Wird Brand eine Kulturgemeinde? Wenn ja, was ist das und was kann da passieren? Hajo Bahner, Architekt aus München und dort in der Kulturszene engagiert, hatte sich dieses Thema vorgenommen und eine öffentliche Sitzung des Kulturellen Förderkreises (KFK) im Mehrzwecksaal angeregt, zu der Vorsitzender Bertram Nold eine Reihe von Interessenten begrüßte. Es sei eine erstmalige aber nicht einmalige Veranstaltung, wobei künftige Treffen in anderer Form stattfinden werden, meinte der Vorsitzende.
"Schönes Fichtelgebirge"
„Brander Begegnungen“ nennt Bahner diese Zusammenkünfte. In einem ersten Teil erläuterte er, was ihn ins „schöne Fichtelgebirge“ geführt hat. Vor zwei Jahren - insbesondere nach dem klaren Bekenntnis von Markus Söder auf der Höhepunktveranstaltung von OB-Kandidatin Katharina Frank - sei es für ihn und seine Mitstreiter klar gewesen, dass die kulturelle Stadtentwicklung der Münchner Neustadt, also nördlich von Schwabing, die Gruppe „mindestens zu 100 Prozent“ beschäftigen werde. Dann sei die Pandemie gekommen und an größere Aktivitäten nicht zu denken gewesen. Über ein „Ausweichprojekt“ im Chiemgau sei er dann zufällig nach einem Hinweis von Alexander Büscher auf das Goetz-Areal in Brand aufmerksam geworden. "Was da angestoßen worden ist, entspricht einem Traum, einer Vision, die ich schon vor fünf Jahren eigentlich ad acta gelegt habe": ein Freiraum mit urbanem Flair in der Provinz, in dem sich kreative Macher aus den Metropolen München, Berlin, Frankfurt und Prag immer wieder neu für außergewöhnliche Projekte vernetzen.
Ein möglicher Kultur-Investor war gefunden worden, habe dann aber aus persönlichen Gründen wieder Abstand genommen. Bahner bedauerte das sehr, denn inzwischen hatte er die Gemeinde Brand als einen Ort kennengelernt, der sich mit dem „Schwebenden Schlachthaus ein Ausrufezeichen geschaffen“ hat, das Peter Haimerls Grundüberzeugung bestens entspricht: „Kulturbauten müssen verrückt sein!“
Mit der Freibadbrache gebe es die Option, das angemessen weiterzuführen und er werde alles daran setzen, positiv mitzuwirken, dass dies – vor allem auch wirtschaftlich – funktioniert. Wenn das Ganze wirklich spruchreif sei, gehe er seine Kontakte an. Auch hier gelte für ihn das Gleiche wie für die „faszinierende Bierdeckelfabrik“: kreativen Unternehmern und exzentrischen Künstlern freie Entfaltungsspielräume lassen - seiner Überzeugung nach eine ganz große und wichtige Komponente für eine echte Kulturgemeinde mit vertieftem Vertrauen in das Prinzip „Leben und leben lassen“. Das gelte für Menschen untereinander und mit höchster Dringlichkeit endgültig auch für das Verhältnis von Mensch und Natur. Er wage zu behaupten, dass der Mensch vor einer beschleunigten Evolution des Naturverständnisses stehe und damit zugleich des Verstehens, was die menschliche Natur ist. Einen überzeugenden Einblick eröffnete später in einem zweiten Referat Ulrike Windsperger zum Thema „Perma-Kultur“.
Eventuelle Synergien mit Campingplatz
Bahner hatte zu einem möglichen „Lernort Perma-Kultur“ einen konkreten Vorschlag. Er könne sich einen solchen auf dem Areal der „Waldeslust“ in Oberölbühl vorstellen. Hier habe Roland Schreyer eine gute Grundlage geschaffen, um das Bewusstsein zu schärfen, wohin sich die Wälder verwandeln sollten, damit die Evolution ihre Arbeit sinnvoll weiterführen kann. Ob und in welcher Form dort Besucher aus nah und fern verweilen können und ob es da vielleicht Synergien zum Campingplatz geben kann und soll, wäre noch zu erörtern.
Weitere „zentrale Idee“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes bezüglich der Lage – sei, nördlich des Anwesens des Fichtelgebirgsvereins einen Ort des Handwerks und des Kunsthandwerks zu schaffen; zugleich ein allgemeiner Lernort, wofür es eine Vorlage der Stiftung „Anstiftung“ gebe. Dort wird eine solche Einrichtung als „Haus der Eigenarbeit“ bezeichnet. In diesem Zusammenhang sprach Bahner von der Ausweitung der „Fahrrad- und-Tiny-House-Kultur“. Abschließend sprach der Referent als weitere „Brander Qualität“ die Gemeinde als Geburtsort Max Regers an. Zu seinem 150.Geburtstag im kommenden Jahr könnte man viele Menschen auch damit vertraut machen. Weitere „Brander Begegnungen" finden im „Schwebenden Schlachthaus“ statt, die nächste am Sonntag, 3. April.
"Was da angestoßen worden ist, entspricht einem Traum, einer Vision, die ich schon vor fünf Jahren eigentlich ad acta gelegt habe."














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