Mit seinem Programm „Wahrscheinlich liegt's an mir“ beschert Kabarettist Martin Frank am Samstagabend in Kemnath nicht nur eine ausverkaufte Mehrzweckhalle bei 1350 Besuchern, sondern sorgt mit seiner harmoniesüchtigen aber auch direkten Art für beste Unterhaltung, ausgiebiges Gelächter und viel Schmunzeln.
Und ja: Es liegt an ihm! Mit Anekdoten aus dem Alltag, von seinen Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen, gemischt mit Auszügen einer sich stetig verändernden Welt, trifft der 31-jährige Niederbayer augenscheinlich nicht nur die Erwartungen seiner Zuhörer, die nicht ohne Grund ausgiebig lachen und applaudieren. Frank taucht dabei tief in die gesellschaftlichen Interessen und Probleme ein, die er gezielt in sein Programm verankert hat, darüber philosophiert und so manches bewusst und gekonnt hinterfragt.
Geprägt von der Oma
Stolz erzählt er von seinem Elternhaus, dem Leben im familiären Umfeld in einem Mehrgenerationenhaus mit Landwirtschaft in einem kleinen Ort nahe Passau sowie von den Erfahrungen bei der häuslichen Pflege seiner Oma, die ihn offenbar nicht nur geprägt, sondern ihm auch ein „gesundes Weltbild“ vorgelebt hat. Dabei schwärmt Frank auch vom Kochen und Backen mit seiner Oma, die ihn „eingegroovt“ und „ohne klare Mengenangaben“ den besten Nusszopf gezaubert hat.
„In einer Zeit, in der bestehende Strukturen hinterfragt werden“ äußerte sich Frank kritisch und regte wohl auch zum Nachdenken an. Nicht nur Flüge und Autofahrten würden beim CO2-Ausstoß umgerechnet – „nein auch die Zeit vor dem Fernseher auf der Couch“, polarisiert Frank. „Da kommt dem winkenden Pinguin auf der schmelzenden Eisplatte in der Dokumentation eine andere Bedeutung zu und mir stellt sich die Frage: Soll ich den Fernseher ausmachen?“
Über Sexismus auf dem heimischen Bauernhof beim Gockel und bei der Henne, Identitätsprobleme, gefangen im falschen Körper schwenkt der junge und äußerst erfolgreiche Kabarettist schnell um auf den sensiblen Umgang in der Kindererziehung und „Übermütter“, die eine zuckerfreie Ernährung als Lebensaufgabe sehen. Aber auch, dass Metzger aufgrund des hohen Anteils pflanzlicher Inhaltsstoffe zum Gärtner oder Gemüsehändler mutieren, findet Platz in seinem Programm.
Charmante Kritik
Seinen Bezug zum Publikum und zum Auftrittsort sucht sich Martin Frank nicht, nein er bindet beides fest mit ein. Martin Frank, der als Standesbeamter im Rathaus „um die Ecke“ arbeitete und letztlich die Schauspielschule in München besuchte, packt Gesellschaftskritik charmant aber direkt in seine Witze, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Als bayerischer Komödiant erzählt er von der ländlichen Infrastruktur – dem Rufbus – und erachtet „eine Führerscheinpflicht für das Internet“ als notwendig. „Jeder Volldepp“ trete dort als „selbsternannter Experte auf, nimmt Einfluss und verteilt Argumente“. Zur Abwechslung wird Martin Frank unter anderem auch musikalisch, singt italienische Arien.
Scheiternde Beziehungen wegen unzureichender Haushaltsführung stellt er dem „Geheimrezept langjähriger Ehen“ gegenüber und nennt diese bewusst „eine andere Generation“. Dabei lenkt er seinen Fokus auch auf Dating-Plattformen wegen ihrer Einflussnahme.
„Wehleidige Kinder“ umschreibt er mit den Worten, dass wohl zur Firmung eine Pflegestufe verteilt werden müsste. Seine Geschichten und Witze stammen zum Großteil aus seinem Umfeld, seinem Leben und dem Weltgeschehen allgemein. Nicht nur gut für einen Comedian, der sich seine Geschichten nicht ausdenken muss, sondern auch perfekt für das Publikum, welches den Blick und die Ausrichtung von Martin Frank so gut nachvollziehen kann.
Auf dem schmalen Grat zwischen herbeigesehnter Sensibilität und der Realität sowie dem ländlichen familiären Leben nimmt er sein Publikum mit. Seine Oma, der Frank auch ein Buch gewidmet hat, hat dem Comedian ein Fundament der Weltanschauung geschaffen, auf das er viel aufbaut. Dass ihm die rückliegende Pflege seiner Oma und das familiäre als auch ländliche Umfeld prägen, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass sein Programm „matched“ und er selbst ein Besuchermagnet ist, hat eben seine Gründe.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.