(bjp) Mäßiges Zeugnis – missliche Zukunft? Solche Schulnoten-Kaffeesatzleserei ist noch immer weit verbreitet. Dass es gottlob oft ganz anders kommt, illustrieren zwei Dokumente aus der Sonderausstellung des Heimat- und Handfeuerwaffenmuseums „Gestempelt und gesiegelt – eine Zeitreise“: Ein Weidener Realschüler brachte 1925 mit 15 Jahren ein Zeugnis heim, das allenfalls „mittelprächtig“ genannt werden konnte – doch 14 Jahre später schloss er sein Medizinstudium in München mit dem „Dr. med.“ und der Note „sehr gut“ ab.
„Dieser Schüler raffte sich nie zu dauernd pflichtgemäßem Fleiße auf, daher haben auch seine Leistungen, zumal im Französischen und in der Naturkunde, nicht recht befriedigt.“ Stolz dürfte Andreas D. auf sein Osterzeugnis der vierten Realschul-Jahrgangsstufe nicht gewesen sein. Französisch, Naturkunde und Kurzschrift „mangelhaft“, in den meisten Fächern ein durchschnittliches „entsprechend“, lediglich im Turnen ein „lobenswert“ und im Singen sogar eine „hervorragende“ Benotung: Wie „begeistert“ mochten seine Eltern diese von Klassleiter Kleinheinz unterschriebene Schuljahresbilanz aufgenommen haben?
Doch der schriftliche Schuss vor den Bug ließ den Burschen anscheinend nicht gleichgültig: Offenbar schaffte er später den Sprung auf eine höhere Schule und baute ein Abitur, das gut genug war, um sich an der Münchener Uni für ein Medizinstudium einzuschreiben. 1939 verlieh die dortige medizinische Fakultät dem bereits als „Arzt in Weiden“ approbierten 29-Jährigen nach einem „sehr guten“ Rigorosum den Doktorgrad – verbrieft auf einer Promotionsurkunde, die als papierener Zeitzeuge nicht verleugnet, in welcher Ära sie ausgefertigt wurde: Im Fakultätssiegel prangt das Hakenkreuz-Hoheitszeichen jener Jahre.
Schreibgeräte und Siegel, Urkunden und andere Schriftstücke aus Mittelalter und Neuzeit, darunter ein prachtvoll gestalteter Vertrag über einen Hofverkauf in Grub bei Kirchenpingarten anno 1602 („Der neue Tag“ berichtete) und verschiedene Petschaften und Dokumente der einst auf Schloss Wolframshof ansässigen Freiherren von Lindenfels zeigt das Museum in der Fronveste bis 25. November in seiner aktuellen Sonderausstellung über Wege und Wandel der neuzeitlichen Schreib- und Dokumentationskultur. Sie kann sonntags von 14 bis 16 Uhr, am ersten Sonntag des Monats zusätzlich von 10 bis 12 Uhr besucht werden, der Eintritt ist frei.
(bjp) Auf zum großen Museums-Feriennachmittag für Mädchen und Buben ab sechs Jahren: Am Montag, 3. September, von 14 bis 17 Uhr ist das Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum im Kemnather Ferienprogramm für alle jugendlichen Museums- und Musikfreunde geöffnet. Geboten werden Museumsführungen, Basteln von Schmuck und Pfeilspitzen im Steinzeitstil und Fladenbrotgrillen am offenen Feuer im Museumshof. Anmeldung bei Hans Bäte, 09642/2371.
Ebenfalls am 3. September von 17 bis 18 Uhr lädt das Museumsteam zu einem Besuch bei den Urahnen der MP3-Player ein. Im „Musikeum“ gleich neben dem Heimatmuseum treffen die jungen Gäste auf eine ihnen bis daher unbekannte Musikwelt. Die Tasten von Klavieren werden wie von Geisterhand bewegt, in zarten Tönen lassen sich Spielwerke vernehmen, die auch in winzige Taschenuhren genauso eingebaut wurden wie in Feuerzeuge, Puppenautomaten, Nähkästchen, Fotoalben oder Puderdosen.
Anmeldung bei Museumsleiter Anton Heindl, Telefon 09642/8481, E-Mail heindl-anton[at]t-online[dot]de. Am 9. September, dem Tag des offenen Denkmals, öffnet das Museum von 13 bis 17 Uhr zu stündlichen Führungen.













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