Kirchenthumbach
02.10.2019 - 13:58 Uhr

Schwierige Pionierarbeit in Sachen Sport

Der Sportclub in seiner jetzigen Form begeht 60-jähriges Bestehen. Doch nur diese Zahl im Fokus zu haben, wäre zu kurz gesprungen: In alten Aufzeichnungen ist nachzulesen, dass Sport in Kirchenthumbach seit rund 170 Jahren betrieben wird.

1962 wurde der provisorisch errichtete Sportplatz am Nicklseeweiher durch Kaplan Willibald Schraml, den späteren Bischof von Passau, gesegnet. Mit im Bild am Rednerpult Vorsitzender Josef Albersdorfer sowie Bürgermeister Alois Lotter, Schiedsrichterobmann Erich Reil und Schiedsrichter Sepp Gläßl. Bild: ü
1962 wurde der provisorisch errichtete Sportplatz am Nicklseeweiher durch Kaplan Willibald Schraml, den späteren Bischof von Passau, gesegnet. Mit im Bild am Rednerpult Vorsitzender Josef Albersdorfer sowie Bürgermeister Alois Lotter, Schiedsrichterobmann Erich Reil und Schiedsrichter Sepp Gläßl.

Schon 60 Jahre sind Anlass genug, gebührend zu feiern. Der Vorstand hat allerdings auf ein großes Fest verzichtet, stattdessen wurden das ganze Jahr über sportliche und gesellige Veranstaltungen veranstaltet. Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet nun ein Kommersabend am Samstag, 5. Oktober, um 20 Uhr in der Sporthalle. Dabei werden zahlreiche langjährige Mitglieder geehrt.

Mit dem Fußballspielen ist in "Dumba" kurz nach dem Ersten Weltkrieg begonnen worden. Davor bestand der Sport aus Turnen frei nach Turnvater Friedrich Jahn. 1920/21 brachten die beiden Handelsschüler Josef Prüschenk und Heinrich Sporer den ersten richtigen Fußball mit nach Kirchenthumbach. Kurz darauf bildete sich die DJK-Mannschaft.

Überlieferungen zufolge befand sich der erste Fußballplatz auf der "Eglseer Hut". Später befreiten die DJK-Spieler die "Pröller-Hut" von Unebenheiten und richteten sich dort ein Spielfeld ein. Zeitweise diente auch die Wiese zwischen der heutigen Görglaser Straße und der Bachgasse als Spielplatz. Mit dem Bau des Mädchenschulhauses legte die Gemeinde einen Sportplatz an. Im Volksmund die "Bummelwiese" genannt, fanden dort doch auch Körungen von Bullen statt.

Doch zurück zum Sportclub nach der Wiedergründung vor 60 Jahren. Kaum war die unsägliche Nazizeit vorbei und die ersten Kirchenthumbacher aus Krieg und Gefangenschaft zurück, machte man sich ans Werk, wieder einen Sportverein auf die Beine zu stellen. Hierfür mussten sich die Initiatoren erst eine Lizenz von der amerikanischen Militärregierung besorgen, und es mussten Bürger bestellt werden, die Gewähr boten, dass es ein „demokratischer“ Verein wird und keine Nazis darin aufkommen werden. Der so entstandene Sportclub gewann an Ansehen und war den Vereinen aus den anderen großen Orten des damaligen Landkreises ebenbürtig. Die Mannschaft nahm regelmäßig am Spielbetrieb teil.

Nach fünf Jahren fußballloser Zeit wurde auf Initiative von Georg Paulus und einiger Fußballbesessener der heutige SC Kirchenthumbach gegründet. Am 13. Dezember 1959 fand eine Versammlung aller interessierten Anhänger des Fußballsports in der Gastwirtschaft Josef Eisend statt, zu der sich eine große Zahl von Jugendlichen einfand. Versammlungsleiter Josef Thurn erinnerte daran, dass nach dem Krieg unter erschwerten Bedingungen ein Sportverein ins Leben gerufen und mit vereinten Kräften ein Sportplatz geschaffen worden sei. Der Verein sei jedoch wieder eingeschlafen, da der Sportplatz an der Bayreuther Straße mit Wohnhäusern bebaut worden ist.

Anschließend wurde in geheimer Wahl ein Vorstand bestimmt. Von 49 Stimmen entfielen 47 auf Josef Thurn (+) als Vorsitzenden. Mit 31 von 47 Stimmen bestimmten die Fußballfans Albert Kroher (+) zum zweiten Vorsitzenden, dritter Vorsitzender wurde Georg Paulus mit 23 Stimmen. Alle Drei nahmen die Wahl an. Durch Zuruf wurde dritter Vorsitzende Georg Paulus auch zum Schriftführer bestimmt. Ebenfalls durch Zuruf wurde Herbert Götz zum Kassier gewählt.

Unterschrieben haben das Gründungsprotokoll: Josef Thurn (+), Georg Paulus, Herbert Götz, Josef Rauch, (+) Siegfried Iberl (+), Fritz Fürk, Hans Rothmeier und Gerhard Höllering. In den folgenden Jahren übernahm Berthold Kroher das Amt des Vorsitzenden. Er wurde dann von Josef Albersdorfer, der mit seinem VW-Bus immer die Spieler zu Auswärtsspielen transportierte, beerbt. Diese drei Vorsitzenden haben trotz großer Schwierigkeiten Pionierarbeit geleistet. Sie waren nahezu auf sich alleine gestellt und mussten ihr Amt ohne Unterstützung ausüben. Auf Josef Albersdorfer folgten als Vorsitzende Josef Prüschenk, Gerhard Sporer, Alfred Kirsch, Fritz Fürk, Albert Dobmann, Berthold Kraus, Hermann Paulus, Gerhard Lindner und jetzt aktuell Josef Reisner.

In den Anfangsjahren musste der Verein auch ohne eigenen Sportplatz auskommen: Alle Spiele mussten auswärts absolviert werden. Erst durch den damaligen Kaplan Wilhelm Schraml, den späteren Bischof von Passau, kam Bewegung in den Sportplatzbau. Obwohl das erste Spielfeld einem Acker glich, war die Freude groß, endlich Heimspiele austragen zu können. Als erste Mannschaft wurde die A-Jugend zur Verbandsspielrunde gemeldet.

In den zurückliegenden 60 Jahren wurde auf dem Sportgelände an der Eschenbacher Straße viel geschaffen, zahlreiche Bauobjekte wurden verwirklicht. Heute besitzt der Sportclub eine moderne Sportanlage. Erfreulich ist, dass sich die jungen Einwohner nach wie vor im Sportclub engagieren und sportlich betätigen. Von den derzeitigen 670 Mitgliedern sind mehr als 300 dem Kinder- und Jugendbereich zugeordnet. Angeboten werden Herren- und Damenfußball, Tennis, Volleyball, Kinderturnen, Lauftreffs und Aerobic.

Sportliche Höhepunkte waren die Aufstiege der ersten Fußballmannschaft in die frühere A-Klasse und die Meisterschaft sowie 2011 der Aufstieg in die Bezirksliga. Heuer schafften die B-Juniorinnen den Aufstieg in die Landesliga. Aller Ehren wert sind auch die Leistungen der Tennisspieler in den Medenrunden.

Geführt wird der Sportclub derzeit von Josef Reisner. Ihm zur Seite stehen als Stellvertreter Nicole Schusser-Schindler und Reinhard Hörl. Die Kasse verwaltet Phillip Kroher. Den Posten des Geschäftsführers bekleidet Gerhard Fronhöfer, Schriftführerin ist Martina Heindl.

Das älteste Mannschaftsfoto, das existiert, zeigt das DJK-Team im Jahr 1932: (hinten, von links) Christl Popp, Quirin Seemann, Anton Strauß, Hans Kellner, Karl Friedl, Ludwig Sporer, Bernhardt Rothmeier, Josef Lindner, Ludwig Kellner. sowie (vorne, von links) Martin Dobmann, Georg Strauß und Jakob Schuller. Bild: ü
Das älteste Mannschaftsfoto, das existiert, zeigt das DJK-Team im Jahr 1932: (hinten, von links) Christl Popp, Quirin Seemann, Anton Strauß, Hans Kellner, Karl Friedl, Ludwig Sporer, Bernhardt Rothmeier, Josef Lindner, Ludwig Kellner. sowie (vorne, von links) Martin Dobmann, Georg Strauß und Jakob Schuller.
Nach der Wiedergründung des Vereins 1959 nahm die A-Jugend als erste Mannschaft an der Punktespielrunde teil. Im Bild (hinten, von links) Fritz Fürk, Georg Bernhardt, Josef Seidl, Raimund Uhl, Helmut Thurn und Kurt Schödl sowie (vorne, von links) Ludwig Schneider, Georg Kausler, Günther Ehler, Georg Lehner und Josef Kellner. Bild: ü
Nach der Wiedergründung des Vereins 1959 nahm die A-Jugend als erste Mannschaft an der Punktespielrunde teil. Im Bild (hinten, von links) Fritz Fürk, Georg Bernhardt, Josef Seidl, Raimund Uhl, Helmut Thurn und Kurt Schödl sowie (vorne, von links) Ludwig Schneider, Georg Kausler, Günther Ehler, Georg Lehner und Josef Kellner.
Die erfolgreiche Nachkriegsmannschaft aus dem Jahr1949: (stehend, von links) Heinz Hanusa, Hans Leipold, Jakob Leipold, Hans Schönmann, Willi Thaler, Franz Strauß, Hans Kroher und Vorsitzender Martin Dobmann, (kniend, von links) Josef Vogl, Gerhard Saalborn, Hans Renner, Berthold Weiß, Georg Schusser und Martin Schreglmann. Bild: ü
Die erfolgreiche Nachkriegsmannschaft aus dem Jahr1949: (stehend, von links) Heinz Hanusa, Hans Leipold, Jakob Leipold, Hans Schönmann, Willi Thaler, Franz Strauß, Hans Kroher und Vorsitzender Martin Dobmann, (kniend, von links) Josef Vogl, Gerhard Saalborn, Hans Renner, Berthold Weiß, Georg Schusser und Martin Schreglmann.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.