Kunst kommt von Können. Wenn ein Mensch etwas kann, ist es immer wieder schön für den Betrachter, diese Schaffenskraft öffentlich präsentiert zu bekommen. Kunst von gleich fünf Künstlerinnen und Künstlern präsentiert aktuell der Verein "Badehaus Maiersreuth".
Für die diesjährige Jahresausstellung mit Titel "07.0518.06.2023" stellte Vereinsvorsitzende Susanne Neumann als Aussteller Vaclav Fiala aus Tschechien, Lena Schabus aus Regensburg, Kerstin Skringer aus Augsburg, Franz Pröbster-Kunzel aus Forchheim sowie sich selbst vor. Ein weiteres Mal hat der Verein nach der Ausstellung 2022 von künstlerisch bearbeiteten Jägerhochsitzen den Wald als Lebensraum und Lebensgrundlage zum Thema gewählt.
Bis 18. Juni können sich Interessierte im Badehaus selbst ein Bild davon machen über Kunst und was das ist. Dabei sind die Betrachter aufgefordert zum kritischen Hinterfragen: Ist das Kunst oder kann das weg?
Zu Beginn der Veranstaltung teilte Künstler Franz Pröbster-Kunzel "Stelen" unter dem Publikum aus. Pröbster-Kunzel nennt sich "Land-Art-Künstler". Er war bis 1996 Landwirt und ist seit 1975 freischaffend künstlerischer Autodidakt. Auf die Frage nach seinen Werken meinte der Forchheimer, er arbeitete seit 40 Jahren an einem Gesamtkunstwerk. Einen Teil davon hat er mit ins Badehaus gebracht. Bei den sogenannten "Stelen", erklärte er, handele es sich um alte Christbäume, denen er die Äste abgeschnitten habe. Pröbster-Kunzels Begründung: Er wolle den Christbäumen ein neues Leben geben.
Denkmal für verlorene Häuser
Ein Werk, das nachhaltig beeindruckt, hat keinen Platz im Gebäude. Der tschechische Künstler Vaclav Fiala hat auf der Wiese vor dem Badehaus unter dem Titel "Mein Haus dein Haus" die Balken eines zerstörten Bauernhauses aus Böhmen zu einem offenen Kubus zusammengefügt. Er wolle damit versuchen, ein Denkmal zu setzen für die verlorenen Häuser aus den Einöden des Böhmerwaldes, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen seien, so seine Erklärung.
Fotografien von Lena Schabus zeigen Beispiele von Grenzräumen mit Titel wie "Frais", "Ansage" oder "Grenzland" und eher technisch geprägten Motiven. Die Art der Malerei von Kerstin Skringer soll bewusst Unschärfe verursachen, um den Blick des Betrachters auf die Motive zu schärfen.
Arbeiten aus Naturmaterialien
Susanne Neumann hat sich unter anderem den uralten Wald mit Titel "Stattwald" ins Haus geholt, mit einer Installation alter Holzbalken, die vor 350 Jahren geschlagen worden sind und aus den Wäldern der Gegend sein sollen. Ihre Installation erinnert an die Mauern einer hölzernen "Trutzburg".
Pröbster-Kunzel ließ bei seiner Performance im Becken des Badehauses den Kunstgedanken offen: Unterschiedliche Bastelarbeiten aus Naturmaterialen sind im Becken aufgebaut. Mittels eines Throns, Ritualstäben, Klanghölzern und Klangtürmen erzeugte er durch Dagegenschlagen mit Stäben erdige Tonfolgen. Für die Performance hängte er sich einige seiner abertausend Ringe aus Weidenruten um, die er bisher in seinem Künstlerleben gebastelt hat. Pröbster-Kunzel gehört unumstritten zu den fleißigen Verfechter von Bastelarbeiten mit Naturmaterial. Daheim nennt er seine Schaffensperiode "Garten des Heiligen Irrsinns".
Der Wald und seine Schätze
Die Schlüsselfrage bei der Eröffnung, was Künstler von Holz und Wald verstünden, wenn sie doch keine Fachleute seien, beantwortete sich Bürgermeister Klaus Meyer gleich selbst. Es sei die Auseinandersetzung mit der Thematik, die den Blick der Kunst-Betrachter gleichzeitig wieder für den Wald und seine Schätze schärfen solle.
Zumindest für diese Betrachtungsweise hat die Kunstausstellung ganze Arbeit geleistet. Die Heimfahrt durch den Wald bei Maiersreuth, durch zart-natürliche Grüntöne des Frühlings, durch für sich sprechende, schweigende Baumreihen und durch perfekte Gesamtkomposition machte eines klar: Der Wald ist auch ohne menschliche Kunst eines der großartigsten Kunstwerke der Welt.
Begleitprogramm zur Ausstellung
- Ausstellungsdauer bis 18. Juni
- Öffnungszeiten Freitag, Samstag und Sonn- und Feiertage von 10 bis 19 Uhr
- Konzert mit Angela Aux am Freitag, 12. Mai, im Badehaus. Einlass 19.30 Uhr
- Exkursion zum Ringelfelsen mit Wanderführer Michael Rückl am Samstag, 28. Mai, 10 Uhr
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