Krummennaab
13.09.2024 - 10:55 Uhr
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Oldtimer für die Hochzeit: Lenz Leberkern lässt mit Autos Träume wahr werden

Ein ganz besonderes Auto für den schönsten Tag im Leben: Lenz Leberkern aus Krummennaab lässt Träume wahr werden, er vermietet Oldtimer für Hochzeiten und andere Anlässe. Davon kann er inzwischen so manche Anekdote erzählen.

Ein kerniger Sound erfüllt die Garage und den Vorplatz, wenn Lenz Leberkern (61) den V8-Motor seines Ford Mustang startet und Gas gibt. Strahlend weiß ist der Lack, dunkelrot das Interieur, auf Hochglanz poliert sind die Chrom-Elemente. Der amerikanische Cruiser mit 4,7 Litern Hubraum und 210 PS, gebaut im Jahr 1966, ist eines von zwei Autos, das der Krummennaaber an Hochzeitspaare vermietet. Oder auch an andere Leute, die einmal mit einem Oldtimer unterwegs sein wollen.

Wer lieber britische Filigrantechnik bevorzugt, kann einen gelben MG Midget aus dem Jahr 1973 wählen, natürlich mit dem Lenkrad auf der rechten Seite. „Ein quirliger kleiner Flitzer, für alle, die den Hintern gerne nur knapp über dem Asphalt haben“ – so beschreibt Leberkern den 65-PS-Roadster. Künftig soll auch ein amerikanischer Polizei-Oldtimer die Zweitürer ergänzen, eine Replik des 1963er-Ford Galaxie aus der TV-Serie „The Andy Griffith Show“, wie Leberkern erklärt. Allerdings muss erst noch die Restaurierung der 5,40-Meter-Limousine abgeschlossen werden.

Sammelleidenschaft seit 1989

Die Vermietung von Oldtimern ist seit 2006 ein Nebenerwerb für den Industriedesigner und TV-Sportkommentator mit Faible für außergewöhnliche Autos. Bereits 1989 hatte ihn die Sammelleidenschaft gepackt, nachdem er in Australien einen Morris Miner ins Herz geschlossen hatte. So einen Wagen wollte er unbedingt haben, und im Laufe der Jahre erwarb Leberkern eine ganze Reihe weiterer Oldtimer und Motorräder aus unterschiedlichen Epochen und Ländern, darunter auch Rennwagen.

Mit tatkräftiger Unterstützung seines Vaters und eines befreundeten Mechanikers – beide sind vor einigen Jahren verstorben – hat Leberkern die Fahrzeuge teils restauriert. Manche Oldtimer hat er im Laufe der Zeit wieder verkauft, aktuell nennt er 14 Autos und 8 Zweiräder sein Eigen. „Das ist auch eine Wertanlage“, sagt der Krummennaaber. Details zum Wert der Autos verrät er nicht. Zur Sammlung zählen unter anderem eine Beck-Replica des Porsche 550 Spyder und ein 1941 Chevrolet DeLuxe – ein Original-Filmauto aus „Captain America: First Avengers“.

Irgendwann beschloss Leberkern, auch andere an seiner Begeisterung teilhaben zu lassen. Bis zu drei Mietautos gleichzeitig hatte er dazu schon mal im Angebot, was aber bei geballten Einsätzen einen riesigen Aufwand verursachte. „Wir hatten mal bis zu 80 Buchungen in der Saison, damit waren 160 Tage belegt“, blickt der 61-Jährige auf spezielle Pakete in Kooperation mit einem Eventpartner zurück. Inzwischen sind es noch um die 20 Buchungen in der sechsmonatigen Saison, berichtet er.

Nicht für ein paar Runden

Nur kurz für ein paar Runden kommen die Autos nicht aus der Garage, sondern nur ganztags oder für zwei oder drei Tage. Der Aufwand stünde sonst in keinem Verhältnis zum Ertrag, gibt Leberkern zu bedenken. „Ich putze jedes Mal ein paar Stunden.“ Ablehnen muss er immer wieder mal Anfragen, ob er denn das Hochzeitsauto steuern würde. „Dafür bräuchte ich einen Taxischein“, stellt er klar.

Auf Hürden stieß Leberkern zwischenzeitlich beim Thema Versicherung. Anders als bei Oldtimern, hatte es mehrere Tausend Euro pro Jahr gekostet, bestimmte Nicht-Oldtimer als Mietwagen zu versichern. Leberkern vermutet dahinter eine Reaktion auf häufige Betrugsfälle. Daher zog er einige Autos aus dem Vermietgeschäft ab, etwa zwei Ford Crown Victoria aus 2003 und 2006, ein Polizeiauto und ein „Yellow Cab“ (Taxi). „Das hätte sich nicht rentiert.“

Weil im Umgang mit den Oldtimern einiges zu beachten ist, gibt es immer eine detaillierte Einweisung. Zwei ganz wichtige Regeln: nur im Umkreis von 50 Kilometern fahren, nicht auf die Autobahn. Die meisten Mieter halten sich daran – aber eben nicht alle. „Einmal hat einer schon von Anfang an alles besser gewusst und ist mir ständig ins Wort gefallen“, erzählt Leberkern. Um 17 Uhr sollte der MG an dem Tag wieder auf dem Hof stehen, doch daraus wurde nichts. „Um 20 Uhr habe ich die Polizei angerufen und gefragt, ob es einen Unfall mit einem Oldtimer gab. Aber Fehlanzeige.“ Einige Zeit später rollte der Midget doch noch heran – mit einem unschönen Geräusch. Den Auspuff-Schalldämpfer hatte es bei einem Aufsetzer herausgerissen – und das auf einer Autobahn-Tour nach Regensburg. „Ich war stinksauer“, ärgert sich Leberkern heute noch. Die Reparaturkosten zog er von der Kaution ab.

In all den Jahren kam es leider auch einmal zu einem Unfall. Ein Motorradfahrer kollidierte mit einem vermieteten Auto und musste für mehrere Tage ins Krankenhaus. Schwerwiegende Folgen blieben aber aus, ist Leberkern froh.

Abdrücke auf der Motorhaube

Lachend erzählt er dagegen von einem jungen Pärchen, das wohl während einer Tour mit dem MG Lust auf Sex bekam. „Da waren Handabdrücke der Frau in eindeutiger Position auf der Motorhaube“, schildert Leberkern das Ergebnis des Rückgabe-Checks. Zum Glück gab es keine Dellen im Blech. Die generelle Bitte, keinesfalls in den Autos zu rauchen, ergänzt er seither schon mal um den Zusatz, „nicht zu schnackseln“. Auch mahnt der Vermieter zur Sorgfalt beim Tragen bestimmter Ringe. „Eine Braut hat mit einem Diamantring mal einen langen Kratzer in die Scheibe gezogen, den erkennt man heute noch.“

Aber auch Leberkern selbst ist einmal ein Missgeschick passiert. So war er mit Vorbereitungen des MG beschäftigt, als ein Unwetter aufzog. „Ich bin schnell rückwärts in die Garage gefahren, hatte aber vergessen, dass die Beifahrertür offen stand.“ Die Tür wurde komplett nach vorne gedrückt, schildert er. „Ich war den Tränen nahe.“ Weil die Riemen aber hielten, ließ sich die Tür noch schließen und die nächsten Mieter nahmen das Auto trotzdem mit. Leberkern: „Die meinten nur: Wir lassen die Fotos einfach von der anderen Seite machen.“

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Kemnath23.06.2024
Hintergrund:

Zur Person: Lenz Leberkern

  • Alter: 61 Jahre
  • Privates: Verheiratet in zweiter Ehe mit Birgit Technik; zwei erwachsene Söhne
  • Werdegang/Berufliches: Studierter Industriedesigner, TV-Kommentator im Motorsport- und Extremsportbereich, unter anderem bei Eurosport; verschiedene Projekte und Standbeine, alleine und mit seiner Frau
  • Wohnort: Krummennaab; stammt vom Bauernhof, der heute seiner Schwester, Bürgermeisterin Marion Höcht, gehört
 
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