Seit dem Baubeginn im September ist schon einiges geschehen. Nach Weihnachten wurde wegen der winterlichen Witterung eine Pause eingelegt, aktuell wird quasi mit halber Kraft gearbeitet: Vor drei Wochen hat die Firma Bauer aus Erbendorf die Arbeiten am Becken in der Bachgasse wieder aufgenommen.
Bereits 2016 hatte Werner Erhart vom Ingenieurbüro „Wolf & Zwick“ der Kommune erläutert, welche „Baustellen" im Abwassernetz vorhanden seien und wo dringend Sanierungsbedarf herrsche. Er wies darauf hin, dass die Leitungen in Kirchenthumbach teilweise überlastet seien. Ursache sei, dass sehr viel Fremdwasser in das Kanalsystem gelange: 13 Liter pro Sekunde. „Das ist einfach zu viel", stellte der Fachmann fest.
Bei Fremdwasser handelt sich um Wasser, das ungewollt in den Kanal eindringt und sich dort mit dem Schmutzwasser vermischt: beispielsweise Grundwasser, das durch Undichtigkeit in die Kanalisation eindringt, über Fehlanschlüsse unerlaubt eingeleitetes Wasser oder durch Abdeckungen von Kanalschächten zufließendes Oberflächenwasser. Auch durch die Kanalisation abgeleitetes Bach- oder Drainagewasser wird zum Fremdwasser gezählt.
Zuletzt sei der Anteil des Fremdwassers durch gezielte Maßnahmen - wie kleinere und größere Kanalsanierungen - von über 85 auf etwa 63 Prozent gesenkt worden, informierte Bürgermeister Jürgen Kürzinger bei einer Baustellenbegehung. Jedoch seien weitere Maßnahmen nötig, um die Auflagen des Wasserwirtschaftsamtes zu erfüllen.
Hierzu zähle die Errichtung der Regenüberlaufbecken. Diese seien neben anderen Maßnahmen in einem Generalentwässerungspan für den künftigen Sanierungsbedarf am gesamten Leitungsnetz sowie an der Kläranlage enthalten, den das Ingenieurbüro erarbeitet und der Marktgemeinderat abgesegnet habe.
Aufgabe der Regenüberlaufbecken sei es, bei Regenwetter durch Zwischenspeicherung das Kanalnetz und die Kläranlage hydraulisch zu entlasten und den Schmutzfrachteintrag in die Gewässer zu reduzieren, erläuterte Kürzinger. Da die Becken in das Mischwassersystem integriert werden, sei aufgrund des Schmutzwassers eine geschlossene Bauweise erforderlich.
Die Differenz der Kosten zwischen den ersten Planungen und der Umsetzung seien eine Folge der steigenden Kosten im Bausektor sowie diverser bauplanerischer Anpassungen, erklärte der Bürgermeister. Die Kostenberechnung vom September 2018 habe einen Betrag von 1,3 Millionen Euro ausgewiesen, die Vergabe sei für 1,4 Millionen Euro erfolgt. Kürzinger betonte die Wichtigkeit einer zeitnahen Umsetzung, die stets in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt erfolge.
Die Aussage der CWG bei ihrer Wahlversammlung in Sassenreuth, dass durch die Kostensteigerung nun Mittel für Projekte wie die Schule fehlen würden, kann der Bürgermeister nicht nachvollziehen. Er verwies auf gesetzliche Verpflichtungen und das Kommunalabgabengesetz. Bei sogenannten kostenrechnenden Einrichtungen seien Investitionsaufwand und Unterhaltungskosten aus Entgelten zu finanzieren und bei der Berechnung betriebswirtschaftliche Maßstäbe anzulegen. Dies heiße, dass die Kosten auf die Bürger umgelegt werden müssen. Dies sei freilich ärgerlich, jedoch erkenne er keinerlei sachliche Zusammenhänge zwischen Schule und Regenüberlaufbecken, merkte Kürzinger an.
Zudem hoffe die Kommune auf stattliche Fördergelder. Die Härtefallförderung bemesse sich allerdings an den Investitionen der vergangenen 25 Jahre, dies schlichtweg zu gering ausgefallen seien, sagte der Bürgermeister. Werde der Schwellenwert überschritten und eine Förderung möglich, werde diese sofort beantragt, um die Bürger zu entlasten.
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