Kemnath
29.09.2021 - 14:27 Uhr

Sonderausstellung im Heimatmuseum zeigt Aufschwung und Niedergang des deutschen Kaiserreichs

Mit Alltagsgegenständen wie Kinderspielzeug, Geschirr oder Weihnachtsschmuck zeigt das Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum Kemnath den Zeitgeist während des deutschen Kaiserreichs von 1871 bis 1914.

"Heimatfront"-Idyll im Ersten Weltkrieg: Markige Sprüche zierten dieses Kaffeeservice von 1916 und den links daneben platzierten Bierkrug von 1914, die in der neuen Sonderausstellung des Kemnather Museums aus Anlass des 150. Jahrestags der Reichsgründung gezeigt werden. Bild: bjp
"Heimatfront"-Idyll im Ersten Weltkrieg: Markige Sprüche zierten dieses Kaffeeservice von 1916 und den links daneben platzierten Bierkrug von 1914, die in der neuen Sonderausstellung des Kemnather Museums aus Anlass des 150. Jahrestags der Reichsgründung gezeigt werden.

Das Deutsche Reich wurde am 18. Januar 1871 in Versailles als nationalstaatlicher Zusammenschluss von 25 deutschen Teilstaaten aus der Taufe gehoben. Die negativen Erfahrungen und Entwicklungen jener ereignisreichen Zeit wirken teils bis in die Gegenwart nach.

Der ersten "deutschen Einheit" der Neuzeit widmet das Kemnather Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum ab Sonntag, 3. Oktober, dem Gedenktag der "zweiten deutschen Einheit" von 1990, voraussichtlich bis 27. März 2022 eine von dem Ebnather Historiker Tobias Damberger gestaltete Ausstellung unter dem Titel "Das Deutsche Kaiserreich - Vom Aufschwung in den Untergang". Sie illustriert die Geschichte von der Reichsproklamation bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914.

Spielzeug soll für Krieg begeistern

In vier Teile ist die Sonderausstellung im Erdgeschoss der Fronveste gegliedert. Der erste Bereich thematisiert die Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871, der zweite Teil beleuchtet das sogenannte Dreikaiserjahr 1888, der dritte Exponatblock bringt die Jahrhundertwende mit ihrem wirtschaftlichen Aufschwung und ihrer Patriotismusbegeisterung näher und als Letztes wird an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 erinnert.

Die Ausstellungsobjekte dokumentieren den von Patriotismus geprägten, oft in militant-nationalistische Formen abgleitenden Zeitgeist, der etwa bis zur Mitte des Ersten Weltkrieges teils kuriose "Blüten" trieb. Dabei werden nicht nur Alltagsgegenstände wie Uhren und Tabakpfeifen, sondern auch militärisches Spielzeug für Kinder sowie ein kleiner Teil patriotischen Weihnachtsschmuckes gezeigt.

Sie veranschaulichen zwei Säulen der politischen Kultur jener Zeit: Einerseits sollte der deutsche Kaiser als Integrationsfigur der "verspäteten Nation" Deutschland und ihrer "gottgegebenen" monarchischen Staatsordnung allgegenwärtig sein und verehrt werden, weswegen viele Gebrauchsgegenstände mit dem Konterfei des Kaisers oder patriotischen Motiven wie dem Kaiseradler oder den deutschen Reichsfarben versehen wurden.

Ausstellung in vier Teile gegliedert

Andererseits war es bereits zu Friedenszeiten das politische Ziel der Obrigkeit, die Jugend für den Krieg und das Militär zu begeistern. Vor allem die anfänglichen militärischen Erfolge im Ersten Weltkrieg veranlassten die Spielzeugindustrie dazu, patriotisches und kriegsbezogenes Spielzeug herzustellen, denn dieses ließ sich nach deutschen Siegen besonders gut verkaufen.

"Die Ausstellung widmet sich dem Anfang und Ende des Deutschen Kaiserreiches und soll vor blindem Patriotismus und übersteigendem Militarismus warnen", betont Historiker Tobias Damberger: "Wir sind es den Millionen der in Kriegen gefallenen Menschen schuldig, ihr Schicksal nicht zu vergessen und aus der Geschichte zu lernen."

Kemnath27.09.2021
Service:

Auch Banknoten und Münzen im Museum

Parallel zu der Ausstellung "Das Deutsche Kaiserreich - Vom Aufschwung in den Untergang" zeigt das Museum im zweiten Stock eine von Hans Bäte aus Kulmain zusammengestellte Präsentation von Banknoten und Münzen der "Kaiserzeit".

  • Das Museum in der Alten Fronveste, Trautenbergstraße 36, ist sonntags von 14 bis 16 Uhr, am ersten Sonntag des Monats zusätzlich von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
  • Der Eintritt ist frei, allerdings besteht nach wie vor Maskenpflicht (medizinische oder FFP2-Masken), und es müssen Kontaktdaten hinterlassen werden. Die 3-G-Regel gilt zurzeit nicht.
Hintergrund:

Musikeum am 10. Oktober geöffnet

Auch das "Musikeum" erwacht demnächst aus dem Corona-Dornröschenschlaf: Am Sonntag, 10. Oktober, ist die Musikautomatenausstellung im Meisterhaus, Trautenbergstraße 30, von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Sammlungskurator Anton Heindl stellt die neu erworbene "Aeolian Grand" aus dem Jahr 1908 vor, die die Besucher mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 Op 15, der Polka "Lob der Frauen" von Johann Strauß (Sohn) und Richard Wagners Hochzeitsmarsch aus "Lohengrin" erfreuen wird.

 
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