Veranstalter war die Ortsgruppe des Bund Naturschutz. Am Schlatterbrunnen am Ortsrand begrüßte deren Vorsitzender Reinhold Wilterius die mehr als 40 Exkursionsteilnehmer und freute sich über den zahlreichen Besuch. Heimatkundler Fritz Fürk hatte den fachlich-historischen Teil übernommen. Direkt an den Mühlen warteten die Müller von einst mit ergänzenden Informationen auf.
Am Schlatterbrunnen informierte Fürk darüber, dass Mühlen ursprünglich öffentlich rechtliche Institutionen waren. Weil sie in Verbindung mit dem Wasser aus den Bächen und Flüssen standen, unterlagen sie Rechten und Pflichten, und zwar dem "Zwing" und dem "Bann". Beide waren im Mittelalter eine Formel für die Macht einer Obrigkeit und in der Ortsverfassung fest verwurzelt.
Das Wasser aus dem Schlatterbrunnen - Eigentümer heute ist die Marktgemeinde Kirchenthumbach - trieb einst das Mühlenrad der Schlattermühle und zum Teil auch das der Mittelmühle an. Damit der Schlattermüller das Wasser nutzen durfte, musste er um Erlaubnis bitten und mit der Gemeinde einen Wassernutzungsvertrag abschließen. "Heute würde man sagen, der Schlattermüller brauchte eine wasserrechtliche Erlaubnis, die immer wieder neu beantragt werden musste, selbstverständlich gegen Bezahlung", erläuterte Fürk.
Das Wasser floss in einem Graben in Richtung Schlattermühle. An der Straßenkreuzung Auerbacher Straße-Kalkofenstraße war ein Wehr eingebaut. Damit konnte das Wasser zum Schlatterweiher oder an ihm vorbeigeleitet werden. "Die Schlattermühle war Teil der michelfeldischen Untertanen, sprich des Klosterstifts Michelfeld", informierte der Referent. Rechtlich betrachtet habe es aber zum Pflegeamt Eschenbach gehört.
In der Schlattermühle sei nicht nur Getreide gemahlen, sondern auch gutes Brot gebacken worden, blickte Fürk zurück. Daneben wurde eine Landwirtschaft betrieben. Der Mühlenbetrieb wurde 1978, die Bäckerei 1989 eingestellt. Der Schlattermüller war nach dem Krieg Bürgermeister von Kirchenthumbach. Josef Albersdorfer wurde im Juli 1945 von den Amerikanern eingesetzt und für den Zeitraum vom 27. Januar 1946 bis 31. Mai 1948 gewählt.
Nächste Station war die Mittelmühle. Sie dürfte den Aufzeichnungen nach die älteste der vier Mühlen an der Südseite des Marktfleckens Kirchenthumbach sein, merkte der Heimatforscher an. Im Jahr 1630 war ein Wolf Zerreis der Besitzer, 1662 taucht zum ersten Mal der Name Kießler auf, 1792 hieß der Müller Ziegler aus Ernstfeld. Seine Tochter heiratete den Bruder des Thannmüllers Kießler. Der Name Kießler blieb so lange auf der Mühle, wie sie in Betrieb war.
Angetrieben wurde das Mühlrad mit Wasser, das über den oberen und den unteren Mühlgraben zugeleitet wurde. Es stammte aus dem Schlatterbrunnen und dem Thumbach.
Der Mittelmüller hatte vom Magistrat den Auftrag, Mehl für die Kirchenthumbacher Bürger zu mahlen und zu liefern. "Wenn man so will: Der Mittelmüller war der Marktmüller", berichtete Fürk. Die Backöfen in Kirchenthumbach unterlagen einem Nutzungsrecht: Nur Rechtler durften dort backen. Gemahlen wurde bis 1950 durch Sepp Kißler. Der Mittelmüller verfügte auch über einen Backofen.
Die Blechmühle führte im Mittelalter um das Jahr 1400 den Namen "Hammermühle". Das gehe aus einem Hammerbrief von 1438 hervor, sagte der Referent. Ab 1698 taucht als Eigentümer und Besitzer ein Johann Schuller auf, der aus Eschenbach kam. Die Bezeichnung "Hammermühle" verschwand und fortan hieß die Mühle "Plechmühle". Die Blechmühle gehörte bis 1947 zur politischen Gemeinde Treinreuth. Der letzte Müller und Bäcker, Hans Schuller, war Bürgermeister der Landgemeinde Treinreuth und von Mai 1948 bis zu seinem Tod am 24. Oktober 1954 Bürgermeister von Kirchenthumbach.
Die Blechmühle sei bekannt gewesen für gutes Mehl und schmackhaftes Brot, das weit über Kirchenthumbach hinaus verkauft worden sei, blickte Fürk zurück. Im Mai 1952 erfasste die Lok der Lokalbahn Pressath-Kirchenthumbach den Brotlieferwagen von Hans Schuller. Das letzte Brot wurde 1959 gebacken, der Mühlenbetrieb, angetrieben mit Wasser aus dem Thumbach, 1960 eingestellt. Das Turbinenhaus wurde 1979 abgebrochen.
Wegen der Kälte am Mühlenwandertag servierte die "Müllerstocher" Rosi Schuller den Teilnehmern zum Aufwärmen und zur Stärkung Kaffee, Glühwein und leckere Quarkbällchen. Dann steuerten die Wanderer als letzte Station die Grünthannmühle an. Ihr Name tauchte erstmals 1433 in einem Lehensbrief des Pfalzgrafen Johann auf, wusste der Heimatforscher zu berichten. In dem Schreiben gibt der Pfalzgraf "an Conradten Grüntanner und seinen Erben ein Erbrecht auf die Mule auf dem Tam unseres Weyers an unserer Stat Eschenbach gelegen", wie es in der Publikation "Heimat Eschenbach 2013" heißt. Dies lasse annehmen, dass ein Grünthanner Stadtmüller von Eschenbach gewesen sei, sagte Fürk.
1479 tritt ein weiterer Lehensträger namens Antresen Grüntanner in das Licht der Geschichte. 1662 war der Eschenbacher Stadtmüller Georg Höger wegen "Leibesschwachheit" nicht mehr in der Lage, die Mühle aufrecht zu erhalten. Um die Stadtmühle bewarb sich unter anderem ein Caspar Danner von der Dannmühl. Der Referent vermutete deshalb, dass ein Müller namens Danner damals auf der Grünthannmühle ansässig gewesen ist.
Laut Pfarrer Paulinus Fröhlich hieß die Einöde auch einmal "Thonmühle" und "Thannmühle". Der Name soll vom vermutlichen Erbauer "Gründanner" herleiten. "Thann" könnte auch von Ton stammen, erklärte Fürk: Hier habe sich auch eine Tonabbaugrube befunden. Denn "an Maria Heimsuchung anno 1719 fiel der Sohn des Müllers in die Lehmgrube und wurde verschüttet", führte er zur Bestätigung an.
Der Name "Schuhmann" ist auf dem Anwesen seit 1850 nachweisbar, vorher waren Kißler auf dem Betrieb, Verwandte der Mittelmüller. Die Familie Schuhmann hat den Mühlenbetrieb mit Wasserrad 1947 abgestellt und dann eine wasserbetriebene Turbine verwendet. 1958 wurde der Mahlbetrieb gänzlich eingestellt.
Ein Jahr vorher hatte Georg Schuhmann ein Sägewerk gebaut. 1983 wurde ein größeres und modernes Sägewerk errichtet. Anfangs stand ein Dieselmotor zur Verfügung, später eine strombetriebene Antriebsmaschine. Bund-Ortsvorsitzender Reinhold Wilterius bedankte sich jeweils bei den Mühlenbesitzern und überreichte kleine Erinnerungsgeschenke.
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