Königstein
08.11.2018 - 10:45 Uhr

Kalte Nahwärme für Neubaugebiet

Im Vorfeld der Aufstellung des Bebauungsplanes Am Weihergarten holt der Marktrat Informationen über die Möglichkeiten einer innovativen Nahwärmeversorgung ein. Die Fakten sind hochinteressant.

Bereits im September bot die Energieagentur Regensburg - die an der Planung des Königsteiner Neubaugebiets beteiligt ist - bei einem Energiecoaching Informationen für die Kommunen an. Nun hatte die Agentur für die Gemeinderatssitzung eine Beratung mit Experten der NATURSTROM AG aus Eggolsheim im Landkreis Forchheim vermittelt. Von dem Ökoenergieversorger waren die Projektentwickler Verena Gröbmayr und Tobias Huter zur Sitzung gekommen. Sie bekräftigten in ihrer Präsentation die vielen positiven Aspekte einer kommunalen Nahwärmeversorgung, wie sie bereits von der Energieagentur Regensburg in deren Energiecoaching mitgeteilt worden waren.

Kalte Nahwärme: Effizient und nachhaltig

Dem herkömmlichen hohen Temperaturniveau eines Nahwärmenetzes von rund 70 Grad Celsius mit wärmegedämmten Leitungen und dennoch spürbaren Wärmeverlusten stellte Gröbmayr den von einem Erdkollektor ausgehenden Vorlauf mit etwa 10 Grad bei der kalten Nahwärmeversorgung als effiziente Technologie für Neubaugebiete gegenüber. Das Rohrsystem kann ungedämmt verlegt werden, hieß es. Dadurch werden die Netzkosten minimiert. Die Wärme wird aus regenerativen Quellen, der Umweltwärme des Erdreichs, gewonnen. Vom Erdkollektor aus wird die vor Ort erzeugte Wärme über ein verzweigtes Leitungsnetz an die Gebäude im Neubaugebiet verteilt. Mit Hilfe einer Wärmepumpe wird die Wärme in den angeschlossenen Häusern auf das benötigte Temperaturniveau gehoben, erklärten die Experten. Besonders für Flächenheizungen wie Fußboden- und Wandheizungen können über dieses System die niedrigen Vorlauftemperaturen effizient erreicht werden.

Bei den Leitungen des Systems vom Erdkollektor bis zu den angeschlossenen Gebäuden ist mit einer Haltbarkeit von etwa 40 Jahren zu rechnen. Erfahrungen aus der Praxis bestätigen eine entsprechende Haltbarkeit der Rohre.

Klare Vorteile sind hier die langfristig gesicherte Wärmeversorgung, die Nutzung lokaler regenerativer Energien, die dadurch erreichte CO2-Einsparung und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Vor allem aber profitierten Anschlussnehmer in Neubaugebieten von einem besonders niedrigen Primärenergiefaktor, der alle gesetzlichen Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) und der KfW-Effizienzhäuser übertrifft. „Günstige KfW-Kredite sind dadurch leicht zu erreichen“, so die Experten.

Erdkollektoren werden im landwirtschaftlichen Umfeld der Energiezentrale in einer Tiefe von etwa 1,5 Metern eingebracht und erlauben die weitere landwirtschaftliche Nutzung der gesamten Fläche ohne jegliche Beeinträchtigung.

Wichtig für die Realisierung des Projekts sind die Rahmenbedingungen, welche von der Gemeinde vorzugeben sind, betonte Huter. Gemeint sind zum Beispiel eine Anschluss- und Nutzungspflicht für die Bauherren oder Vorgaben hinsichtlich der Heiztechniken und der Verwendung regenerativer Energien.

Marktrat Hans-Martin Grötsch interessierte sich für die Kosten des Projekts, da zunächst die Gemeinde die Investition für das Wärmenetz trage, welche dann auf die Baulandpreise umgelegt würde. Die genaue Kostenberechnung der Projektplanung will die Naturstrom AG bis in drei Monaten vorlegen.

Gröbmayr verwies auf die Erfahrung ihrer Firma in der Projektierung und in der Vor-Ort-Betreuung der Planung. „Eine Information der potentiellen Bauherren ist unabdingbar.“ Außerdem empfahl die Expertin die Einbindung lokaler Unternehmen und Ressourcen sowie die Schaffung von Beteiligungsmöglichkeiten. Dies diene der Steigerung der Akzeptanz für das Projekt. Das Gremium beschloss auf dieser Basis die zweite öffentliche Auslegung des Projekts.

 
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