Marktredwitz
13.12.2018 - 15:27 Uhr

Bekannte Krippenbauer im Blick

Renate Dick besitzt eine große Krippe. „Besuchen Sie mich“, empfiehlt sie bei einem adventlichen Abend einen Besuch bei ihr in der Wohnung. Einen Abend lang erzählt sie beim Historischen Club von Rawetzer „Krippenpersönlichkeiten“.

Renate Dick liest aus ihren Krippengeschichten. Begleitet wird die Marktredwitzerin von der Rawetzer Geigenmusik. Bild: wro
Renate Dick liest aus ihren Krippengeschichten. Begleitet wird die Marktredwitzerin von der Rawetzer Geigenmusik.

Die Krippengeschichten, von denen sie eine Auswahl mitgebracht hatte, schrieb die Marktredwitzerin Renate Dick selbst. Um Weihnachten herum sollen sie in gedruckter Form auch als Büchlein erscheinen, versprach Stadtarchivarin Edith Kalbskopf am Ende der vorweihnachtlichen Veranstaltung. Eigentlich ist man es ja gewohnt, dass die stets gut besuchten Vorträge des Historischen Clubs im Meister-Bär-Hotel stattfinden. Vorsorglich sei man mit der Weihnachtslesung, begleitet von der Rawetzer Geigenmusik, ins Egerland-Kulturhaus ausgewichen, so Vorstandsmitglied Hermann Meier. Die Resonanz war enorm.

Mit einer Ouvertüre – gespielt von der Rawetzer Geigenmusik – startete die Veranstaltung, die zu einem Wohlfühl- und Zurücklehnabend wurde. Der Marktredwitzer Krippenweg und bekannte Krippenbauer rückten in den Mittelpunkt. Man wähnte sich in einer Zeit, als der als „Dammhafner“ bekannte Töpfer an der Dammstraße seine Krippenfiguren töpferte und für ein paar Pfennige an seine Kunden verkaufte. „Einen Laden hatte er nicht“, beschrieb Renate Dick, wie es auch in den anderen Werktätten - zwischen fertigen Figuren und Töpferscheibe - früher zuging. Neben der Heiligen Familie, Hirten, Schafen, Ochs und Esel gab es auch bekannte Persönlichkeiten zu kaufen. Beliebt – als sich Bayern noch Königreich nannte - war Prinzregent Luitpold, den man in seiner Hauskrippe auf die Jagd schickte. Karl Meyer – so der bürgerliche Name des „Dammhafners“ – verewigte sich später selber in einer der beliebten Krippenfiguren.

Renate Dick reihte eine Geschichte an die andere. „Heute sind Krippen zu Dekorationsartikeln geworden“, bedauerte die Marktredwitzerin. „Wann genau die erste Marktredwitzer Krippe entstand, weiß ich nicht. Aber als der Krippenweg vor 30 Jahren in Marktredwitz ins Leben gerufen wurde, war ich dabei.“ Renate Dick erzählte vom „Winterfenster“, in einer Zeit, wo elektrische Kerzen unbekannt und Eisblumen an den Scheiben normal waren.

„Bauen wir auch die Geburt mit hinein oder lassen wir die Szene weg?“, ließ die Sprecherin auch kleine Anekdoten einfließen und berichtete vom braven Stadtgendarmen, humorvoll auch vom „Hemdsärmelschorsch“, die sich – wohl weil sie Originale waren – als Tonfigur plötzlich in der einen oder anderen Hauskrippe wiederfanden. „Das hat nicht jedem gefallen. Gefallen lassen musste man es sich aber trotzdem.“

Die Geschichte von der plötzlich verschwundenen Küchentüre, die als Krippenuntersatz diente, sorgte für Heiterkeit im Egerland-Kulturhaus. „So verging die Weihnachtszeit, aber halt ohne Küchentüre, die später wieder auftauchte.“ Die Zeit sei halt doch etwas ruhiger gewesen und wohl auch mit ein Grund dafür, warum die eine oder andere Begebenheit Einzug in die Marktredwitzer Krippenlandschaft gefunden hat. „Vieles hat sich verändert“, zog Renate Dick Bilanz. „Aber eines ist sicher: Jesus Christus kommt alle Jahre wieder zu den Menschen, die guten Willens sind.“

Hintergrund:

Entstanden ist der vor 30 Jahren begonnene Marktredwitzer Krippenweg aus dem Brauch des Krippenschauens. Beginnend im Advent werden bis Januar Krippenführungen zu Fuß oder mit Kleinbus angeboten. Der Krippenweg öffnet Türen. Die sogenannten Kripperer geben Einblicke, erzählen Geschichten und persönliche Erlebnisse. Oft nehmen die Hauskrippen die Größe eines ganzen Zimmers ein. Keine ist wie die andere.

Anlässlich des 30. Jubiläums bietet das Egerland-Museum eine Sonderausstellung „Krippenkunst aus Marktredwitz und Böhmen“ an. Herzstück ist Karl Schenkls Tonfigurensammlung. Platz fanden unter anderem auch Exponate aus der Töpferwerkstatt der Familie Meyer. Manche der gezeigten Stücke sind gut 150 Jahre alt.

Geöffnet ist die Ausstellung von Dienstag bis Samstag von 14 Uhr bis 17 Uhr. Ab dem 26. Dezember Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Führungen – nach rechtzeitiger Anmeldung – sind auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Die „spannende Zeitreise“ kann bei freiem Eintritt besichtigt werden.

Mit der Rawetzer Geigenmusik und Renate Dicks Geschichten endet das Vortragsjahr 2018 beim Historischen Club Marktredwitz im Egerland-Kulturhaus. Bild: wro
Mit der Rawetzer Geigenmusik und Renate Dicks Geschichten endet das Vortragsjahr 2018 beim Historischen Club Marktredwitz im Egerland-Kulturhaus.
Die Lesung ist erneut gut besucht. Bild: wro
Die Lesung ist erneut gut besucht.
 
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