Mitgefangen, mitgehangen: Gösta-Hallenbau muss Insolvenz anmelden

Kohlberg
18.08.2023 - 13:39 Uhr
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Die Firma Gösta-Hallenbau galt lange als Vorzeigemittelständler. Doch der muss nun in vorläufige Insolvenz. Einerseits, weil er für eine Schwesterfirma mit haftet, vor allem aber, weil Kunden nicht zahlen.

Die Zentrale von Gösta-Hallenbau in Artesgrün bei Kohlberg. Trotz vorläufiger Insolvenz soll die Firma in der Hand der Familien Götz und Rösch bleiben.

"Was kannst du da machen, wenn das Geld nicht kommt?", fragt Rudolf Götz. Der Gründer der Firma Gösta-Hallenbau und sein Schwiegersohn Mario Rösch haben am Mittwoch am Amtsgericht Weiden gleich für zwei Firmen Insolvenz angemeldet: die Gösta Hallenbau GmbH und die Gösta Industrie- und Gewerbebau GmbH. Erstere liefert die Gebäudehülle für Hallen aller Art, zweitere baut schlüsselfertig. Beide haben ihren Sitz im Kohlberger Ortsteil Artesgrün. Betroffen sind rund 20 Mitarbeiter.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Alexander Raab aus Fürth bestellt. Wie er mitteilt, ist zunächst die Gösta-Industriebau "wegen zwei ins Stocken geratener Bauvorhaben in Schieflage geraten". Dem Vernehmen nach zahlen Kunden einfach ihre Rechnungen nicht. Weil die Hallenbau für die Industriebau mit haftet, geriet auch die zweite Firma in den Abwärtssog.

Dabei sei die Hallenbau eigentlich gesund, teilt Raab schriftlich mit: "Das solide geführte und hochspezialisierte Unternehmen verfügt über zahlreiche laufende Aufträge, ist wirtschaftlich gut aufgestellt und auch liquide." Beide Firmen miteinander machten nach eigenen Angaben 2022 einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich.

Reiner Familienbetrieb

Gösta wurde 1992 von Rudolf Götz und seinem Kompagnon Felix Stangl in Weiden gegründet. Später übernahm Götz-Tochter Sandra die Anteile Stangls. Ihr Mann ist Mario Rösch, der heute beide Firmen als Geschäftsführer leitet. Der Betrieb zog zurück in den Heimatort der Familie. Rudolf Götz war von 2008 bis 2020 zudem Bürgermeister von Kohlberg. Eigentlich im Rentenalter, ist er trotzdem weiter rührig, sei es als Inhaber der Zoiglstube "Binnerlindl", sei es als Unternehmer.

Das Familienunternehmen hat bundesweit und in Nachbarländern über 1500 Hallen geplant und gebaut. Bekannte Beispiel in der Region sind ein Teil des Witt-Versandzentrums am Brandweiher in Weiden sowie zahlreiche Showrooms von Autohäusern, etwa der Firma Widmann.

"Der laufende Geschäftsbetrieb der Gösta-Hallenbau ist von dieser Entwicklung nicht beeinträchtigt", betonen sowohl Inhaber als auch Insolvenzverwalter. „Meine Hauptaufgabe ist es zunächst, das vorhandene Vermögen zu sichern und den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Raab. Laufende Aufträge würden in gewohnter Qualität abgearbeitet. Die Gefahr, dass Baustellen stillstehen könnten, sehen Götz und Rösch nicht.

Die Löhne der über 20 Mitarbeiter sind durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit für die nächsten Monate gedeckt. Nun geht es auch darum, die Belegschaft zu halten. Fachkräfte sind in der Baubranche begehrt.

"Erhaltenswert"

Laut Raab "liegt der Fokus der Bemühungen eindeutig auf der Sanierung des im Kern sehr gesunden und jedenfalls erhaltenswerten Unternehmens". Die Geschäftsleitung habe bereits angekündigt, das Unternehmen mit Hilfe eines Insolvenzplans sanieren zu wollen.“

Ein Insolvenzplan ist ein Sanierungskonzept, dass es dem Unternehmen mit Zustimmung der Gläubiger ermöglicht, die Firma neu aufzustellen. Offensichtlich ist nicht daran gedacht, einen neuen Investor als Partner zu suchen.

Götz ist zuversichtlich: „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen. Das laufende Verfahren wird uns dabei helfen, die Gösta-Hallenbau zukunftssicher zu machen."

Hintergrund:

Gösta-Hallenbau

  • Gegründet 1992
  • Rund 20 Mitarbeiter, darunter Architekten, Konstrukteure, Statiker und Projektleiter
  • Konzept: Hallenbau von der Planung bis zur Schlüsselübergabe
  • Angebot: von der Ausstellungshalle über Bürogebäude bis zum Hochregallager
  • 2019 Gründung der Schwesterfirma Gösta-Industrie- und Gewerbebau
  • Auswahl bekannterer Projekte: Showroom des Weinguts Mosburger in Bad Dürkheim, Industriehalle für den Fuhrpark von Kompark in Nabburg, Waschanlage des Autohauses Brandl in Waldkirchen
 
 

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