Die Tschechische Post will 300 Filialen schließen. Wie in vielen tschechischen Städten und Gemeinden ist auch in Weidens Partnerstadt Marienbad die Aufregung groß: Dort gibt es zwei Filialen – eine am Stadtrand und die andere gut erreichbar und barrierefrei im Wohnviertel im Stadtteil Úšovice. Geschlossen werden soll nun ausgerechnet letztere.
Die Tschechische Post ist ein staatliches Unternehmen, das dem Innenministerium unterstellt ist. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten ist es das viertgrößte Unternehmen in der Tschechischen Republik (nach Škoda Auto, Agrofert und dem Energieversorger ČEZ). Es wird von einer Generaldirektion geleitet, der ein Generaldirektor vorsteht. Die wirtschaftliche Umgestaltung des Unternehmens ist seit mehreren Jahren geplant, wurde aber von den vorherigen Regierungen immer wieder verschoben. Nach den jüngsten Angaben des Innenministeriums soll die Umgestaltung acht Milliarden Tschechische Kronen (347 Millionen Euro) kosten.
Am 31. März veröffentlichte die Tschechische Post eine Liste von 300 Filialen, die sie im Rahmen von Sparmaßnahmen ab Juli schließen will. Das Unternehmen machte allein im letzten Jahr Verluste in Höhe von 1,5 Milliarden Kronen (etwa 65 Millionen Euro). Wenn nicht gehandelt wird, droht die Insolvenz. Schuld sind ein Rückgang des Sendungsaufkommens und einige falsche Managemententscheidungen. Eine aktuelle Gesetzesänderung regelt, dass jede Gemeinde mit mehr als 2500 Einwohnern ein Postamt im Umkreis von drei Kilometern haben muss. Bislang waren es zwei Kilometer.
Diese Änderung ermöglicht es dem Staatsunternehmen, 300 ausgewählte Filialen zu schließen. Im Bezirk Karlsbad, zu dem Marienbad gehört, sollen insgesamt 14 Filialen geschlossen werden. Der Bezirkspräsident, Petr Kulhánek (Bündnis STAN), wird deshalb von der oppositionellen ANO-Partei scharf kritisiert. Sie wirft ihm vor, die Abgeordneten der Bezirksregierung belogen zu haben, weil er behauptet hatte, dass er bei der Regierung in Prag keine Stellungnahme dazu habe abgeben können. Jana Mračková Vildumetzová, die Vorsitzende der ANO-Partei, hatte später jedoch herausgefunden, dass die Bezirksregierung dem Innenministerium in Prag auf Anfrage mitgeteilt hatte, mit dem Verfahren einverstanden zu sein. Wie sie dem "Karlsbader Tagblatt" berichtete, hatte der Bezirkstag einem Antrag ihrer Partei zugestimmt, den Tschechischen Innenminister und die Regierung in Prag aufzufordern, die Schließung der Filialen in der Region Karlsbad nicht voranzutreiben, bis es eine angemessene Diskussion gebe und eine mögliche Lösung mit den einzelnen Bürgermeistern der Städte und Gemeinden gefunden werde. Der Bezirkspräsident habe daraufhin versichert, das Thema bei der nächsten Sitzung mit der Regierung zur Sprache zu bringen. Nach ihren Informationen sei dies aber nicht geschehen, Kulhánek habe bei der Sitzung geschwiegen und sich "wieder nicht für die Region eingesetzt".
In Marienbad will man selbst versuchen, die Tschechische Post noch zu einer anderen Entscheidung zu bewegen. Der amtierende Bürgermeister Martin Hurajčík (ANO) sagte gegenüber dem Karlsbader Tagblatt „Deník“: „Wir sind mit der Schließung nicht einverstanden und werden versuchen, die Tschechische Post dazu zu bewegen, ihr Vorgehen zu überdenken. Die Filiale in Úšovice ist barrierefrei und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Außerdem gibt es zugängliche Parkplätze und die meisten Bürger der Stadt leben dort.“
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