Leonberg
27.02.2019 - 16:26 Uhr

Protest gegen Süd-Ost-Link

Bernhard Schmidt fasste es so zusammen: "Bei uns gehen ohne diese Trasse die Lichter nicht aus." Der Sprecher des Arbeitskreises Energie der Freien Wähler rief zum Protest gegen den Süd-Ost-Link auf.

Diese Planunterlagen über den möglichen Trassenverlauf bei Mitterteich lagen am Montagabend in Leonberg aus. Bild: jr
Diese Planunterlagen über den möglichen Trassenverlauf bei Mitterteich lagen am Montagabend in Leonberg aus.

Auch in der Region formiert sich der Widerstand gegen die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), die die Bundesnetzagentur durch die Region bauen will. Am Montagabend kamen rund 60 Zuhörer ins Pfarr- und Jugendheim nach Leonberg zur Infoversammlung der Freien Wähler. Landrat Wolfgang Lippert war nicht gekommen, dafür eine Reihe von Bürgermeistern, Stadt-, Gemeinde- und Kreisräten der Freien Wähler.

Kreisvorsitzende Gisela Kastner freute sich über den starken Besuch und stellte fest: "Die HGÜ-Trasse ist ein Thema, das die Menschen elektrisiert. Es gibt viele Fragen. Ist es wirklich sauberer Strom? Wer verdient daran? Haben wir einen Nutzen?" Bernhard Schmidt, Geschäftsführer der "Neuen Energie West - NEW", ergriff als erster das Wort: "Wir sprechen über den Süd-Ost-Link und nicht über den Ostbayernring. Am 12. April läuft das Zeitfenster für die Einsprüche ab. Wenn bis dahin nichts geschieht, ist es zu spät." Schmidt wusste von drei möglichen, rund 40 Meter breiten Trassen. Geplant sei eine Überdeckung der Kabel von 1,20 bis 1,50 Meter Erde. Ausdrücklich wehrte sich der Freie Wähler gegen Forderungen aus dem CSU-Lager, die Trasse entlang der Autobahn zu verwirklichen: "Dies wäre der absolute Wahnsinn und ist technisch überhaupt nicht möglich." Mit leidenschaftlichen Worten zeigte Schmidt Alternativen für die Stromtrasse auf, nannte Photovoltaik, Windenergie, Biomasse sowie Gas- und Wasserkraft. Der Strombedarf sei locker mit 80 Prozent Solar und 20 Prozent Windkraft zu decken. Bayern habe genügend Potenzial, sich mit erneuerbaren Energien selbst zu versorgen. Alles, was lokal erzeugt und verbraucht werde, brauche nicht transportiert oder gespeichert werden. Regionale Strommärkte seien der Schlüssel zur Umsetzung.

Für eine "echte Energiewende" kämpfte Tobias Gotthardt, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler. "Der Süd-Ost-Link ist eine echte Monster-Dinosaurier-Trasse, sie durchpflügt unsere Heimat. Ich will nicht, dass unsere ostbayerische Heimat dafür missbraucht wird. Wir können uns mit eigenem Strom selber versorgen." Er befürchtete, dass die Region nur zur Durchleitung benutzt wird, damit die Konzerne im Süden der Republik davon profitierten. Tennet baue die Trasse dort, wo es den wenigsten Widerstand gebe. Die Trasse werde rund 55 Milliarden Euro kosten. "Bezahlen müssen das wir Kunden, das kann es nicht sein. Ich will nicht, das Milliarden an Euros vergraben werden."

Eine Trasse entlang der Autobahn sei technisch überhaupt nicht möglich. "Die Bundesnetzagentur hat mehrmals bestätigt, dass entlang der Autobahn kein Platz dafür ist, also wird es diese Trasse nicht geben", sagte Gotthardt. Enttäuscht zeigte er sich von den Grünen, die sich zu diesem Thema nicht äußern würden. Der Ursprung für den Bau gehe auf das Jahr 2010 zurück, als der Bundestag dies mehrheitlich beschlossen habe. Gotthardt forderte eine Korrektur: "Solange noch kein Bagger rollt, können wir diese Entscheidung des Bundestages revidieren. Stehen wir auf gegen diese Trasse, die braucht kein Mensch. Sie ist der absolute Irrsinn."

"Endlich unternimmt mal einer was", gab es in der anschließenden Diskussion Lob für die Freien Wähler. Der Konnersreuther Reinhard Ernstberger sprach von einer Geldmaschine, von der nur die Investoren profitierten. Die Renditen sollten die Verbraucher bezahlen. Der Waldsassener Hans Wurm fragte: "Wo ist der gesunde Menschenverstand unserer Bundesregierung? Wir haben doch alle nur diese eine Welt zum Leben."

Tobias Gotthardt forderte, die in Bayern eingeschlafene Energiewende neu zu beleben. Seine Zuhörer forderte er auf, lautstark zu protestieren und bis zum 12. April ihre Einwendungen geltend zu machen. "Diese Trassen bringen uns rein gar nichts." Schriftlich könne protestiert werden bei der Bundesnetzagentur, Referat 803, Postfach 8001, 53 105 Bonn.

Rund 60 Zuhörer waren am Montagabend ins Pfarr- und Jugendheim nach Leonberg gekommen, sie diskutierten leidenschaftlich. Bild: jr
Rund 60 Zuhörer waren am Montagabend ins Pfarr- und Jugendheim nach Leonberg gekommen, sie diskutierten leidenschaftlich.
Bernhard Schmidt. Bild: jr
Bernhard Schmidt.
MdL Tobias Gotthardt. Bild: jr
MdL Tobias Gotthardt.
 
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