An ihrem 80. Geburtstag blickte Halime Cakar bei aller Freude auf ein alles andere als leichtes Leben zurück. Auch gesundheitliche Probleme machen ihr zu schaffen, von denen sie sich aber nicht unterkriegen lässt.
Am 8. September 1939 als drittes von fünf Geschwistern der Bauernsfamilie Yusuf und Fatma Aldemir im türkischen Dorf Uludere, 250 Kilometer westlich von Ankara, geboren, besuchte die Jubilarin hier fünf Jahre lang die Volks- und die Koranschule. Anschließend arbeitete sie im elterlichen Hof mit. Mit 11 Jahren wurde sie mit Hyseyen Cakar verlobt und mit 17 Jahren verheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen Sohn Memet und Tochter Birsen bereits im ersten Jahr starben.
1960 zog das Paar in die Stadt Eskisehir, wo der Mann Arbeit in einem Restaurant fand. Dort kamen 1962 Tochter Ismihan Cakar und 1966 Hatice zur Welt. Widmete sich die Jubilarin der Kindererziehung und Feldarbeit, versuchte ihr Mann als Tagelöhner den Unterhalt zu erarbeiten. "Wir hatten nichts: keine Möbel und teilweise tagelang nichts zu essen, da der Papa nur zwei bis drei türkische Lira mit nach Hause brachte", erinnert sich Tochter Ismihan.
1969 nutzte die Familie die Gastarbeiterwelle nach Deutschland. Die Jubilarin und ihr Mann bewarben sich für die Auswanderung und machten den Test, dass sie Lesen und Schreiben konnten. Schlechte Blutwerte verwehrten zunächst Halime Cakars Ausreise, doch zehn Tage nach ihrem Mann konnte sie doch ins Flugzeug nach München steigen. Die beiden Töchter musste sie jedoch zurücklassen.
Die Jubilarin erinnert sich noch an den Moment des Abschieds und die Angst vor dem Ungewissen. Während ihr Mann zunächst bei Verwandten in Essen untergekommen war und die ersten Tage in einer Gärtnerei arbeitete, verschlug es die Jubilarin in die Oberpfalz. Am 14. Juni 1969 kam sie in einem Gastarbeiterzug nach Weiden. In Kemnath fand sie bei der Familie Bunscherer in zwei einzelnen Zimmern Unterkunft. "Aus Angst, dass uns jemand belästigen könnte, haben wir uns in einem Zimmer zusammengepfercht", erinnert sich die Jubilarin in ihre ersten Nacht. Am 17. Juni 1969 begann sie, bei Rosenthal zu arbeiten. Die Familie fand ein Zuhause bei den Kunnerts in Kirchenlaibach und dann im alten Schulhaus in Speichersdorf.
1971 wurde Sohn Yilmaz in Kemnath geboren. 1972 holte sie ihre beiden Töchter nach Deutschland. Dann ging sie je ein Jahr zur Nachtschicht bei Rosenthal und in die Küche bei den Amerikanern in Bindlach, damit die Kinder in die Schule gehen konnten. Schließlich widmete sie sich der Kindererziehung, während ihr 2004 verstorbener Mann bei Thomas am Kulm und Leistritz bis 2001 tätig war. Jahrelang hat sie in ihrer Wohnung auch bis zu 25 Schülern das Koranlesen beigebracht.
Heute verbringt Halime Cakar ihren Lebensabend bei Tochter Hatice, die sich mit ihren Zwillingen Esra und Ekrem liebevoll um ihre Mutter kümmert. Sie hat ihren Lieblingsplatz im Garten, sie liest viel und freut sich, wenn Freunde kommen. Die Freude war am Geburtstag umso größer, gehörten doch auch ihre drei Kinder, sechs Enkelkinder und zwei Urenkel sowie die beiden Brüder aus der Türkei zu den Gratulanten. Neben Freunden und Nachbarn überbrachte zweiter Bürgermeister Rudi Heier Glückwünsche.
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