(ü) Die scharfe Wurzel ist neben Brezen und Bier nicht vom Wirtshaustisch oder Biergarten wegzudenken, vor allem nicht unter dem weiß-blauen Himmel. "Der Rettich - die unbekannte Wurzel," darüber informiert Gärtnermeister Robert Herl beim Open Air der Blasmusik am Samstag, 7. Juli, ab 17 Uhr im Frauenbild an der Bayreuther Straße. Veranstalter ist die Blaskapelle Kirchenthumbach.
Herl nennt dieses Rettich- und Meerrettich-Symposium eine Einmaligkeit in Bayern, wenn nicht gar in Deutschland. Zwischen den Musikstücken wird er Interessantes und Wissenschaftliches rund um den Rettich erläutern. Er befasst sich mit dem Ursprungsland des "Radi", mit Arten und Sorten sowie Farben. Er doziert weiter über Anzucht und Kultur, Unterarten und nahe Verwandte des Rettichs. Fest im Plan ist zudem auch eine Verkostung und der Verkauf von Rettichen und Radieschen mit Butterbrot und Brezen. Höhepunkt das Symposiums ist ein Rettichquiz. Als Hauptpreis winkt eine Busfahrt nach München zum Oktoberfest auf der "Oid'n Wies'n", wo die Blaskapelle Kirchenthumbach auftreten wird.
Als hierzulande der König noch das Sagen hatte, war es üblich, dass die Mannsbilder abends in die Trinkstuben gingen. In Kirchenthumbach gab es 22 Wirtshäuser, in denen Kommunbier ausgeschenkt wurde. Unter ihren blauen Schürzen im Latzteil hatten die Leute einen "Rankern Brout" und im Sommer einen Rettich verstaut. Beides wurde im Laufe des Abends verzehrt. Das Salz für den Radi lieferte in großzügiger Weise die Wirtin. Ähnlich ging es auch zu, wenn sich die Mitglieder des Zunftvereins, dem Vorgänger des Handwerker- und Gewerbevereins, einmal in der Woche zu einem Gesellschaftsabend trafen. Der Chronist des Vereins hatte die Aufgabe, niederzuschreiben, wie das Bier geschmeckt hat, wie viele Mitglieder anwesend waren und was sich sonst so alles getan hat. Im Laufe des Abends wurden auch, wie es sich an einem Biertisch gehört, lustige Dinge erzählt und Themen poetisch behandelt. Zum "Radi" wurde in der Bierlaune laut Überlieferung gedichtet: "A Radirülpser und a Bierschoaß unter das Zoudeck'n bringt dei Alte um die Eck'n."
Schon damals wusste man, der Rettich ist ein Freund der Verdauung und des Immunsystems. Rettich wird auch eine antibiotische Wirkung nachgesagt. Außerdem soll er stoffwechselanregend sein. Angeblich gibt es wenig Heilsameres als Rettich. Man sollte aber beim Aufstoßen seinen Gestank zum Leidwesen des Gegenüber, in Kauf nehmen, weil es "gsund is".
Kirchenthumbach
29.06.2018 - 15:08 Uhr
Wundersame Wurzel
von Fritz Fürk
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