In einer Welt, die von einer ständigen digitalen Evolution geprägt ist, stehen vor allem die Senioren vor neuen Problemen. Immer mehr ältere Menschen stellen sich diesen Herausforderungen und meistern sie mit Bravour. Eine Hilfestellung bieten dabei die Computer- und Smartphone-Kurse von "Leben plus" in Kemnath.
Am Donnerstag, 22. Februar, startet ein neuer Kurs, in dem die Kemnather Senioren in die Wirren der Smartphone-Kommunikation eintauchen und sich unter der sachkundigen Anleitung von Referent Jürgen Blumberg mit den Geheimnissen von Whatsapp vertraut machen.
Viele Nachfragen
Schwierigkeiten, die Kurse auszulasten, hat Stefanie Baier von "Leben plus" in Kemnath nicht. Sie erzählt, dass die Leute oft schon im Lauf des Jahres nachfragen, wann wieder Kurse angeboten werden, heißt es in einer Mitteilung. Außerdem habe sie festgestellt, dass der Bedarf ständig steigt, und auch die aktuellen Kurse seien bereits ausgebucht: "Man merkt schon, dass immer mehr Senioren dieses Angebot nutzen möchten und oftmals auch müssen, vor allem auch durch die immer weiter zunehmende Digitalisierung der Welt."
Bahn-Tickets, Online-Banking, Kontakt zu den Enkeln halten - oft komme man kaum um die Nutzung des Smartphones herum. Für Jüngere kein Problem, den Senioren fehle aber oft das nötige Grundwissen rund um Smartphones und Computer, um mit diesen Entwicklungen Schritt halten zu können.
An dieser Stelle setzen die Kurse bei "Leben plus" an, heißt es weiter. Neben dem Whatsapp-Kurs gibt es auch einen Smartphone- und einen Laptop-Kurs. Die Kurse vermittelten nicht nur technisches Wissen, sondern verhelfen auch zu mehr Selbstvertrauen und Unabhängigkeit, indem sie die Scheu vor den neuen Technologien und Kommunikationswegen nehmen.
Drei Nachmittage
Kursleiter ist Jürgen Blumberg. Er kommt aus Mitterteich und ist selbstständiger IT-Dienstleister. An drei Kursnachmittagen zu je 90 Minuten erkläre und zeige er den Senioren mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl, was sie über Whatsapp wissen müssen. Dabei gebe er keinen Frontalunterricht und spule keinen fertigen Vortrag ab, sondern er gehe auf jeden Teilnehmer ein und nehme sich viel Zeit für alle Fragen. "So banal diese wohl manchmal auch klingen mögen – niemand müsse sich hier für irgendeine Frage schämen", schreiben die Veranstalter. Auch Blumberg sieht den Bedarf an solchen Kursen: "Die Senioren heute sind schon technisch affiner. Viele haben ein Handy, aber sind noch nicht fit im Umgang damit." Es ergebe daher Sinn, den Whatsapp-Kurs an einen Smartphone-Kurs anzuknüpfen. So könne man seine Kenntnisse nach und nach erweitern und einüben.
Jedes Gerät anders
Moderne Smartphones seien so designt, dass man sie intuitiv bedienen kann. Es gebe eine Design-Sprache, die man nur durch Bilder und ohne Worte verstehe. Deshalb würden sie in der Regel ohne Bedienungsanleitung verkauft. Trotzdem würden sich die Geräte in Handhabung und Design je nach Modell und Hersteller unterscheiden, und es könne sein, dass das Gerät der Nachbarin oder der Kinder ganz anders bedient wird als das eigene.
Aber das sei oft genau das Problem, wie Stefanie Baier erklärt: "Die ältere Generation ist vorsichtiger und will vorher wissen, was passiert, wenn man auf eine Taste drückt." Deshalb erkläre Blumberg jedem Kursteilnehmer alles direkt am eigenen Gerät. Damit er dabei genug Zeit für jeden Einzelnen hat, sei die Gruppengröße bewusst auf zirka zehn Personen begrenzt.
Er beginnt zunächst mit den Grundlagen: der Installation von Whatsapp, wie und wo man die App auf dem Smartphone findet und öffnet und wo die Kontakte gespeichert sind. Dann könnten schon die ersten Nachrichten geschrieben werden. Blumberg erkläre dabei unter anderem auch, was es mit den blauen Häkchen auf sich hat. In den nächsten Schritten würden dann schon Fotos verschickt und Gruppenchats eröffnet. Zum Schluss würden die Nachrichten dann noch mit Emojis, Stickern und Gifs (kurze Animationen oder Videosequenzen) aufgepeppt.
Freude über Erfolgserlebnisse
Jürgen Blumberg freut sich mit den Senioren über jedes Erfolgserlebnis: "Sie amüsieren sich jedes Mal köstlich, wenn sie ihre Angehörigen mit ihren neuen Kenntnissen beeindrucken können." So mancher Enkel staune nicht schlecht, wenn plötzlich ein Videoanruf oder ein Gif von Oma oder Opa ankommt. Dadurch hätten die Senioren und Jürgen Blumberg selbst auch viel Spaß bei der Sache.
Doch Whatsapp ist laut Mitteilung nicht nur Kommunikationsmittel, sondern kann auch für mehr Sicherheit im Alltag sorgen. "Wir sprechen auch über Whatsapp als Notfallsystem", wird Blumberg zitiert. "Bei bestimmten Tastenkombinationen wird ein Notfallmodus ausgelöst, in dem eine Nachricht mit Fotos und Standort an ausgewählte Kontakte verschickt wird." In Notfällen wüssten die Angehörigen dadurch schnell Bescheid und könnten zielgerichtet helfen. Die Möglichkeit, seinen Standort zu verschicken, könne beispielsweise auch bei Ausflügen genutzt werden, um zurück zum Bus oder zur Begleitung zu finden.
Immer mehr Teilnehmer
Die Technikkurse mit Jürgen Blumberg sind bereits seit mehreren Jahren regelmäßig im "Leben plus"-Programm und fänden seitdem immer größeren Anklang. Das sei sicherlich auch Blumbergs Art zu verdanken. Er mache seine Arbeit gerne, und das ist im Gespräch mit ihm auch deutlich zu spüren: "Ich lasse mich ganz bewusst darauf ein. Es macht mir nichts aus, wenn Fragen mehrfach gestellt werden. Und wenn nach dem Kursende noch Fragen da sind, bleibe ich gerne, um sie zu klären. Man muss sich einfach Zeit lassen, üben, mit anderen in Dialog treten und Spaß dabei haben."
Wer weitergehende Fragen hat, könne auch gern zur Techniksprechstunde im Familien- und Bürgerzentrum "Mittendrin" kommen. Dort ist noch mehr Zeit für Einzelanliegen.
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