Im Juli hatte sich Ingrid Schmidt auf den Weg in den Kosovo gemacht. Im Gepäck: Spenden ihrer ehemaligen Schüler aus Oberbibrach. Auch nach einem Schulwechsel nach Speinshart will Schmidt das Projekt "Für das Leben und die Hoffnung" von Hans Karl weiter unterstützen. In einem Interview erzählt sie, warum.
ONETZ: Guten Tag Frau Schmidt, Sie haben die Dorfschule in Tugjec im Kosovo besucht. Wie kam der Besuch zustande?
Doris Mayer: Ingrid Schmidt: Der Verein „Für das Leben und die Hoffnung“ mit Sitz in Kirchenthumbach organisiert seit über 30 Jahren Lieferungen von Hilfsgütern in die ärmsten Regionen Ex-Jugoslawiens. Ich war mit einer Reisegruppe aus der Region im Kosovo, in der Provinz Gjilan, um zu ermitteln, wo die Spendengelder möglichst sinnvoll eingesetzt werden können. In der Vergangenheit hat die besagte Schule von dem Verein die Installation einer Wasserleitung gespendet bekommen. Wir wollten sehen, wo noch Unterstützung gebraucht wird.
Dazu kommt, dass ich im vergangenen Schuljahr mit meinen Grundschülern aus Oberbibrach auf das „Ballheldenprojekt“ des Bayerischen Fußballverbands (BFV) aufmerksam wurde, und wir dadurch Spenden generiert haben.
ONETZ: Was darf man unter dem „Ballheldenprojekt“ verstehen?
Doris Mayer: Ingrid Schmidt: Die Kinder mussten sich um Sponsoren bemühen. Dann absolvierten die Kinder einen Geschicklichkeitsparcours rund um den Ball und „erwirtschafteten“ so das Sponsoren-Geld. Von diesem Geld fließen zwei Drittel direkt vom BFV in Hilfsprojekte, für die Verwendung des letzten Drittels darf man selbst ein soziales Projekt benennen. Das Ganze läuft unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums. Wir entschieden uns für diese Schule im Kosovo. Als ich beim BFV dies bekanntgab, schickten sie uns noch T-Shirts, Turnbeutel, Bälle und etliche Kleinigkeiten für die Schule.
ONETZ: Wie kamen Sie auf die Idee, genau diese Schule zu unterstützen?
Doris Mayer: Ingrid Schmidt: Herr Karl, der Initiator dieser Projekte, besuchte uns in der Schule in Oberbibrach und berichtete von seinem Verein sowie von der Schule im Kosovo und den Schwierigkeiten dort. Da fiel die Entscheidung der Kinder leicht. Ein Mädchen war so gerührt, dass sie im privaten Umkreis mit Einwilligung der Eltern Spenden für diese Kinder sammelte. 160 Euro kamen dabei zusammen. Von dem sehr beachtlichen Betrag kauften wir Süßigkeiten für die Kinder im Kosovo, füllten sie in die Turnsäckchen, und ich durfte sie übergeben. Dazu erwirtschafteten wir bei einer Aktion zu Weihnachten weitere Spenden, die ich auch noch mitnahm. Insgesamt durfte ich dann rund 800 Euro übergeben.
ONETZ: Wie war Ihr ersten Eindruck von der Schule im Kosovo?
Doris Mayer: Ingrid Schmidt: Die Armut in dem Land allgemein und die Auswirkung auf die Schule hat mich schon sehr berührt. Zum Beispiel: Neben dem Schulgebäude befindet sich der Sportplatz. Dieser besteht aus einem alten, verrosteten Basketballkorb und einer planierten Fläche. Das war's. Sporthalle gibt es keine. Als Heizung für die kalten Monate dient ein alter Holzofen. Die Toilette ist ein kleiner gemauerter Raum mit einem Loch im Boden – für uns völlig unvorstellbar. Als Tafeln stehen fest installierte, schwarz gestrichene Bretterwände zur Verfügung. Lehrmittel, wie Bücher, Tafeln, Unterrichtsmaterial gibt es kaum. Der ganze Stolz der Schule ist ein Globus. Ich finde es bemerkenswert, wie die Lehrer mit viel Engagement aus diesem Wenigen das Maximale herausholen. Sei es bei der Wissensvermittlung mit selbst gebauten Geobrettern aus Styropor oder auch im kreativen Bereich beim Bastelmaterial.
ONETZ: Warum liegt Ihnen diese Schule so am Herzen?
Doris Mayer: Die Schule liegt abgelegen in der Bergregion Tugjec. Sie ist sehr klein, hat derzeit in den Jahrgangsstufen 1 bis 9 lediglich 25 Schüler. Diese werden klassenübergreifend in kleinen Gruppen oder sogar manchmal einzeln unterrichtet. Sie arbeiten überwiegend mit Arbeitsheften. Die Lehrer sind sehr bemüht, und die Schüler scheinen zu begreifen, dass gute Bildung der beste Weg ist, um aus der Armut herauszukommen. Diese Kinder sind mit Engagement und Freude dabei, sie schienen mir richtig hungrig nach Wissen zu sein und zeigten sich lernbegierig. Und, um bei diesen Worten zu bleiben: Demgegenüber scheinen unsere Kinder in manchen Bereichen lustlos und übersättigt zu sein.
Der oben genannte Verein bezahlt für diese Schule ein Schulfrühstück. Jeden Morgen liefert eine Bäckerei für jedes Kind ein landestypisches Gebäck und ein Joghurtgetränk. Die Lehrer und Schüler zeigten sich dankbar, wir suchen jetzt nach weiteren Möglichkeiten, sie zu unterstützen.
Daneben wird in Zukunft eine Jugendliche aus sehr armen Verhältnissen mit einer Art Stipendium unterstützt, so dass diese die weiterführende Schule in der entfernten Stadt besuchen kann. Das Mädchen möchte Ärztin werden.
Für die Schule wären so grundlegende Dinge wie gute Tafeln, ein Tageslichtprojektor, einfache Lehrmittel, hygienische Toiletten, eine ausreichende Heizmöglichkeit, einfache Turngeräte und weitere finanzielle Unterstützung eine große Hilfe.
Kontakt und Spendenkonto
Seit 1981 ist die Kirchenthumbacher Organisation „Für das Leben und die Hoffnung“ unter ehrenamtlicher Leitung von Hans Karl unermüdlich für die Menschen auf dem Balkan und in Osteuropa tätig. Mit Lieferungen von Hilfsgütern und zweckgebundenen Geldspenden versuchen die Organisatoren dort Hilfe und Entlastung zu schaffen, wo die Not am Größten ist. Weitere Auskünfte bei Hans Karl unter Telefon 09647/492. Spendenkonto:„Für das Leben und die Hoffnung“, IBAN: DE47 7539 0000 0107 5202 04. Spendenquittung bei genauer Adressangabe möglich.
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