Kemnath
01.10.2019 - 12:08 Uhr

Volkslieder im Terzett

Der Musikantenstammtisch in Kemnath folgt strengen Regeln - Musiker und Publikum müssen sich daran halten. Das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch.

Gastgeber Herbert Storek (Zweiter von rechts) freute sich, dass Marielle Kett, Marga Roßman und Theo Helgert (von links) ohne vorherige Probe so gut miteinander singen und musizieren konnten. Helmut Reichl (rechts) fand gleich die richtigen Begleitakkorde auf seiner Gitarre. Bild: jzk
Gastgeber Herbert Storek (Zweiter von rechts) freute sich, dass Marielle Kett, Marga Roßman und Theo Helgert (von links) ohne vorherige Probe so gut miteinander singen und musizieren konnten. Helmut Reichl (rechts) fand gleich die richtigen Begleitakkorde auf seiner Gitarre.

Damit der monatliche Musikantenstammtisch im Gasthaus "Zur Fantasie" reibungslos über die Bühne geht, haben die Organisatoren Herbert und Maria Storek Regeln für die Musikanten und ihre aufmerksamen Zuhörer aufgestellt. "Bilde dich ja nicht ein, der Beste zu sein" warnen sie die Volksmusikanten. "Spiele nicht mehr als zwei Stücke hintereinander, andere Musikanten wollen auch spielen. Spiele auf keinen Fall bei anderen mit, wenn du nicht dazu aufgefordert bist. Wenn du an der Reihe bist, kannst du andere Musikanten auffordern, mitzuspielen. Wer aufgefordert ist, soll möglichst mitspielen."

Für Volksmusikfreunde und Gäste gilt: "Wir spielen nach alter Tradition ohne Strom. Bitte seid verhaltener bei den Gesprächen, solang gespielt und gesunden wird. Die meisten Gäste sind gekommen, um Musik zu hören oder mitzusingen. Für störendes lautes Reden gibt es bestimmt geeignetere Stammtische."

Alle hatten ein Einsehen und hielten sich daran. Als umsichtiger Moderator achtete Herbert Storek darauf, dass bei den zwei Musikrunden jeder Musikant zu Vorspielen an die Reihe kam. "Musiker sind sensible Leute", wusste er, "keiner darf beleidigt sein." Zweimal schnallte sich der "Herbert" auch seine Steirische um. "A Rindvieh", "Der alte Jäger", die "Pretulla Polka" und "Kleiner Harmonika-Spieler" gab er zum Besten. Seine Ehefrau Maria bewährte sich bei dem Lied "Ein kleines Edelweiß" als Sängerin. Das Ehepaar Marianne und Manfred Seebauer war eigens aus Erlangen angereist, um seine früheren Nachbarn Herbert und Maria Storek beim Musizieren zu erleben.

Längst herumgesprochen hat es sich unter den Volksmusikanten, dass beim monatlichen Musikantenstammtisch in Kemnath viel los ist. Deshalb kommen auch immer wieder neue dazu. Diesmal war Patric Haubner aus Selb dabei. Bei seinen Liedern "I bin an Vodan sei Bou", "Viva Colonia" und "Marmor, Stein und Eisen bricht" begleitete er sich selbst auf seiner Steirischen Harmonika. Die "Wildsau Polka" und den flotten "Schlawiner Boarischen" hatte der junge Krankenpfleger selbst komponiert. Werner Volkmann unterstützte ihn mit der Teufelsgeige. Er hatte auch lustige Gschichtn auf Lager.

Auch Theo Helgert aus Weiherhammer war zum ersten Mal zu Gast. Für die "Rosenkranz Polka" und die Lieder "Der weise Marabu" und "Wenn i mit meiner Bless" und für sein Loblied über die "schöne Münchner Stadt" bekam er viel Beifall. Mit Marielle Kett aus Neunkirchen bei Weiden und Marga Roßmann aus Weiden bildete er spontan ein Terzett, das alte bayerische Volkslieder wie "D'Liab is wöi a Boch" und "Warum hast du so traurige Augen?" auf Lager hatte. "Döu Liab is verganga", "Im schönen Prag" und "Dann steig i aufa" sangen die Seebauer-Moidla im Duett.

"Lass dir Zeit" mahnte Werner Heider aus Marktredwitz, nachdem er die "Michl Polka" und "In gemütlicher Runde" gespielt hatte. Erich Prockl aus Marktredwitz brachte mit der Steirischen Harmonika "Alpenecho", "Mir san vom Woid dahoam" und einen langsamen Walzer zu Gehör. Auch Sebastian Zeitler hatte seine Steirische Harmonika mitgebracht. Die "Stehgreif Polka", den "Harmonika Walzer" und "Auf der Streif" hatte er als Stücke ausgesucht. Bei manchen Musikstücken verstärkten Dieter Paulus und Werner Ponnath mit ihren Tiroler Ratschn und Bruno Primann mit seiner Teufelsgeige die Rhythmen.

Dass Gerd Retzer aus Vorbach eine Stimmungskanone ist, stellte er bei den Stücken "Eine weiße Rose", "Die Sterne am Himmel", "Rehbraune Augen hat mein Schatz" und dem "Schlammersdorfer Lied" unter Beweis. "Warum weinst du, kleine Christina" fragte Christine Bleiber aus Mitterteich, bevor sie das "Oberkrainer Lied", "Voll drauf los" und einen "Walzer aus Böhmen" spielte. In das Land der Oper entführte Josef Zaglmann seine Zuhörer, als er den "Gefangenenchor" aus der Oper "Nabucco" von G. Verdi anstimmte.

"Bleibn ma sitzn und spöil ma no a weng zsamm", forderte Herbert Storek einige Musikanten nach der letzten Runde auf. Spontan stimmten einige das beliebte Walzerlied "Unter den Kastanien spielt die Musik" an.

Info:

Gitarrensoli aus der Südsee

Einer der treuesten Musikanten beim Musikantenstammtisch in Kemnath ist Helmut Reichl aus Pressath. Er begleitet die Musikanten auf seiner Gitarre, spielt aber auch Solovorträge. Diesmal gab er als Gitarrensoli Südseemelodien wie „Blue Hawaii“ und „Vayas Con Dios“ zum Besten. „Klavier und Akkordeon habe ich gelernt“, erzählte Reichl, „das Gitarrenspielen habe ich mir selbst beigebracht.“ Der studierte Maschinenbauingenieur arbeitete bei der Firma Lippert in Pressath. „Seit ich im Ruhestand bin, habe ich mehr Zeit zum Musizieren“, freute er sich.

Helmut Reichl. Bild: jzk
Helmut Reichl.
 
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