Während Menschen an vielen für die Natur äußerst wichtigen Klein-Flächen und -Räumen meist aus Unwissenheit achtlos vorübergehen, gibt es andererseits auch Areale, die sofort ins Auge stechen. So etwa die Streuobstwiesen am Nordhang des Annabergs, die mit den Biotopen im Umgriff des Wallfahrtsortes gerne oft als "grüne Lunge" bezeichnet werden.
Mit der Anlage einer Allee aus 31 alten Obstbaumsorten stärkt dort die Stadtgärtnerei dem ökologischen Gleichgewicht entscheidend den Rücken. Stadtgärtnermeister Klaus Herbst stellte Bürgermeister Michael Göth das naturnahe Projekt detailliert vor und skizzierte weitere Handlungsfelder, die von seiner Mannschaft angegangen werden sollen.
Der Begriff Streuobstwiese habe sich nach Angaben von Klaus Herbst aus dem Begriff Obstbau in Streulage" entwickelt. "Meist stehen auf Streuobstwiesen hochstämmige Obstbäume unterschiedlichen Alters und verschiedener Sorten." Beim modernen intensiven Obstbau herrschten dagegen niederstämmige Sorten in Monokultur vor. Auch Obstalleen und Einzelbäume gehörten zum Streuobstbau.
Wie beim Ortstermin am Annaberg weiter zur Sprache kam, hatte der Streuobstanbau bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einen große kulturelle, ökologische und landschaftsprägende Bedeutung. Verstärkte Bautätigkeit und die Intensivierung der Landwirtschaft drängten die Streuobstwiesen aber sehr stark zurück. "Sie gehören heute zu den am stärksten gefährdeten Biotopen, was den Bestand in der Herzogstadt am Annaberg umso wertvoller macht", ergänzte Herbst. Streuobstwiesen gehören nach Informationen des Fachmanns zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas. Sie böten beste Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten lebten auf einer Streuobstwiese.
Alte Obstsorten
Die neue Obstbaum-Allee am Nordhang entlang des Fußweges zum Waldfriedhof bilden 31 Hochstämme. Darunter 19 Apfel-, drei Birnen-, eine Süßkirsch-, und acht Zwetschgensorten. Sie wurzeln auf einer Sämlingsgrundlage in die Tiefe, was Standfestigkeit und gute Wasserversorgung verspricht. „Alte Obstsorten gehören zu unserem kulturellen Erbe, das man bewahren sollte. Immer mehr neue Sorten verdrängen diese meist geschmackvolleren Sorten und sorgen so auch für das Verschwinden von Streuobstbeständen“. Bürgermeister Michael Göth zeigte sich beeindruckt von der Initiative der Stadtgärtnerei und verwies auf die Eh-da-Flächen-Kooperation mit dem örtlichen Bienenzuchtverein, die sich mit den Streuobstwiesen am Annaberg aufgrund der hohen Bestäubungsleistung der Honigbienen deutlich bemerkbar mache. „Wir werden weitere Flächen für die Artenvielfalt bereitstellen, wie etwa an der Krötensee- und Pestalozzischule“, erklärte der Rathauschef. Bei den gepflanzten alten Obstbaumsorten erwähnte Herbst klangvolle Namen wie (Äpfel) Roter und Grüner Boskoop, Goldparmäne, Gravensteiner, Danziger Kant oder James Grieve, (Zwetschgen) Königin Viktoria und Mirabelle von Nancy sowie (Birnen) Alexander Lukas und Gellerts Butterbirne.
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