"Pubertät - die zwei Seiten einer ereignisreichen Lebensphase" war das Thema von Sozialpädagogin Theresia Kunz bei ihrem Online-Vortrag. Dabei beleuchtete die Fachkraft der kommunalen Jugendarbeit am Landratsamt Tirschenreuth die unterschiedlichen Seiten der Pubertät. Sie weiß, wovon sie redet, denn sie hat alle Phasen der Pubertät bei der Erziehung ihrer drei Töchter intensiv miterlebt.
Zum besseren Verständnis gab sie zu Beginn ihres sehr engagierten Vortrags Einblicke in neue Erkenntnisse der Hirnforschung. "In der Pubertät gibt es bei den Jugendlichen im Gehirn umfangreiche Umbauprozesse, die von Hormonen gesteuert werden." Sie seien mit einer Großbaustelle zu vergleichen. Für die Heranwachsenden sei die Pubertät eine Zeit des Zweifelns und der Unsicherheit. Sie fühlten sich nicht mehr als Kind, aber die Welt der Erwachsenen erscheine oft unverständlich und mysteriös. Die Eltern seien doof, die Schule nerve und das Leben sei fürchterlich anstrengend.
"Eltern sind für ihre Kinder keine Kumpel und keine Freunde."
Immer öfter komme es vor, dass in dieser herausfordernden Zeit die Eltern ihre Kinder nicht mehr verstünden, meinte Kunz. Ihr sprunghaftes Verhalten sei ihnen rätselhaft. "Aber das gehört zum normalen Entwicklungsprozess eines Kindes." Die heranwachsenden Kinder mögten sich oft selber nicht. Sie wollten sich an ihren Eltern reiben, sich von ihnen abgrenzen. Für ihre Weiterentwicklung sei eine rechtzeitige Abgrenzung von ihren Eltern sehr wichtig. Die derzeitige Corona-Pandemie verstärke diese Abgrenzung und die Loslösungsprozesse noch mehr, erklärte die Referentin.
"Eltern sind für ihre Kinder keine Kumpel und keine Freunde", gab sie zu bedenken. Eltern haben andere Werte, eine andere Musik, eine andere Mode und sind in den Augen ihrer Kinder "alt", eben eine andere Generation. Immer wieder würden die Eltern in dieser schwierigen Phase der Heranwachsenden vor den Kopf gestoßen.
Die "goldene Seite" der Pubertät dürfe nicht aus den Augen verloren werden, meinte die Referentin. Auch Eltern könnten von dieser Lebensphase ihrer Kinder profitieren und an den Herausforderungen wachsen. Allerdings dürften sie nicht vergessen, ihre Elternseele zu pflegen und sich immer wieder etwas Gutes zu tun.
Dem Kind vertrauen
Sprunghaftes Verhalten
"Vertrauen Sie auf die Fähigkeiten Ihres Kindes und trauen Sie ihm zu, ins Erwachsenenleben zu starten" forderte Kunz ihre Zuhörer auf. Erwachsen werdende Kinder könne man nicht mehr erziehen, sondern nur noch lieben. In dieser für sie sehr herausfordernden Zeit sollten die Eltern nicht verzweifeln, sondern durchhalten und nie die Hoffnung aufgeben. Sie sollten stets bedenken: "Die Pubertät geht vorbei."
Durch die Zusammenarbeit mit der Kommunalen Jugendarbeit war diese Online-Veranstaltung kostenlos. Die Kursteilnehmer erhalten eine Liste von themenbezogenen Büchern. Judith Schliermann von der Stadtbücherei wird einige Bücher zum Thema "Pubertät" anschaffen.
"Überlebenstipps" für Eltern
- Die Eltern sollen sich um eine gewaltfreie Konfrontation bemühen und nie die Beziehung abreißen lassen. Da sein, abwarten, zuhören, gewähren lassen, echtes Interesse zeigen und auf Augenhöhe bleiben. „Vater und Mutter sollen ihre positive Zuwendung nie abreißen lassen.
- „Harte Konfrontationen vermeiden“: Die Eltern müssen immer bedenken: Konflikte sind in dieser Entwicklungsphase ihres Kindes etwas Normales. Kein Familienmitglied sollte von den anderen Perfektion erwarten.
- Fehler machen gehört zum Entwicklungspotential. Aus eigenen Fehlern lernt man am meisten. „Humor kann manche Situation entschärfen, aber ironische Bemerkungen sollten unbedingt vermieden werden“, meinte Theresia Kunz. Pubertierende verstünden nämlich keine Ironie.
- Rituale wie gemeinsames Essen oder Spiele können als gute Gesprächsanlässe für die Kommunikation genutzt werden.
- Die Kinder sind während der Pubertät sehr unsicher. Deshalb sollen Vater und Mutter sich immer um eine klare Linie bei der Erziehung bemühen: „Ein Nein ist ein Nein und ein Ja ist ein Ja.“















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