Der 22. November 1964 ist ein denkwürdiger Tag in der Geschichte des Marktes Luhe. Es war noch vor der Gebietsreform, als an diesem Tag das neue Schulhaus mit fünf Schulräumen am Westhang des Koppelberges eingeweiht wurde. Am Samstag, 19. Oktober, ab 14 Uhr, feiert die Grundschule Luhe-Wildenau in der Turnhalle mit einem bunten Programm das 60-jährige Jubiläum und hält einen musikalischen Rückblick auf diesen Zeitraum.
Der Blick in die Entstehungsgeschichte der Volksschule Luhe Ende der fünfziger Jahre macht all die Problematik deutlich, die sich dem damaligen Marktgemeinderat Luhe mit seinem Bürgermeister Bernhard Weiß und dem seinerzeitigen Schulleiter, Hauptlehrer Alois Bocka, aufgetan hat. Niemand kann heute mehr erahnen, mit welchen hygienischen Problemen die Kinder konfrontiert wurden. Es gab Trockenaborte in den einzelnen Stockwerken, die unkontrolliert „alles von oben nach unten durchließen“, sodass die Kinder mit menschlichen Exkrementen verunreinigt wurden. Hauptlehrer Alois Bocka bat in einem, mit heutigen Worten ausgedrückt, „Brandbrief“ den „verehrlichen Marktgemeinderat und den Bürgermeister“ mit der flehentlichen Bitte, sich mit allen Kräften für einen Schulhausneubau einzusetzen. In dieser Zeit befand sich das Schulhaus noch an der Hauptstraße Luhes, seinerzeit eine Bundesstraße. Es war unmöglich, die Fenster zu öffnen, sodass nur ein Neubau „abseits dieser Straße“ den gesamten Nachteilen entgegenwirken konnte.
Erschwerte Unterrichtsbedingungen
Die Chronik der Volksschule Luhe zeigt auch, welche Probleme aus der Zeitgeschichte den Schulunterricht erschwerten. Zugleich beweist dieser Rückblick, wie sehr sich Schule und Kommune um die Kinder und deren Wohlergehen bemüht haben. Dabei darf aber nie vergessen werden, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs erst wenige Jahre zurücklag. Gerade das wurde in der Einwohnerzahl des Marktes Luhe deutlich: 910 Einwohner zählte der Markt Luhe im Jahr 1952, darunter waren 230 Flüchtlinge. Sie waren als Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten nach Luhe gekommen und suchten hier eine Bleibe und vor allem auch Arbeit.
Am 1. September 1960 beschloss der Marktgemeinderat Luhe einstimmig den Schulhausneubau auf dem Koppelberg. Nur knapp zwei Jahre später legte das beauftragte Architekturbüro seine Planung vor, die modern, so wie es damals üblich war, eine Warmwasserheizung mit Ölfeuerung hatte. Außerdem berücksichtigte die Planung den Platz für Freisporteinrichtungen, die Gebäudeflügel wurden mit gärtnerischen Anlagen verbunden. Am 1. September 1962 stimmte der Marktgemeinderat dem Architektenentwurf mit fünf Klassenräumen zu, sodass damit auch ein voraussehbarer Anstieg der Kinderzahl aufgefangen werden konnte.
Schule war im Wandel
Heute darf sich niemand mehr über die damaligen Baukosten wundern. Für die seinerzeitigen Verhältnisse waren 630.000 Deutsche Mark für das Vorhaben ein gewaltiger Betrag. Unterm Strich kostete die Schule 650.000 Deutsche Mark, von denen Land und Bezirk 270.000 Deutsche Mark übernahmen. Der Landkreis gewährte pro Klassenzimmer 2.500 Deutsche Mark als zinsfreies Darlehen. Den Rest musste der Markt Luhe selbst übernehmen.
Die Organisation der Schule hat seitdem einen gewaltigen Wandel durchgemacht. Aus der einstigen Volksschule Luhe-Wildenau wurde im Jahr 2007 eine reine Grundschule. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse den Weg zur Josef-Faltenbacher-Schule in Pirk auf sich nehmen.
Die jetzige Schulleiterin, Rektorin Sandra Landgraf, sieht es als Herzensangelegenheit an, an das 60-jährige Jubiläum der Grundschule Luhe in einem Festakt zu erinnern. Seit Wochen beschäftigt sich die Schulleiterin zusammen mit dem Kollegium mit der Planung dieses Festnachmittags in der Schulturnhalle. Das endgültige Programm, bei dem bereits jetzt die Mitwirkung aller Klassen im Mittelpunkt steht, wird noch bekanntgegeben. Bürgermeister Sebastian Hartl sieht in dieser Feier die Möglichkeit, den Eltern der jetzigen Schülerinnen und Schüler der Grundschule einen umfangreichen Rückblick auf die schulischen und pädagogischen Fortschritte der vergangenen sechs Jahrzehnte aufzuzeigen.
Auszug aus dem Jubiläumsprogramm 60 Jahre Grundschule Luhe-Wildenau
- Schule im geschichtlichen Rückblick gestaltet von den Schülern der Klassen 3 und 4
- "Musikalische Zeitreise" der Kinder der Klasse 1 bis 4
- Aktionen: Ausstellung und Quiz zur Geschichte der Schule, Gestaltung von Armbändern, Lernwerkstatt "Die Zahl 60 in der Mathematik", Puzzle 60 Jahre, Fotobox, Zaubervorführungen
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