Wo nahm die Geschichte der mittelalterlichen Siedlung "Keminata" tatsächlich ihren Anfang? Eine mögliche Antwort gibt Kreisheimatpfleger und Geschichtsforscher Robert Schön im "Kemnather Heimatboten 2022", der dieser Tage druckfrisch an HAK-Mitglieder und regionale Buchhandlungen ausgeliefert wird.
Außerdem lüftet Robert Schön das Geheimnis um die Kurzzeit-Ehegattin des Schriftstellers und Juristen Dr. Erich Ebermayers, der ab 1939 im Schloss Kaibitz gelebt und 1945 für einige Monate das Amt des Kaibitzer Bürgermeisters versehen hatte, und lenkt den Blick der Leser auf weitere bislang unbekannte Facetten aus dem Leben dieser schillernden Persönlichkeit.
Kapelle in Neuenreuth
Die Geschichte der "Familienkapelle beim Bauern-Erl" im Kastler Ortsteil Neuenreuth, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Erfüllung eines Gelübdes erbaut worden war, zeichnet Arno Stahl nach. Mit seiner detaillierten Dokumentation des Besetzungsverfahrens für die 1829 frei gewordene Pfarrstelle seiner Heimatgemeinde widmet sich Bürgermeister und Heimatforscher Hans Walter einer weiteren Episode der Kastler Kirchen- und Gemeindegeschichte.
Über die heutigen Grenzen des Kemnather Landes greift der Historiker Bernhard Piegsa mit seiner Würdigung Georg Alois Dietls hinaus, dessen Geburtstag sich 2022 zum 270. Mal jährte: Der unkonventionelle katholische Theologe, den Piegsa als "christlichen Aufklärer" und "konservativen Revolutionär" charakterisiert, stammte aus Pressath, das im 18. Jahrhundert noch zum Landrichteramt Kemnath-Waldeck gehörte. Ihre Serie von Auszügen aus dem Gruppenbuch der Kemnather Pfadfinder für 1964/65 setzt Katrin Pasieka-Zapf fort, Erinnerungen an das "mittelalterliche Feldlager" im Juli 2022 bewahrt Rainer Sollfrank auf acht Bildseiten.
Zwei kurze Miszellen schildern eine adventliche Vorlesestunde für Kinder in der Kulmainer Gemeindebücherei (Arnold Koch) sowie den Besuch ukrainischer Gäste im Kemnather Museum und in der Turmstube der "Historischen Stadtwache" beim letztjährigen "Candle Light Shopping"-Abend, die bei dieser Gelegenheit "vielleicht mehr Interesse an der Geschichte ihrer 'Heimat auf Zeit'" bekundet haben "als so mancher Kemnather" (Bernhard Piegsa). Nicht zu vergessen sind Robert Schöns Nachrufe auf drei tatkräftige Mitglieder und Förderer des HAK: des Ehrenbürgers Max Ponnath, des Historikers Bernd Thieser und des "Vereins- und Regionalchronisten" Werner Dollhopf, in dessen Fußstapfen Katrin Pasieka-Zapf als Verfasserin der Jahreschroniken für den "Heimatboten" getreten ist.
Gedicht über Krieg in der Ukraine
Die Vereinsarbeit des HAK im vergangenen Jahr fasst Robert Schön zusammen, und auch der Krieg in der Ukraine, wie so viele Waffengänge zynisch als Befreiungsfeldzug apostrophiert, bleibt mit Schöns sarkastischem Gedicht "Die Straße des Friedens" nicht ausgespart.
Bürgermeister Roman Schäffler dankte Schön, der zum 32. Mal die Schriftleitung des Jahrbuchs übernommen hatte, und allen Autoren für deren Arbeit. Es sei zu wünschen, dass das Heft Regionalgeschichtsfreunden nicht nur als Lektüre Freude bereite, sondern sie auch zum Forschen und zur Abfassung eigener Jahrbuchbeiträge ermuntere, damit die Zukunft dieses "aus unserer Stadt und Region nicht mehr wegzudenkenden Nachschlagewerks" gesichert sei. Den "Kemnather Heimatboten 2022" gibt es für vier Euro im örtlichen Buchhandel und im Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum.
Kemnather Heimatbote
- Herausgeber: Heimatkundliche Arbeits- und Förderkreis Kemnath und Umgebung
- erscheint jährlich seit 1981
- Inhalt: Beiträge zur Vorgeschichte, Geschichte und Gegenwart des Kemnather Landes durch alle Epochen sowie heimatbezogene Erzählungen, Sagen, Legenden und Gedichte
- Umfang: jeweils etwa 70 bis 80 Seiten
- Preis: 4 Euro
Quelle: www.kreis-tir.de
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