Kohlberg
04.11.2018 - 12:00 Uhr

Kirchturmspitze schwebt über Schüler

Erst seit 1988 erhielt die katholische Kirche ihr heutiges Aussehen. Ihr Bau dauerte über siebzig Jahre. Pfarrer Andreas Schlagenhaufer erinnert an dieses Ereignis vor 30 Jahren.

von PML
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988.

Der 14. Oktober 1988 war für Schulkinder in Kohlberg ein besonderer Tag. Es standen keine Proben an und es lag auch nicht daran, dass es ein Freitag war. An diesem Tag sollte der Turm der Pfarrkirche eine neue Spitze bekommen - die, die er eigentlich schon seit siebzig Jahren haben sollte.

Kohlberg gehörte lange zu den Gemeinden, in denen es ein Simultaneum gab. Evangelische und katholische Gläubige nutzten gemeinsam und mehr oder weniger friedlich die Kirche des Ortes. Diese Situation änderte sich in Kohlberg, als 1914 begonnen wurde, ein neues Gotteshaus für die katholische Gemeinde zu bauen. Schon 1916, und damit mitten im Ersten Weltkrieg, wurde darin der erste Gottesdienst gefeiert. Fertig war die Kirche zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz. Ein entscheidendes Detail fehlte noch, um dem Gotteshaus das Aussehen zu geben, dass der Weidener Architekt Heinrich Meckler auf den Plänen und in einem Gemälde vorgesehen hatte: die Doppelzwiebel mit Laternenkonstruktion asl Turmaufsatz. 1916 waren die finanziellen Mittel knapp, Handwerkern, die die Arbeit in so großer Höhe hätten vollbringen können, waren im Kriegseinsatz oder gefallen. Das Turmdach war ein Provisorium und blieb es bis 1922.

Dann gab es eine behördliche Mahnung, dem Kirchturm zumindest irgendein einigermaßen ansehnliches Häubchen aufzuziehen. Das geschah mit einem achtseitigen Zeltdach mit Kreuz. Erst 1986 kam wieder Bewegung in die Sache, als eine Renovierung anstand. Mauern mussten trockengelegt werden, Wasser- und Abwasserleitungen - auch für das Pfarrhaus - zeitgemäß gestaltet werden. Dabei reifte der Plan, dem Turm seine Krone aufzusetzen.

Mit Hilfe der Diözese, des "Innerdeutschen Ministeriums", der Marktgemeinde, Spenden aus der Bevölkerung und der Unterstützung von verschiedenen anderen Institutionen kamen die 410.000 Mark zusammen, die alleine für die Doppelzwiebel nötig waren. Im Mai 1988 starteten die Arbeiten. Das alte Zeltdach wurde abgenommen und Gerüste aufgestellt. Die Kohlberger Holzbaufirma Blödt kümmerte sich um Holzkonstruktion - ein Model im Maßstab 1:10 steht noch heute in den Geschäftsräumen der Zimmerei. Die Dachhaut aus Kupferblech der 15 Meter hohen Doppelzwiebel fertigte die Windischeschenbacher Firma Sperber. Beides trotzt auch 30 Jahre später noch jedem Wetter.

An eben diesem sonnigen Oktoberfreitag war die 25 Tonnen schwere Konstruktion fertig. Die Doppelzwiebel versteckte sich im Schatten des Gotteshauses auf dem Boden. Die Idee, sie mit einem Hubschrauber emporzuhieven, wurde verworfen. Stattdessen war der größte Autokran Nordbayerns aus Hof gekommen. Mit seiner Hilfe wurde diese gefährliche und anspruchsvolle Aufgabe trotz leichter Windböen erledigt.

Für Kohlberg war der Tag ein kleines Volksfest. Jede Menge Schaulustige standen vor der Kirche. Es gab Wurstsemmeln und Getränke. Für die Kinder der Grundschule war der Unterricht schon deutlich früher zu Ende als sonst. Zwischen 11 und 12 Uhr liefen alle Schüler dritten und vierten Klasse hoch zur Kirche. Staunend sahen die Zuschauer, wie die riesige Konstruktion erst einmal quer über die Kirche und dann hinauf auf den Turm schwebte. Um 12.40 Uhr saß die Doppelzwiebel sicher auf ihrem endgültigen Platz.

Bei Schlagenhaufers Vortrag mit Bildern aus seinem Archiv blieb kein Stuhl mehr frei. Übrigens: die alte Zeltdachkonstruktion wurde nicht einfach entfernt und "verschrottet". Sie steht heute als Pavillon-Dach im Garten des ehemaligen Pfarrhauses. Sie bleibt so auch nach fast 100 Jahren noch Bestandteil des Gemeindelebens.

Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988.
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988.
Am Boden bauen die Zimmerleute den Dachstuhl zusammen. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Am Boden bauen die Zimmerleute den Dachstuhl zusammen.
Am Boden bauen die Zimmerleute den Dachstuhl zusammen. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Am Boden bauen die Zimmerleute den Dachstuhl zusammen.
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988.
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm.
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm.
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988.
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm.
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Der damals größte Autokran Nordbayerns hievt 1988 die Doppelzwiebel auf den Kirchturm.
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988. Bild: Andreas Schlagenhaufer
Bilder von der Turmbekrönung der katholischen Kirche in Kohlberg 1988.
 
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