Kemnath
11.08.2025 - 09:44 Uhr

Sonderausstellung „Von Abertham zum Anzenstein“ in Kemnather Fronveste

Die Handschuhmanufaktur Richter, gegründet von einem Vertriebenen, stattete zwischen den 1950er und 80er Jahren die ganze Region mit Lederwaren aus. Nun gibt es in der Fronveste in Kemnath eine Sonderausstellung über das Unternehmen.

Mit einer von der Unternehmerfamilie reich bestückten Sonderausstellung erinnert das Kemnather Museum an das Vertriebenenunternehmen Richter, das bis in die 1980er Jahre in Kemnath Handschuhe und andere Bekleidungsstücke herstellte. Bild: Bernhard Piegsa
Mit einer von der Unternehmerfamilie reich bestückten Sonderausstellung erinnert das Kemnather Museum an das Vertriebenenunternehmen Richter, das bis in die 1980er Jahre in Kemnath Handschuhe und andere Bekleidungsstücke herstellte.

Auch in den Sommerferien ist das Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum in der Kemnather Fronveste geöffnet und lädt zu seiner Sonderausstellung "Von Abertham zum Anzenstein: Als egerländisches Hand-Werk nach Kemnath kam" über die Geschichte der Handschuhmanufaktur Richter ein. Als Beitrag zum Gedenken an 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert es damit an die Aufnahme von rund 6.000 deutschen Heimatvertriebenen aus den verlorenen "Ostgebieten" im einstigen Landkreis Kemnath und an ihren Beitrag zum Wiederaufbau der Region und Nachkriegsdeutschlands.

Zu diesen Menschen, die ab 1946 in Kemnath eine neue Heimat fanden, gehörten Rudolf Richter Senior aus Abertham im nordböhmischen Erzgebirge und seine Familie. Als Handschuhmachermeister begann Richter bald nach der Ankunft in der Oberpfalz mit der Produktion in seiner Wohnung. Zwischen 1951 und 1955 wurde der erste Fabrikbau errichtet. Die Lederhandschuhe aus dem Hause Richter erfreuten sich großer Beliebtheit, seit den 1970er Jahren verlagerte das Unternehmen seinen Angebotsschwerpunkt zunehmend auf Ledermoden.

1987 Produktion eingestellt

Zur prominenten Kundschaft zählte damals auch Peter Hofmanns Ehefrau, die Opernsängerin Deborah Sasson. Doch auf die Dauer konnte sich die Firma gegen die billigere ausländische Importware nicht behaupten, 1987 stellte sie die Produktion ein. Einen Namen machte sich Richter, der 1983 mit 83 Jahren verstarb, auch als Musiker und Komponist des "Kemnather Marschs".

Zu sehen sind zahlreiche Muster der umfangreichen Produktpalette, Handwerksgeräte und noch manches mehr aus dem Besitz von Petra Daubenmerkl geb. Richter. Das Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen in Erbendorf stellt Roll-up-Banner mit Informationen zur Familien- und Unternehmensgeschichte zur Verfügung. Die Sonderausstellung kann bis 21. Dezember 2025 sonntags von 14 bis 16 Uhr, am ersten Sonntag des Monats zusätzlich von 10 bis 12 Uhr in der Fronveste, Trautenbergstraße 36, besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

 
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