Kemnath
15.05.2023 - 10:37 Uhr

Sinkende Holzpreise und „ideologische Umweltpolitik“ plagen Waldbauern

Die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Kemnath fühlen sich zunehmend dem Räderwerk idiologischer Interessen ausgesetzt. Im Kulmainer Bürgerhaus sahen sie in den Regularien der Politik enteignungsgleiche Maßnahmen.

Im November 2022 ist Oskar Kastner zum neuen Vorsitzenden der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Kemnath gewählt worden. Seitdem habe er sich durch Berge von Papier „gequält“, berichtete er in der Jahreshauptversammlung. Wichtig sei ihm die Kommunikation mit den 630 Mitgliedern, die eine Waldfläche von 3713 Hektar bewirtschaften.

Einen Blick auf den Holzmarkt warf Geschäftsführer Walter Ehlich. Im Brennpunkt standen dabei der Borkenkäfer, die schwächelnde Bauindustrie, die energetische Nutzung von Holz und die Konzentration der Leistungen bei den Sägewerken auf immer weniger große Betriebe. Gesättigt sah Ehlich den deutschen Holzmarkt mit der Folge sinkender Preise für Rundholz. In Ländern mit Holzbedarf, dort wo noch ein guter Preis zu erzielen wäre, drängten alle. Der Geschäftsführer befürchtete: „Ein stabiler Holzmarkt wird in Zukunft nicht stattfinden.“

Sturmschäden überschaubar

14 341 Festmeter Holz wurden 2022 vermarktet, davon 36 Prozent Käferholz. Schwerpunkte des Borkenkäferbefalls waren die Kommunen Immenreuth, Kulmain und Kemnath. Überschaubar blieben die von Stürmen verursachten Schäden.

Sorgen bereiten die klimatischen Veränderungen. Das feuchte Frühjahr heuer bremste den Borkenkäfer etwas aus. Die Aussichten sind laut Ehlich ungewiss – vor allem, falls wieder ein trockener Sommer kommen sollte. Die Sägeindustrie habe keine Aufträge in ausreichendem Maß. Ursache seien die rückläufigen Bauanträge.

Kurz streifte Ehlich den Bereich Holz als Brennstoff. Die Preise für Holzpellets seien durch die Decke gegangen. Als sehr fragwürdig wurde in der Diskussion das Einbauverbot von Pelletsheizungen in neue Häuser gesehen, da gerade Holz CO2-neutral sei.

Im Gebäudeenergiegesetz und dem Ziel der Europäischen Union, Waldflächen stillzulegen entdeckte der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, Ely Eibisch, einen Totalschlag gegen die Waldbauer. Der ideologisch ausgerichteten Umweltpolitik kreidete er zudem an, nichts gegen die Reduzierung von CO2 mittels Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Straßen, durch Versteuerung von Flugtreibstoff oder das Verbrennen von „großem Dreck“ durch Kreuzfahrschiffe zu unternehmen. „Es geht vielfach nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um die Ideologie“, bedauerte Kulmains Zweiter Bürgermeister Albert Sollfrank als Gastgeber.

Resistente Mischwälder

Die Waldbesitzer wurden aufgefordert, in den Wald zu gehen, nach Käferbäumen Ausschau zu halten und diese einzuschlagen. „Baut eure Wälder in resistente Mischwälder um, um sie zukunftsträchtig zu machen“, lautete ein weitere Appell.

Christian Doleschal, Mitglied des Europäischen Parlaments, beleuchtete die Einflussnahme der Europäischen Union auf die Waldbesitzer. Forstpolitik sei zwar Ländersache, aber über Richtlinien nehme Brüssel die Länder in einen Würgegriff.

Gegen Regelung „getrommelt“

57 Prozent der bayerischen Wälder seien im Privatbesitz, in anderen Ländern dagegen nur 10. Einen Erfolg sah Doleschal in dem zurückgenommenen Ansinnen von Brüssel, dass Waldbesitzer mit über 13 Hektar Waldfläche ein Kohlenmonoxidgutachten erstellen hätten sollen. Doleschal rechnete vor, dass in privaten Wäldern in Deutschland zehn Millionen Tonnen CO2 gespeichert werden. Auf sein Unverständnis fiel deshalb die neue Energierichtlinie, nach der Holzenergie nicht mehr auf die CO2-Bilanz angerechnet werden sollte, obwohl es zuvor 100 Prozent waren. Doleschal dankte deshalb allen Waldbesitzern, die gegen die Regelung „getrommelt“ haben und es schafften, auf europäischer Ebene die Anrechnung von 100 Prozent zu erhalten.

Angesicht eines falsch dargestellten Bildes von den Waldbauern in den Medien ermutigte der Europaabgeordnete, Druck auf die Lobby auszuüben mit dem Hinweis: „Es gibt Kräfte, die es auf den Wald abgesehen haben.“ Der Wald werde kriminalisiert, obwohl er soviel Kohlenstoff in die Atmosphäre abgebe wie er binde. Die Lobby-Arbeit zu beeinflussen gilt ebenso für die Bodenschutzverordnung der EU. Sie wird für die Zukunft ein Problemfall sein, befürchtete Doleschal. Mit der Schließung von Papierfabriken sahen die Waldbesitzer weitere Probleme auf sich zukommen. „Wohin mit dem Holz?“, so die Frage. Eine Antwort wurde in Holz als sauberen Energieträger gesehen. Gas, Erdöl und Wärmepumpen durch ihren Stromverbrauch sind es nach Überzeugung der FBG nicht.

 
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