbrauchers zur Zukunft der Landwirtschaft über. "Die ökologische Landwirtschaft ist zweitrangig", unterstrich er. Dabei bedauerte er, dass wir nicht mehr fähig seien, die Realitäten im Hintergrund wahrzunehmen. Soziale Medien und Kampagnen wie gegen das Bienensterben verwässerten den Blick, meinte er.

Übermäßiger Konsum an Milch oder Fleisch sei nicht gesund, ebenso wenig das reine "Kerndlfuttern". Die Landwirtschaft müsse sich den Ansprüchen des Flexitarismus stellen, ermunterte Horsch. Diese neue Esskultur lasse Fleischkonsum zu, stelle ihn aber nicht in den Mittelpunkt. Gefordert werden ausgewählte Produkte. Die Lebensmittelkonzerne hätten den weltweiten Trend erkannt und erzögen die Verbraucher bei ihrem Geschmacksempfinden langsam um. Palmöl und Zucker werden aus den Produkten genommen. Fünf Fabriken habe bereits Südzucker geschlossen, wusste Horsch. Der Pharmaindustrie sei die Gegenbewegung mit rückläufigen Gesundheitsproblemen längst bewusst geworden.

"Wir haben es verlernt, das Unmögliche zu denken", sagte er den Landwirten bei der Betrachtung von Zukunftsvisionen. Er ermunterte sie, nicht nur zu einer größeren Fruchtfolge sowie dem verantwortungsvollen Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln auf den Äckern, sondern auch die Produktion dem Verbraucherverhalten anzupassen. Ein Großteil wolle regionale, hochwertige Produkte und "nicht billiges Rindfleisch aus Südamerika". Für die Landwirtschaft vor Ort sah Horsch hier den großen Vorteil, im Umkreis von 200 bis 300 Kilometern die kaufkräftigste Kundschaft zu haben.

 
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