Kohlberg
23.07.2021 - 10:10 Uhr

Die Melodie des Lebens ist verklungen

Langjähriger Organist und Chorleiter Hans Bäumler stirbt überraschend kurz nach seinem 85. Geburtstag.

Hans Bäumler hat über 65 Jahre lang die Orgel in der Kohlberger Herz-Jesu-Kirche gespielt. Jetzt ist er sehr überraschend verstorben. Bild: jml
Hans Bäumler hat über 65 Jahre lang die Orgel in der Kohlberger Herz-Jesu-Kirche gespielt. Jetzt ist er sehr überraschend verstorben.

Vor knapp drei Monaten hat die katholische Gemeinde Hans Bäumler noch zum 85. Geburtstag gratuliert und ihm in der Sonntagsmesse für sein Lebenswerk gedankt. 65 lange Jahre saß er nahezu bei allen Gottesdiensten auf der Orgelbank, leitete Jahrzehnte den Kirchen- und Männerchor, war in der Marianischen Männercongregation und in der Kirchenverwaltung aktiv und betreute den Außenbereich des Kindergartens Arche Noach, um nur einige seiner Verdienste zu nennen.

Geradezu bestürzt reagierten deshalb Pfarrer Varghese Puthenchira, Pater Prince Kalarimuryil, Kirchenpfleger Leonhard Steinsdörfer, die Mitglieder in Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat auf die plötzliche Todesnachricht. Bei der Feier im April hatten die Gratulanten Bäumler und seiner Frau Anna noch viele gemeinsame Jahre gewünscht. „Aber der Herrgott hatte Anderes mit dir vor“, sagte der Kirchenpfleger in seiner Abschiedsrede. „Wir trauern mit deiner Frau, deinen vier Söhnen, ihren Familien und deinen acht Enkeln!“ Das Requiem zelebrierte neben den beiden Gemeindegeistlichen auch Pfarrer Andreas Schlagenhaufer, ein guter Freund der Familie Bäumler. Für die Musik in der Totenmesse sorgte der Kirchenchor unter der Leitung von Maria Müller, die auch Orgel spielte. Eine große Trauergemeinde nahm am Grab Abschied.

„Wir kannten ihn als akkuraten, aufrichtigen und freundlichen Menschen, der seinen Arbeiten aufopferungsvoll nachging“, charakterisierte Steinsdörfer ebenso wie Wilhelm Zwack vom MMC Bäumler. In der mehr als 60-jährigen Tätigkeit als Organist hat Bäumler mit sechs Pfarrern und zwei Pfarrvikaren zusammengearbeitet. „Musik, die kirchliche und auch die volkstümliche hatte einen sehr hohen Stellenwert in seinem Leben“, so der Kirchenpfleger.

Das bekräftigte auch Markus Müller, der stellvertretende Vorsitzende im OWV. Der Verstorbene gründete dort 1972 die Jugendblaskapelle und führte sie bis 1985 sehr erfolgreich als klingendes Aushängeschild des Heimatvereins. „In die Feuerwehr trat Bäumler 1955 ein und war auch nach seiner aktiven Dienstzeit der Wehr stets verbunden“, informierte Hermann Prechtl. Als Abschiedsmelodie erklang das erzgebirgische Lied „'s is Feierohmd“.

Am 18. April 1936 wurde Hans Bäumler im Kohlberger „Beckeröller-Anwesen“ geboren. Mit fünf weiteren Geschwistern wuchs er dort auf, lernte nach der Schule Kraftfahrer und sattelte später auf den Busverkehr um. Er arbeitete im örtlichen Raiffeisen-Lagerhaus, bei der Firma Röhrl in Weiden und den Busunternehmen Bäumler und Kreuzer bis zur Rente. 1962 heiratete er seine Frau Anna und zog mit ihr im neu gebauten Eigenheim in der Artesgrüner Straße vier Söhne groß. Inzwischen bereichern acht Enkel die Familie. Seit 1955 spielte er in der Herz-Jesu-Kirche die Orgel, leitete die Chöre, brachte vielen Jugendlichen das Akkordeonspielen bei und leitete früher die Tanzkapelle Edelweiß. Zusammen mit seinem im letzten Jahr verstorbenen Bruder Konrad als Mesner war er eine Institution in der katholischen Gemeinde.

Steinsdörfer: „So endet vorerst eine Ära mit dem Namen Bäumler in der katholischen Pfarrei Kohlberg.“ Die Kirchenverwaltung wird zum Gedenken an das Wirken des Verstorbenen eine Plakette an der Orgel anbringen lassen.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.