In Bayern gehören Kirche und Wirtshaus zusammen. Letzteres fehlt zwar oben auf dem Koppelberg, doch der von 300-jährigen Linden umsäumte Platz lädt zum Meditieren ein und eignet sich optimal für Festivitäten zu allen Jahreszeiten. Bereits im Sommer 1921 veranstaltete der Gesangverein Lyra hier ein Waldfest. Diese Idee griff 1928 Oberlehrer Johann Huber, der Gründer des OWV Zweigvereins Luhe, auf. Mitten in der Natur genießen seither die Gäste jeweils am zweiten Wochenende im Juli – heuer ist das am 13. und 14. Juli – die einzigartige Atmosphäre.
Nach der Messe am Sonntag bleiben viele zum Frühschoppen. Anschließend ist der Mittagstisch für die Gäste reich bestückt. Am Nachmittag beschert Volksmusik bekannter Gruppen, die bereits den Abend zuvor bereicherten, unbeschwerte Stunden. Auch für die Kinder ist mit vielfältigen Spielangeboten gesorgt.
Einigen Besuchern wird die neue Granittafel an der ehemaligen Hauskapelle auffallen. Sie erinnert an die markantesten Daten der Einsiedelei. Der Weidener Steinmetz Werner Fleischer passte sie im Auftrag des OWV an die Form und Größe des Kapellenfensters an und schmückte sie mit einer „Arnika“, dem Logo des Waldvereins. Fleischer hatte schon 1982 die Kreuzwegstationen in der Nähe restauriert.
Auf Anregung des OWV-Vorsitzenden Wolfgang Eimer wurde außerdem erst kürzlich an der Vereinshütte eine weitere großformatige Informationstafel angebracht. Reich bebildert erklärt sie die Kulturdenkmäler auf dem Koppelberg und würdigt besonders Arsenius Graf. Sein Portrait ist das einzige Foto, das von den zahlreichen Eremiten seit 400 Jahren existiert.
Im Februar 1935 hatte sich ein Reporter des „Oberpfälzischen Kuriers“ nach Luhe aufgemacht, um auf den 450 Meter hohen Koppelberg zu steigen und den legendären Einsiedler Arsenius Graf zu besuchen. Er konnte nicht ahnen, dass der Mönch bereits zwei Monate danach das Zeitliche segnete. Die Luher vergaßen den letzten Eremiten nicht, sondern erhalten sein Grab bis auf den heutigen Tag und benannten sogar eine Straße nach ihm. Allerdings wurde die uralte Klause 1952 abgerissen. Dass wenigstens die Hauskapelle erhalten blieb, ist dem OWV zu verdanken.
Bürgermeister Karl-Heinz Preißer und Christine Schwab, Mitbegründerin der neuen Maria-Kulm-Wallfahrt, wollen darüberhinaus die mittelalterliche Pilgertradition zur Nikolauskirche wieder beleben. Sie initiierten deshalb eine Fußwallfahrt aus dem etwa 8 Kilometer entfernten Micheldorf, die am 17. August, starten soll.
Ein Kirchlein, das St. Nikolaus geweiht war, stand schon 1376 auf dem Koppelberg. Der Prager Erzbischof Johannes, dem damals Luhe gehörte, gewährte Pilgern einen Ablass. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde es wegen des großen Andrangs zu klein. Deshalb entschloss sich Pfarrer Johann Lederer 1696 zum Neubau mit einer Doppelempore. Später kamen noch drei Rokokoaltäre hinzu. Seit 1986 besuchen am 6. Dezember die Grundschüler das Heiligtum des Kinderpatrons.
Vor 20 Jahren wurde die hiesige Schule vom OWV eingeladen, gemeinsam Rundwanderwege rund um den Koppelberg zu erkunden. Mittlerweile bieten sechs markierte Routen unterschiedlicher Länge Gelegenheit zur Erholung. An klaren Tagen bietet sich unterwegs ein faszinierender Ausblick auf den Feistel- und Buchberg, Parkstein, Rauen Kulm und das Fichtelgebirge.
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