Badehaus Maiersreuth erhält Staatspreis für Kreativorte

Maiersreuth bei Bad Neualbenreuth
12.07.2022 - 15:44 Uhr
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Badegäste gibt es im Badehaus Maiersreuth keine mehr. Dafür aber Kunst, Kultur, Theater und Konzerte. Für dieses außergewöhnliche Konzept mit Vorbildfunktion verlieh das Wirtschaftsministerium erstmalig den Staatspreis für Kreativorte.

Nürnberg, Schweinfurt und Maiersreuth haben seit vergangener Woche eine Gemeinsamkeit. Welche das ist? Die zwei Städte aus Franken und das Dorf im östlichen Landkreis Tirschenreuth sind Orte, in welchen Kunst und Kreativwirtschaft erfolgreich zusammengebracht werden. Für dieses Engagement erhielt das Badehaus Maiersreuth den Staatspreis für bayerische Kreativorte und wurde für seine bisherige Arbeit als Kultur- und Kreativbotschafter ausgezeichnet.

"Wir sind einfach unglaublich stolz", sagt Sabine Neumann, Vorsitzende des Vereins Badehaus Maiersreuth. Auch ein paar Tage nach der Preisverleihung für "bayerische Kreativorte" im Augsburger Kulturhaus Abraxas ist Neumann die Freude anzuhören. Es war das erste Mal, dass der Preis vom Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft ausgerichtet wurde. Ausgelobt hat ihn das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, welches damit die Arbeit der Kunst- und Kulturbranche für die Zukunft stärken möchte. Neben Neumann waren auch Axel T Schmidt, Dritter Vorsitzender, Schatzmeisterin Andrea Lamest und Klaus Mayer, Bürgermeister von Bad Neualbenreuth, nach Augsburg gereist. Weitere Vereinsmitglieder waren bei der Übergabe, die auch im Internet übertragen wurde, ebenfalls mit dabei.

Ort mit Charakter und Charme

Aus 180 Bewerbern wurde das Badehaus zusammen mit dem "Heizhaus" in Nürnberg und die "DDC Factory" in Schweinfurt ausgezeichnet. "Im Frühjahr dieses Jahres haben wir von dem Preis erfahren und uns mit einem bunten Portfolio beworben", blickt Neumann zurück. Darin wurden die Räumlichkeiten, das Konzept und die verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen vorgestellt. "Wichtig war auch zu erklären, was in den vergangenen Jahren passiert ist und wie es in Zukunft weitergehen soll." Bei der fünfköpfigen Jury kam dieses Konzept sehr gut an. "Der einmalige Charakter und der besondere Charme des ehemaligen Schwimmbads hätten die Jury überzeugt", lobte Jurymitglied und Laudatorin Astrid Köppel das Badehaus. Die Zweckentfremdung des Badehauses erfolgte ohne bauliche Veränderung. "Das leere Schwimmbecken ist genau so gut geeignet, um darin Konzerte oder Kunstausstellungen stattfinden zu lassen."

Badehaus mit Vorbildfunktion

Und darum soll es auch in Zukunft gehen: "Kunst und Kultur geschieht nicht nur in den Städten, sondern auch bei uns auf dem Land", sagt Neumann. Das Badehaus soll "keine Insel sein", sondern "in die Region strahlen und eine Vorbildfunktion einnehmen. Bereits wenige Tage nach der Verleihung wuchs das Interesse am Badehaus spürbar. "Auf allen Kommunikationswegen haben wir positive Reaktionen und Anfragen für Gastausstellungen bekommen", sagt Neumann. Die Auszeichnung mache deutlich, dass auch der ländliche Raum als Ort für Kreativität wahrgenommen wird. "Dieser Preis gibt allen Kunstschaffenden auf dem Land einen Impuls und motiviert dazu, eigene Projekte weiter zu verfolgen."

Das wirke sich nicht nur auf die Künstler, sondern auch auf die Bewohner und die Region aus. So sieht es auch Bürgermeister Klaus Meyer. "Wir haben hier ein historisches Gebäude, mit dem viele Bürger Erinnerungen verbinden. Durch die neue Nutzung wird es zum Ort der Begegnung, der die Bürgerschaft mit einbezieht, Künstler in den Landkreis holt und Kurgästen hochwertige Kultur bietet."

Muße und Arbeit im Schulhaus

Unterkommen sollen die Kulturschaffenden zukünftig im ehemaligen Schulhaus, welches derzeit umgebaut wird. Dort sollen Gästezimmer und Wohnateliers entstehen. "Auch Künstler brauchen mal Urlaub", meint Meyer. Im ehemaligen Schulhaus könnten sie "ihrer Muße und Arbeit frei nachgehen". Einen Termin für die Fertigstellung gebe es noch nicht. Man spekuliere auf das Jahresende.

Dotiert ist der Preis mit 10.000 Euro. Der Verwendungszweck ist klar: "Das Geld ist für Kunst verliehen worden, deshalb wollen wir es in neue Kunstprojekte und Anschaffungen investieren", sagt Neumann. Derzeit laufen die Planungen für kommende Ausstellungen und Aktionen. Im August soll es eine begehbare Installation von Drittem Vorsitzenden Axel T Schmidt im Außenbereich und im Schwimmbecken geben. Im Herbst hat der Verein eine "spektakuläre Aktion" mit einer Künstlerin aus Österreich geplant.

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Maiersreuth bei Bad Neualbenreuth18.07.2021
Hintergrund:

Kunstprojekt Badehaus Maiersreuth

  • Gebäude wurde 1989 als Badehaus errichtet, gilt als "Geburtsort des Sibyllenbads"
  • 2018: Gründung des Vereins Badehaus Maiersreuth e. V.
  • Eigentümer der Immobilie ist der Markt Bad Neualbenreuth
  • Heute: Badehalle als Bühne, Atelier, Tanzfläche, Kunst- und Konzertraum
  • Zukunft: Historisches Schulhaus wird zum Gästehaus für Künstler, Stipendiaten und Workshop-Teilnehmer; entlang des ehemaligen Therapiepfads entsteht ein essbarer Wildpflanzenweg
 
 

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