Kemnath
02.12.2019 - 11:32 Uhr

Recht auf Privatsphäre

Diözesansekretär Markus Nickl referiert bei der Kemnather KAB über Digitalisierung.

„Die KAB wird sich auf die Veränderungen in der Arbeitswelt vorbereiten und den Wandel sozial gestalten“ betonte Diözesansekretär Markus Nickl. Bild: jzk
„Die KAB wird sich auf die Veränderungen in der Arbeitswelt vorbereiten und den Wandel sozial gestalten“ betonte Diözesansekretär Markus Nickl.

"Wie arbeiten und leben wir morgen?" war das Thema von Diözesansekretär Markus Nickl bei der Monatsversammlung der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) im Pfarrheim. Dazu begrüßte Vorsitzender Peter Daschner auch Pfarrer Thomas Koch.

"Neue Arbeit ist viel mehr als Arbeit mit Internetanschluss", betonte Nickl zu Beginn seiner interessanten Ausführungen. Schneller, flexibler, komplexer, unabhängiger - soll das die schöne neue Arbeitswelt sein? "Die Digitalisierung der Arbeit ist die sogenannte vierte Revolution der Arbeitswelt", sagte Nickl. Sie präge aber nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern werde auch Einfluss darauf nehmen, wie wir künftig leben, wie wir Beziehungen in der Familie und das Familienleben gestalten können.

"Welche Chancen aber auch welche neuen Probleme können wir bereits jetzt absehen?", lautete seine Frage. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche werde auch in der Arbeitswelt tiefgreifende Veränderungen hervorrufen. Niemand wisse genau, wie viele Arbeitsplätze künftig durch die künstliche Intelligenz im Handwerk, in der industriellen Produktion und im Dienstleistungsbereich ersetzt werden.

Unsere Arbeitsgesellschaft sei im Wandel. Durch die technischen Möglichkeiten würden viele Berufe nicht mehr in der bisherigen Form benötigt. Der Mensch werde weitgehend von der körperlichen Arbeit befreit. "55 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland werden wahrscheinlich durch intelligente Roboter ersetzt", vermutete Nickl. "Die zukünftigen Arbeitnehmer müssen schwierige Arbeitsprozesse leiten und tragen persönlich eine große Verantwortung", meinte er. "Sind 'Clickworker' die Tagelöhner der Zukunft?", fragte er.

Die KAB sieht die Digitalisierung als einen umkehrbaren Prozess, den es kritisch zu begleiten und aktiv zu gestalten gilt. Dabei setzt sie sich dafür ein, dass Arbeiten und Leben auch im Zeitalter der Digitalisierung und Flexibilisierung in Würde und Solidarität stattfinden kann. "Wie kann man sich auf darauf vorbereiten?" und "Wie können wir Sozial- und Arbeitsstandards so weiterentwickeln, dass Humanität und Gerechtigkeit nicht den technischen Möglichkeiten zum Opfer fallen?" sind für die KAB elementare Fragen, auf die möglichst bald eine Antwort gefunden werden müsse.

Die fortschreitende Digitalisierung mit ihren wachsenden technischen Möglichkeiten beinhalte auch den uneingeschränkten, digitalen Zugriff auf den Menschen. Unter dem Etikett der Transparenz wachse die Fülle der gesammelten Daten sowohl privat als auch betrieblich ins Unermessliche und damit auch die Kontrollmöglichkeiten derjenigen, die die Daten sammeln.

"Es muss auch in einer digitalen Welt ein Recht auf Nichterreichbarkeit und auf Privatsphäre geben, auch wenn eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit technisch möglich und im globalen Wettstreit erforderlich erscheint", forderte Nickl.

Die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme müsse auf eine breitere Grundlage gestellt und kapitalintensive Betriebe mit hohem Rationalisierungspotential daran beteiligt werden.

Die Aufrechterhaltung der psychischen und physischen Arbeitskraft könne nicht allein in der Verantwortung der Arbeitnehmer stehen. An den Vortrag schloss sich eine Diskussion an. Peter Daschner bedankte sich bei dem Referenten. Die adventliche Feier der KAB ist am Mittwoch, 11. Dezember, im Pfarrheim.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.