Kirchenthumbach
02.08.2018 - 14:13 Uhr

Nicht ein Tropfen

Deutschland ächzt unter der Hitzewelle. Denn Regen ist im Sommer 2018 Mangelware. Das macht sich nicht nur auf den dürren Feldern bemerkbar. Auch die Bäche haben schwer daran zu schlucken – so wie der Grubbach: Den gibt es nicht mehr.

Der Grubbach in Kirchenthumbach, der in den Thumbach mündet, ist auf weiten Teilen komplett ausgetrocknet. Die Hitze macht ihm sehr zu schaffen. exb
Der Grubbach in Kirchenthumbach, der in den Thumbach mündet, ist auf weiten Teilen komplett ausgetrocknet. Die Hitze macht ihm sehr zu schaffen.

Ein trauriges Bild: Das Wasser ist weg, das Bachbett so trocken wie Salz. Der Grubbach, der durch Kirchenthumbach fließt und in der Bachgasse in den Thumbach mündet, ist ausgetrocknet. Ein Phänomen – das es schon einmal gab.

2003 war der Bach auch verschwunden, erinnert sich Michael Preuschl. Der Kirchenthumbacher sammelt als registrierter Wettermelder in seinem Heimatort Daten über das Wetter und meldet diese dem BR für Radiosendungen. Der „Jahrhundertsommer“ vor 15 Jahren ist dem 35-Jährigen deshalb besonders in Erinnerung geblieben: „Im August stiegen die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit auf 40 Grad. Diese Affenhitze hielt für drei Wochen. Das Wasser im Bach verdunstete in der kurzen Zeit und wurde dann aber durch den einsetzenden Regen wieder aufgefüllt“, erzählt Preuschl.

Ganz so heiß ist es im Sommer 2018 in Kirchenthumbach zwar noch nicht gewesen, aber die konstanten hohen Temperaturen mit einem Höchstwert von 37 Grad am 31. Juli gegen 14.16 Uhr brachten den Bach trotzdem ziemlich ins Schwitzen. So sehr, dass er nun erneut austrocknete. Der Bach entspringt normalerweise in Sassenreuth beim Gemeindeweiher, weiß Preuschl. „Wenn dieser Weiher überläuft, wird der Grubbach gespeißt. Dies ist eigentlich eine unerschöpfliche Quelle, da sich um den Gemeindeweiher ein großes Sumpfgebiet erstreckt. Allerdings ist es in letzter Zeit so trocken, dass nicht einmal von dort genügend Wasser kommt.“

Der Grubbach ist von seinem Ursprung bis zur Mündung in den Thumbach – von dem Kirchenthumbach seinen Namen hat – auf mehreren Kilometern weitestgehend ohne Wasser, berichtet der Wettermelder. In guten Zeiten liege der Wasserpegel bei circa 25 Zentimeter, dieser könne aber auch nach der Schneeschmelze oder langanhaltendem Regen noch mehr ansteigen, so dass der Bach über die Ufer tritt. Momentan sieht es danach aber nicht aus: „Im Waldgebiet findet man noch ein paar kleine Tümpel, aber auch diese werden der andauernden Hitze zum Opfer fallen. Erst an der Stelle, wo sich der Grubbach mit dem Thumbach vereint, ist wieder Wasser, aber keine nennenswerte Menge.“

Dass der Bach so unter der Hitze leidet, ist auf die extrem niedrige Niederschlagsmenge in Kombination mit den hohen Temperaturen in den vergangenen zwei Monaten zurückzuführen. 63 Liter pro Quadratmeter im Juni und 18,60 im Juli hat Preuschl mit seiner Wetterstation gemessen. „Viel zu wenig“, weiß er. „Normalerweise müssten wir hier einen Wert von 100 Liter pro Quadratmeter haben.“

Die Dürre im Bachbett bringt auch Probleme mit sich. „Die Flora und Fauna um den Bach wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Natur wird sich zwar wieder erholen, aber es wird eine gewisse Zeit dauern“, meint der Kirchenthumbacher. Und noch eine Gefahr sieht der 35-Jährige: „Da ich selbst bei der Feuerwehr bin, kann ich aus Erfahrung sagen, dass wir auch schon öfter bei Bränden den Bach als zusätzliche Löschwasserquelle hergenommen haben. Das ist zur Zeit unmöglich.“

Damit sich der Bach und das Leben in und um ihn herum erholen können, müsste ein „schöner Landregen einsetzen, der ein paar Tage andauert“, meint Preuschl. Aber danach sieht es für den Wettermelder momentan nicht aus. Er vermutet, dass die Trockenheit die Region wegen der stabilen Wetterlage über Europa noch länger in Schach halten wird. Eine Erlösung sei also erst einmal nicht in Sicht, und so wird der Bach staubtrocken bleiben.





Michael Preuschl ist registrierter Wettermelder für seinen Heimatort Kirchenthumbach. lep
Michael Preuschl ist registrierter Wettermelder für seinen Heimatort Kirchenthumbach.
Hintergrund:

Wettermelder

Die Wetterstation von Michael Preuschl misst rund um die Uhr. Alle 30 Minuten zeichnet sie die gesammelten Daten auf und speichert sie ab. „Alle Daten werden in einer Höhe von zwei Metern gemessen, so betreiben es auch die großen Wetterstationen“, erzählt er. Die Messgeräte sind an einem Chromstab angebracht, damit es zu keinen Reflektierungen oder anderen störenden Einflüssen kommt. (spi)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.