Hans Höllerer führt in dritter Generation das Schuhhaus Höllerer in Krummennaab. Seit 52 Jahren arbeitet er in dem Geschäft. 1899 eröffnete es sein Großvater Michael. "Er war bereits Schuhmacher in Plößberg und hat dann nach Krummennaab geheiratet", sagt der Einzelhandelskaufmann. "Als er hier war, hat er das Geschäft gebaut." Damals war es noch üblich, dass Schuhe selbst hergestellt und repariert wurden. Seither hat sich vieles verändert.
Zum 120. Geburtstag stellte Hans Höllerer die alte Schusterbank seines Großvaters in sein Geschäft und verzierte den Verkaufsraum mit historischen Bildern aus dem Ort und von seiner Familie. Das Schuhgeschäft Höllerer war schon immer Familiensache. "Mein Vater war richtiger Schuhmachermeister. Er hat auch Lehrlinge ausgebildet." Wenn viel repariert werden musste, holte er sich Hilfen aus dem Dorf.
Geschäft wurde vergrößert
"Wir haben in der Familie mit Schuhen gelebt. Schon als Kinder waren wir immer mit in der Werkstatt", erinnert sich der 69-Jährige. Er und sein Bruder haben beide in dem Geschäft gelernt. Ab den 1960er Jahren wurde das Angebot von selbstgemachten Schuhen vermehrt durch Konfektionsschuhe aus dem Handel ergänzt. Das führte dazu, dass die Geschäfts- und Lagerräume vergrößert werden mussten.
Dieses Projekt war - wie auch das Geschäft selbst - Familienangelegenheit. "Unsere Geschäftsräume haben heute rund 100 Quadratmeter Fläche und das Lager nochmal 80 Quadratmeter. Vieles davon haben wir selbst umgebaut." Die Produktion der Schuhe wurde ab den 1970er Jahren immer weiter vereinfacht. "Beispielsweise wurden Sohlen und Schäfte der Schuhe nicht mehr vernäht, sondern verklebt." Für Sohlen wurden vermehrt Kunststoff und Kautschukmischungen verwendet, was das Reparieren der Schuhe verkomplizierte.
Qualität statt Billigware
Schließlich ersetzten die Filialisten nach und nach die Fabriken. "Die Qualität hatte sich stark verändert. Es gab viel Billigware." Es dauerte nicht lange und die Kunden brachten die Schuhe wieder. Höllerer setzte sich ein neues Level: "Hochwertige Ware hat sich besser verkauft und die Kundenbindung gestärkt, da die Leute zufrieden waren."
Auch von der Mode wollte sich das Geschäft nicht zu stark beeinflussen lassen. "Wir haben dann vor allem auf bequeme Schuhe gesetzt", erklärt Christine Höllerer. Sie verkauft gemeinsam mit ihrem Mann die Schuhe. Hans Höllerer übernahm 1986 das Geschäft seines Vaters. An seiner Seite war auch seine Frau, ursprünglich gelernte Erzieherin. Mit ihren Kindern war es nicht so einfach, in ihrem vorherigen Beruf zu arbeiten. Also entschied sie sich, im Geschäft zu helfen. Beratung und Qualität waren für Hans und Christine Höllerer das A und O. "Wir haben schon lange Filzschuhe aus Wolle verkauft. Für den Winter besorgten wir mit Lammfell gefütterte Stiefel. Auch gutes Material wie Leder war uns wichtig." Bei der Zusammenstellung seines Sortiments achtete Höllerer auf Nischenprodukte. "Gute Ware, die nicht jeder hatte."
Verkauf am Land schwierig
Mit den Jahren wurde der Verkauf auf dem Land immer schwieriger. "In der Stadt gibt es viel Laufkundschaft. Das ist im Dorf anders." Von 1999 bis 2017 übernahm der Laden auch die Post-Geschäfte. "Die haben in Krummennaab zugemacht und wir haben das dann übernommen. Die Post war anfangs skeptisch, war dann aber überrascht, dass das doch so gut funktionierte." Wie lange es sein Schuhhaus noch geben wird, weiß Hans Höllerer nicht. "Ich habe keinen Nachfolger. Es gibt noch kein fixes Ende, aber in absehbarer Zeit werden wir schließen."















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