"Die evangelische Kirchengemeinde Kohlberg lädt alle interessierten Bürger ein, denen der Erhalt des Gemeindehauses am Herzen liegt. Nur, wenn letztlich die gesamte Gemeinde an einem Strang ziehe und für den Erhalt kämpfe, könnten Fortschritte gemacht, und das Gesamtziel, das historische Kleinod im Herzen der Marktgemeinde zu restaurieren, erreicht werden", hieß es in der Einladung zum Treffen am vergangenen Montag. Die Dringlichkeit wird da schon deutlich.
Pfarrer Marcio Trentini traf den Nagel auf den Kopf, als er eingangs des Treffens im Jugendraum eine Textstelle aus dem Alten Testament zitierte: "… du hast einen weiten Weg vor dir!" Ein Teil des Weges zur Renovierung des Gemeindehauses sei zwar schon angegangen worden, aber das Ende liegt noch in weiter Ferne. Denn es zwickt und zwackt an mehreren Baustellen in der Kirchengemeinde. Und vor allem am Geld.
Das Gebälk im unteren Bereich des Dachstuhles an der Westseite vom Gemeindehaus ist aufgrund jahrzehntelang eindringender Nässe morsch und muss erneuert werden. Laut Architektin Ulrike Weich von der Evangelisch-Lutherischen Verwaltungsstelle Sulzbach/Weiden liegen die Pfostenunterteile zum Teil nur noch gut einen Zentimeter fest in den Auflagebalken. "Der Dachstuhl ist auf der Wetterseite deutlich instabil und dringend sanierungsbedürftig", so die Meinung der Fachfrau und fügt an: Wenn ein Statiker da übergenau prüfe, könne es sein, "dass er den Schlüssel umdreht" und das Gebäude für einsturzgefährdet erkläre.
20 Bürger sowie Bürgermeister Gerhard List und einige Markträte hörten das Urteil der Architektin. Engagiert ging es um die Frage: Erhalt ja, aber wie? Und wieviel Geld ist die Kirchengemeinde bereit auszugeben? Denn die Kostenschätzung reicht von 420.000 Euro (Minimallösung, aber mit Schwedenturm) bis 800.000 Euro (mit Kirchenreparaturen, Kriegerhainmauer und Weiherhammer-Bedarf). Und dann natürlich die Gretchenfrage: Welche Fördertöpfe gibt es aus der Städtebauförderung, vom Amt für Ländliche Entwicklung und der Landeskirche?
Gemeindeglied Ingrid König hat bereits mit Architekt Emil Lehner über Zuschüsse gesprochen. Er betreut federführend die örtliche Dorferneuerung. Architektin Weich: "Zuerst muss ein vernünftiges Nutzungskonzept stehen, das Lösungen für die nächsten zehn Jahre beinhaltet. Und: "Wir brauchen Vorgaben vom Denkmalschutz, dann können wir weiterreden".
Bürgermeister List liegt der Erhalt des Hauses am Herzen. Er fragt aber: "Wie steht die evangelische Gemeinde in fünf oder zehn Jahren da? Ist Kohlberg dann eine Außenstelle in einer großen Pfarreiengemeinschaft?" Diese Frage konnte auch Pfarrer Trentini nicht beantworten, zumal Kohlberg die zahlenmäßig kleinste Gemeinde im Dekanat ist. Bitteres Fazit eines Teilnehmers: "Wir haben noch kein Konzept, wissen nicht, wo das Geld herkommen soll, wir wissen gar nichts!" Der Pfarrer will nun mit einer Arbeitsgruppe intensiv die Probleme anpacken. Dringend gesucht werden dafür noch Mitstreiter mit Kenntnissen im Bausektor.
Was bisher beim Gemeindehaus geschah: Gebäudenutzung als Schulhaus (Konfessionsschule mit Unter- und Oberklasse) bis 1966, ab 1971 evangelisches Gemeindehaus mit Teeküche und Jugendraum. Bei der Umgestaltung 1970/71 scheint das Dachstuhlproblem noch keine Rolle gespielt zu haben.
Wohl schon 2003 werden bei einer Begehung jedoch erhebliche Mängel festgestellt. Freiwillige Helfer räumen 2011 in mühseliger Arbeit Schutt vom ausgefüllten Bodenraum weg, damit trocknende Luft an die Balken gelangen kann. Es folgen erste Aufrufe des Ortspfarrers, für die Dachrenovierung zu spenden.
2013 wird bei der Planung zur Renovierung der Außenfassade durch Architekt Raimund Karl (Oberkonservator am Landesamt für Denkmalpflege) ein Riss im südseitigen Mauerwerk entdeckt. Karl: "Das ist ein barocker Dachstuhl mit mehreren nachträglichen Veränderungen." Die Außenmauern werden durch den Dachdruck auseinander gepresst.
2016 informiert Pfarrer Martin Valeske in einem Gemeindebrief, dass die Renovierung aufgeschoben wurde, da bisher zu wenig Spenden eingegangen seien. Im Herbst 2018 folgt eine weitere Spendenbitte des Geistlichen zusammen mit einem Infoflyer. Die Kosten der Renovierung werden grob auf 300.000 Euro geschätzt, welche teils durch eine Fundraising-Aktion aus der Gemeinde beschafft werden sollen. Das Ergebnis dieser Sammelaktion ist bisher ausgesprochen dürftig. Den Rest wollte man durch kirchliche und denkmalschützerische Zuschüsse decken.
Im März 2019 organisiert Valeske eine Ortsbesichtigung mit Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher, Bezirksheimatpfleger Tobias Appl und Landtagsabgeordnetem Stephan Oetzinger. Höher: "Der Dachstuhl hat von der Anlage her eine Einzelstellung. Ich sehe da gute Möglichkeiten für eine Förderung!" Appl forderte erhebliche Eigenleistungen der Kirchengemeinde und stellte die Regelförderung von fünf Prozent in Aussicht.
Letzten August gab es unter der Moderation von Dekan Thomas Guba und Pfarrer Marcio Trentini zusammen mit Kirchenvorstand und Gläubigen eine Krisensitzung, um die Gebäuderenovierung erneut in Schwung zu bringen.
Die Anfänge des Dachstuhl-Dilemmas
- Gebäudenutzung als Schulhaus (Konfessionsschule mit Unter- und Oberklasse) bis 1966.
- Ab 1971 evangelisches Gemeindehaus mit Teeküche und Jugendraum.
- Bei der Umgestaltung 1970/71 scheint das Dachstuhlproblem noch keine Rolle gespielt zu haben. Wohl schon 2003 werden bei einer Begehung jedoch erhebliche Mängel festgestellt
- Freiwillige Helfer räumen 2011 Schutt vom ausgefüllten Bodenraum weg, damit trocknende Luft an die Balken gelangen kann.
- Es folgen erste Aufrufe des Ortspfarrers, für die Dachrenovierung zu spenden.
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