Der Bund Naturschutz und die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) hatten zu einem Vortrag über das Thema Lichtverschmutzung eingeladen. Als Referent konnte Peter Postler, Leiter der Gerhard-Franz-Steinwarte in Tirschenreuth, gewonnen werden. Unter dem Schlagwort "LED Umrüstung Ja, aber richtig" zeigte er die Folgen falscher Straßenbeleuchtung für Mensch und Natur auf.
Energie bleibt im Himmel stecken
Anhand einer Powerpoint Präsentation stellte er verschiedene Lösungsansätze für Energieeinsparungen vor. "An einem lichtverschmutzten Himmel sind keine Sterne mehr sichtbar", erklärte er. "Licht und Energie gehen verloren." Die Energie bleibe im Himmel "stecken" und gelange nicht auf die Straße. Mit Aufnahmen aus dem Weltraum zeigte Postler den Unterschied zwischen einem unberührten und einem lichtverschmutzten Himmel. Bei zu hellem Licht "ertrinken" die Sterne. 99 Prozent der Europäer würden unter einem lichtverschmutzten Himmel leben. "Sie haben keine Möglichkeit mehr, die Milchstraße zu sehen - unsere kosmische Heimat", sagte Postler. Allein in Deutschland würden die Nächte jedes Jahr um sechs Prozent heller werden.
"Welche Probleme bringt die Lichtverschmutzung mit sich?", wollten einige Zuhörer wissen. Die Problematik gliedere sich in zwei Bereiche: auf der einen Seite stehe die Straßenbeleuchtung und auf der anderen Seite die Beleuchtung gewerblicher Bauten. "Lichtverschmutzung ist mit verantwortlich für das Insekten- und Vogelsterben und gefährdet die Artenvielfalt", antwortete Postler. Vogelschwärme würden fehlgeleitet werden und die Tiere kämen nachts nicht zur Ruhe. 30 Prozent aller Wirbeltiere und mehr als 60 Prozent aller Wirbellosen seien nachtaktiv. "Die Vielfalt der Insekten ging zurück", sagte Postler. "In den letzten 27 Jahren haben wir einen Rückgang der Insekten von 25 bis 75 Prozent zu beklagen." Postler gab zu bedenken: "Nachtaktive Insekten können bestimmte Bäume nur bei Nacht bestäuben."
Zu hoher UV- und Blaulichtanteil
Die Ursachen des Insektensterbens lägen allerdings auch in den Umweltgiften und der Verkleinerung der Lebensräume. Der hohe UV- und Blaulichtanteil locke Insekten an. Besser wäre es, wenn das Licht mehr orange Anteile hätte. Eng gesteckte Straßenlampen würden wie Barrieren wirken und verhindern, dass sich Insekten ausbreiten.
Zugvögel würden um die hellen Innenstädte kreisen und durch das Licht irritiert werden. Das habe zur Konsequenz, dass viele Vögel kurz vor dem Ziel an Entkräftung sterben. "Der magnetische Orientierungssinn der Vögel sitzt im Auge und ist lichtintensiv", sagte der Referent. So kämen beispielsweise allein in der kanadischen Stadt Toronto, jedes Jahr neun Millionen Zugvögel ums Leben.
Zudem habe die Lichtverschmutzung auch einen negativen Einfluss auf die Menschen. Durch den hohen Blaulichtanteil werde nachts kein Melatonin mehr produziert, das schlaffördernd wirkt. Melatoninmangel fördere auch bestimmte Krebsarten. Deshalb sollte abends nach Möglichkeit nur warmes Licht verwendet werden. Die Blendwirkung von Blaulicht für den Verkehr dürfe ebenfalls nicht unterschätzt werden.
Bei der Umstellung der Straßenbeleuchtung sei nicht LED das Problem, sondern die Farbe des Lichts, betonte Postler. Zudem müsse das Licht richtig gelenkt werden. Wenn das Licht besser abgeschirmt werde, käme mehr Licht auf die Straße. Auf diese Weise könne auch die Watt-Leistung bei LED zusätzlich reduziert werden. Es könnten zwischen 30 und 40 Prozent an Energie eingespart werden. Gezielte Beleuchtung bedeute: weniger Strom, weniger Kosten und weniger negativer Einfluss auf die Natur und die Menschen. "Viele Städte gehen bereits den richtigen Weg und haben umgerüstet", wusste der Referent. Ein mögliches Endziel sei der "Dark Sky Park".
Mit den Worten "Das insekten- und nachtfreundlichste Licht ist das, das gar nicht erst an ist", beendete Peter Postler seine Präsentation. Zum Schluss stellte er sich noch den Fragen der Zuhörer.
Worin liegen die Ursachen der Luftverschmutzung? Viele Lampenkörper hätten laut Referent Peter Postler die falsche Bauweise. Zudem hätten die Leuchtmittel einen zu hohen UV Blaulichtanteil. "Weniger Licht wäre oft mehr", erklärte Postler. Eingesetzte Wattzahlen werden in der Straßenbeleuchtung häufig nur geschätzt: "Lieber etwas mehr Watt, dann sind wir auf der sicheren Seite." Häufig werde vergessen, dass durch die mittlerweile gute Abschirmung der Städte das Licht auf eine viele kleinere Fläche verteilt werden kann. Bei manchen Lampengehäusen strahlt oft zu viel Licht nach oben oder zur Seite. Offene Lampengehäuse seien auch eine tödliche Falle für Insekten.
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