Im vergangenen Jahr hatte Karin Achatz eine Verkaufsaktion mit Bildern ihres verstorbenen Vaters organisiert. Emil Schicker hatte unzählige Kunstwerke hinterlassen, die ein neues Zuhause finden sollten. Ganz überwältigt sei sie von der Resonanz gewesen, berichtet die Tochter heute: "Die Menschen kamen aus dem ganzen Landkreis und sogar darüber hinaus." Mit so einer Bekanntheit habe sie nicht gerechnet, wird sie in einer Mitteilung der Museumsfachstelle zitiert.
Schnell reifte bei ihr und dem Mähringer Museumsteam die Idee heran, dem Heimatmaler eine eigene Sonderausstellung zu widmen. Am Sonntag, 14. April, wird diese nun im Gelebten Museum eröffnet. Neben Öl- und Acrylmalerei werden auch Skizzen und Zeichnungen zu sehen sein. Ein Querschnitt durch sein reiches Schaffen erwartet die Besucher. Darunter sind auch einige persönliche Stücke, wie Karin Achatz erzählt. Dazu zählt eines seiner ältesten Werke. Eine Pietà, also eine Darstellung Marias mit dem toten Jesus auf dem Arm aus dem Jahr 1948.
Zunächst christliche Motive
Im Zweiten Weltkrieg hatte der 1926 geborene Emil Schicker seine drei älteren Brüder verloren. Er war das einzige Kind der Familie, das überlebt hat. Kraft hat er wohl im Glauben gefunden, den er bis zu seinem Tod behalten hat. So waren seine ersten Malereien als junger Mann christliche Motive, steht weiter in der Mitteilung geschrieben.
Seine Kunst ausleben konnte Emil Schicker aber erst im Rentenalter. Bis dahin hatte er als Glasarbeiter mit einer Nebenerwerbslandwirtschaft wenig Zeit dafür. Nur für die eigenen vier Wände oder für Vereine griff er zu Pinsel und Farbe. Dafür legte er nach der Rente so richtig los. Jeden Sonntag war er mit dem Auto unterwegs auf Motivsuche in der Region. Dort fertigte er die Skizzen für seine Werke an. Daheim im Keller, wo er sich einen kleinen Malraum eingerichtet hatte, entstand dann in tagelanger Arbeit das neue Bild. Eines seiner Lieblingsmotive war sicherlich der Alte Herrgott. Karin Achatz ist sich sicher, dass ihr Vater ihn jederzeit auch ohne Vorlage aus dem Kopf malen konnte.
In der Sonderausstellung sind auch Bilder zu sehen, die der Künstler in seinen letzten Lebensjahren gemalt hat. Als eine beginnende Demenz das Wohnen daheim nicht mehr möglich machte, zog Emil Schicker in ein Pflegeheim um. Dort blühte er künstlerisch noch einmal richtig auf. Mit Leinwänden und Acrylfarben versorgt, malte er auf seinem Zimmer und begeisterte damit die Pfleger und die Mitbewohner gleichermaßen.
Die Bilder aus dieser Zeit erkenne man sofort, schreibt die Museumsfachstelle. Sie seien farbenfroher, eher abstrakter und wirkten kindlicher. Viele Tiere fänden sich unter den Motiven.
Kraft durch die Malerei
Karin Achatz ist es wichtig zu zeigen, wie ihr Vater trotz Krankheit seine Leidenschaft auf seine eigene Art weitergeführt hat und welche Kraft es ihm in seinen letzten Jahren gegeben hat. Sie verweist dabei auch auf die bayernweite Aktionswoche zum Wohnen im Alter "Zu Hause daheim", zu der sie auch kostenloses Informationsmaterial in der Ausstellung anbietet. In den Tagen vor seinem Tod hat Emil Schicker aufgehört zu malen. Er hatte nicht mehr die Kraft dazu, und da wusste auch die Familie, dass es nun wohl nicht mehr lange dauern würde. 2018 verstarb er schließlich.
Seine Kunstwerke aber bleiben bestehen und sind in vielen Häusern im Landkreis zu finden. Wer sich für ein Bild interessiert, kann vieles auch noch käuflich erwerben. Die Ausstellung ist an folgenden Tagen zu besuchen: sonntags, 14., 28. April, 2., 23. Juni und 7. Juli, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Im Museumscafé werden Kaffee und Kuchen angeboten.
Die Sonderausstellung
- Was? Öl- und Acrylmalerei, Skizzen und Zeichnungen von Emil Schicker
- Wo? Gelebtes Museum Mähring
- Wann? sonntags, 14., 28. April, 2., 23. Juni und 7. Juli, jeweils von 14 bis 17 Uhr
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