Mantel
26.09.2018 - 18:25 Uhr

Umgehung Mantel: Kein Stopp

Abgesehen von einem Routine-Zuschussantrag bestimmt die öffentliche Kreisausschuss-Sitzung nur ein Thema: Die Grünen fordern den Ausstieg aus den aktuellen Plänen für die Ortsumgehung Mantel.

Die Umgehung Mantel soll auf 900 Metern südlich am Ortskern vorbeigehen. Dabei zerschneidet sie ein Fauna-Flora_Habitat-Gebiet. Dagegen wehren sich Naturschützer und Grüne. Bild: Grafik: NT/AZ Staatliches Bauamt
Die Umgehung Mantel soll auf 900 Metern südlich am Ortskern vorbeigehen. Dabei zerschneidet sie ein Fauna-Flora_Habitat-Gebiet. Dagegen wehren sich Naturschützer und Grüne.

Eine Viertelstunde begründete Grünen-Fraktionschef Klaus Bergmann, warum der Kreis die Finger von der Planfeststellung für die aktuelle Trasse zur Verlegung der Kreisstraße NEW 21 lassen sollte. Wie erwartet, scheiterte er damit an CSU, SPD und Freien Wählern. Lediglich ÖDP-Rätin Barbara Kindl teilt Bergmanns Ablehnung.

Bergmann stützt seine Gegenargumente vor allem darauf, dass er Ergebnisse und Zahlen von Fachbüros und Gutachtern anzweifelt. Das geht los beim Geld. "2014 wurden die Kosten vom Kreiskämmerer auf 8 bis 9 Millionen Euro geschätzt. Jetzt sind wir bei 12 Millionen. Ich glaube sogar, es wird bis zu 70 Prozent teurer."

Die Ermittlung des Verkehrsaufkommens hält Bergmann für zu schwammig. "Es wurde nur an einem einzigen Tag gezählt. Und die Hochrechnung bis 2030 ist auch sehr pessimistisch angesetzt." Daher seien weitere Gutachten empfehlenswert. Dann sei da noch das Hochwasser. Ein Großteil der 900 Meter langen Trasse führe als Damm ins Überschwemmungsgebiet der Haidenaab. Laut Wasserwirtschaftsamt liege der Pegel beim 100-jährigen Hochwasser höchstens 30 Zentimeter höher. "Das halte ich für zu optimistisch. Die TU Dresden zweifelt solche Berechnungsmodelle an." Vor allem aber seien die Eingriffe in die Natur im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet enorm. Trassen-Alternativen seien nicht ausreichend geprüft worden.

Dem hielt CSU-Sprecher Stephan Oetzinger auch als Manteler Bürgermeister eine "Aneinanderreihung von Vermutungen und Anzweiflungen von renommierten Fachbüros" entgegen. "Es kann in diesem Gremium nicht guter Stil sein, zu fordern, dass wir etwas einstellen, weil einem das Ergebnis einer Untersuchung nicht passt." Die Grünen hätten im Gegensatz zur umgehungskritischen ÖDP auch nie das Gespräch mit den betroffenen Bürgern gesucht.

Die Ortsumgehung sei kein Einzelprojekt. Sie verbinde A 93 und B 299. "Das betrifft auch Hütten und Oberwildenau", sagte Oetzinger. Bergmanns Zahlen ließen sich auch durch die Verkehrsüberwachung widerlegen. "Es geht um den Menschen. Um eine adäquate Straßenführung zu erreichen, müssten sie sonst in Mantel 17 Anwesen abreißen." Manfred Plößner (Freie Wähler) zerpflückte vor allem Bergmanns Forderung, die Ortsdurchfahrt von Mantel auf der NEW 21 für Lkw über 12 Tonnen zu sperren. "Sperrungen bringen nur Verdrängungen."

"Soll dann das Nadelöhr nach Neunkirchen, Dürnast und Kaltenbrunn verlagert werden? Das geht an den Bürgern vorbei", verschärfte Oetzinger den Ton. Barbara Kindl warf dem Markt Mantel indes vor, er habe selbst Alternativen zur jetzigen Trasse aus der Hand gegeben. "Der Kreis hat vor Jahren Grundstücke für eine Nordtrasse gesichert, aber der Markt hat Fakten geschaffen und so nah dran gebaut, dass dies jetzt ausscheidet."

Landrat Andreas Meier versuchte sich als Moderator. Er wies darauf hin, dass der Ball zurzeit bei der Planfeststellungsbehörde der Regierung liege. Die müsste eventuelle Mängel feststellen. "Es wurden aber bislang 12 bis 13 Varianten geprüft", betonte er. "Und wer die Höhere Naturschutzbehörde kennt, weiß, dass dort gründlich hingeschaut wird."

In Richtung Klaus Bergmann, der angeregt hatte, das Geld für die Umgehung besser in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren, machte er ein Angebot. "Unser ÖPNV-Konzept und die Investitionen dafür hängen nicht von der Umgehung ab. Darauf können Sie mich heute festlegen."

Sie können nicht Schwerlaster in Busse setzen.

Gerald Morgenstern (CSU) zum Vorschlag, statt der Umgehung Mantel den ÖPNV auszubauen.

Wären die Umgehungen Etzenricht, Mantel und Weiherhammer in einem Stück eingereicht worden, hätte man das nie und nimmer genehmigt.

Klaus Bergmann (Grüne)

Kommentar:

Durchsichtig

Niemand wird den Grünen vorwerfen können, sie hätten den Widerstand gegen die Umgehung Mantel erst jetzt entdeckt. Dass Landtagskandidat Klaus Bergmann, der zurzeit mit einem Elektro-BMW voller Slogans durch die Lande düst, aber just in der letzten Kreisausschusssitzung vor der Wahl den Antrag stellt, die Planfeststellung zu stoppen, riecht zu sehr nach PR in eigener Sache. Der Populismusvorwurf der CSU ließ folglich nicht lange auf sich warten.
Bergmann gestand den Mantelern zwar „berechtigte Partikularinteressen“ zu, jedoch mit dem Tenor, dass dies nicht zwingend den Kreistag angehen müsste. Mit dieser Logik könnte man auch die Sanierung des Gymnasiums Neustadt oder eine freiwillige Leistung für eine Musikkapelle als Partikularinteresse infrage stellen.
Die Manteler haben genauso ein Recht auf Verkehrsentlastung wie andere. Der Protest der Grünen kann aber auch sein Gutes haben. Denn allzu oft wurden quer durch Bayern Umgehungsstraßen nach dem zweifelhaften Motto gebaut: Wenn Dorf A eine bekommt, muss Dorf B auch eine haben. In Mantel und den Nachbarorten ist die Sache allerdings komplizierter.

Friedrich Peterhans

 
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