Es war eine Premiere für den über 550 Jahre alten Marktflecken Konnersreuth. Erstmals besuchte am Freitag ein amtierender bayerischer Ministerpräsident die Ortschaft. Markus Söder war am Vormittag Ehrengast bei der feierlichen Eröffnung des Informations- und Begegnungszentrums Schafferhof. Bürgermeister Max Bindl sprach dann auch von einem " historischen Tag für die Marktgemeinde". Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Zollkapelle Nürnberg mit Verstärkung durch die Blaskapelle Konnersreuth.
Beamte der Polizeiinspektionen Waldsassen und Weiden sowie Sicherheitsbeamte der Staatsregierung hatten den Bereich rund um den Schafferhof schon einige Zeit vorher abgesichert. Pünktlich um 9.30 Uhr fuhr die Limousine Söders in Begleitung eines weiteren Polizeifahrzeugs am Schafferhof vor. Während der Bayerische Defiliermarsch erklang, ging Markus Söder Hände schüttelnd durch die Reihen der zahlreichen geladenen Gäste.
Führung durch Museum
Zusammen mit Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Landrat Roland Grillmeier, MdL Tobias Reiß und Bürgermeister Max Bindl durchschnitt Ministerpräsident Markus Söder ein symbolisches Band zur offiziellen Eröffnung des Schafferhofs. Nicht fehlen durfte ein Eintrag im Goldenen Buch der Marktgemeinde. Es folgte eine Exklusivführung durch das Theres-Neumann-Museum, geleitet von den Historikerinnen Elisabeth Vogl und Alice Rath. Dabei zeigte sich Markus Söder beeindruckt von den vielen historischen Ausstellungsstücken rund um das Leben der Konnersreuther Resl.
Bürgermeister Max Bindl machte in seiner Rede deutlich, "dass geistige Freiräume den Blick weiten und Erfahrungen möglich machen. Mit unserem sanierten Info- und Begegnungszentrum und dem Theres-Neumann-Museum verfügen wir jetzt über neue Freiräume". Bindl weiter: "Hier wurde etwas geschaffen, das unser gesellschaftliches Leben bereichern wird." Dank zollte er seinem Vorgänger Michael Hamann, der vor 16 Jahren die Weichen gestellt habe. Ein Dank galt auch MdL Tobias Reiß, der sich mit viel Engagement für die nötigen Fördermittel eingesetzt habe.
Es sei für ihn eine besondere Freude, in Konnersreuth zu sein, betonte Markus Söder. "Mein Besuch ist auch ein Bekenntnis zum ländlichen Raum." Söder erinnerte daran, dass Tobias Reiß bei ihm wegen Fördergeldern für das Projekt angefragt habe. "Heute sage ich: Jeder Euro für Konnersreuth und den ländlichen Raum ist gut angelegtes Geld. Entstanden ist ein wunderbares Areal für Konnersreuth und die ganze Region." Er sei ein gläubiger Mensch, so Söder weiter. Daher sei er dankbar, dass es solche Orte gebe. "Sie geben Kraft."
Abschied mit "Lied der Franken"
Zur Resl merkte Söder an, dass dieses Thema polarisieren könne. "Aber bemerkenswert war ihr Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Der Konnersreuther Kreis ist weithin bekannt", sagte Söder. Der Resl bescheinigte er viel Charisma. "Ja, sie hat ein Museum verdient." Zu Kritikern oder Zweiflern bemerkte er: "Wer nicht daran glauben will, der soll glauben, was er will. Der soll woanders hingehen." Im Anschluss erteilte Pater Benedikt Leitmayr mit Unterstützung von Monsignore Georg Schwager dem Gebäude den kirchlichen Segen. Pater Benedikt Leitmayr wünschte sich, dass es ein Haus der Begegnungen werden möge. Gemeinsam sangen die Gäste "Lobet den Herren", bevor Ministerpräsident Markus Söder zum nächsten Termin eilte. Verabschiedet wurde er mit dem "Lied der Franken".
"Hut ab, das habt ihr großartig gemacht", tat Bezirkstagspräsident Franz Löffler seine Begeisterung kund. "Konnersreuth ist ein Kraftort", meinte Löffler, der den Bau bereits vor längerer Zeit besucht hatte. Landrat Roland Grillmeier bezeichnete Konnersreuth als faszinierenden Ort. Mit einem Mix aus Fördergeldern habe dieses "wunderbare Projekt" verwirklicht werden können. Grillmeier sprach von einer Aufwertung für das ganze Stiftland. Raimund Karl vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege machte deutlich, dass ohne die Standhaftigkeit der Marktgemeinde heute nicht gefeiert werden könnte. "Es ist ein wunderschönes, vielfältiges Haus geworden, und nicht eine schmucklose Kiste, wie einige es sich wünschten", spielte er auf frühere Diskussionen und den Bürgerentscheid an. Karl dankte Michael Hamann für den Weitblick, den er vor 16 Jahren bewiesen habe. "Michael Hamann hatte damals eine Vision", meinte Karl vielsagend.
"Ein großes Geschenk"
Elisabeth Vogl und Alice Rat blieb es vorbehalten, den Gästen die Entstehung und das Konzept des Museums vorzustellen. "Das ist mein achtes Museumsprojekt und mein beruflicher Höhepunkt", räumte Vogl ein. Architekt Gerhard Plaß nannte den Schafferhof ein "wahrlich vorzeigenswertes Werk", Förderverein-Vorsitzender Uwe Rosner sprach von einem "herausfordernden Weg, den alle in den vergangenen 16 Jahren gegangen sind". Die Glückwünsche und den Dank des Bistums Regensburg überbrachte Monsignore Georg Schwager. "Diese Begegnungsstätte mit Museum ist ein wahrlich großes Geschenk", betonte Schwager. "Konnersreuth und die Resl haben sich immer zum Kreuz bekannt". Im Anschluss segnete er noch das Holzkreuz für den neuen Ratssaal im Schafferhof.
Projekt Schafferhof
- 2006 Erwerb des Schafferhof-Areals mit dem Ziel der Sanierung des alten Bauernhofes, danach viele Jahre Stillstand
- 2014 Bürgerentscheid, Zwei-Drittel-Mehrheit (Wahlbeteiligung unter 50 Prozent) für Abbruch und Neubau eines Resl-Dokumentationszentrums
- 2017 Entscheidung für Sanierung und Bau eines Info- und Begegnungszentrums, Abbruch aus Denkmalschutz-Gründen zuvor von Behördenseite abgelehnt
- Gesamtkosten 3,8 Millionen Euro, gemeindlicher Anteil 680.000 Euro
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