Inkontinenz ist eine Volkskrankheit. Nach Angaben der "Deutschen Kontinenz Gesellschaft" gibt es allein in Deutschland rund neun Millionen Betroffene. Die meisten trauen sich jedoch nicht, darüber zu sprechen – und erhalten deshalb auch keine Hilfe, heißt es in einer Pressemitteilung des Klinikums Fichtelgebirge. "Dabei sind Harn- und Stuhlinkontinenz, umgangssprachlich als Blasen- und Darmschwäche bezeichnet, behandelbar, manchmal sogar heilbar."
In Deutschland sind zirka ein Viertel der Frauen von Blasenschwäche betroffen, der Fachbegriff dafür ist Harninkontinenz. Auch bei Männern kommt es nicht selten zum unwillkürlichen Harnabgang, der das Alltagsleben stark beeinträchtigen kann. "Mir ist es wichtig, die Patienten zu informieren und offen auch über Tabuthemen, was die Blasenschwäche für viele ist, zu sprechen, damit Betroffene zum Arzt finden", sagt Patricia Krause, Urologin am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Fichtelgebirge.
Für eine Blasenschwäche gibt es eine Vielzahl von Ursachen. Häufig ist die Beckenbodenschwäche eine Folge von Geburten, Entfernung der Gebärmutter, Fehlbildungen, Tumoren, Diabetes, Schlaganfall oder psychischem Stress. Manchmal sind auch banale Harnwegsinfekte, chronische Harnwegsinfekte ohne bedeutsame Krankheitszeichen, Hautreizungen im Genitalbereich, die bei Diabetikern vermehrt vorkommen, oder ein Hormonmangel bei Frauen Ursache für die Beschwerden, erläutert Krause. Auch nach Verletzungen an der Lendenwirbelsäule oder am Becken kann die Blasenschwäche auftreten. So unterschiedlich wie die Gründe sind auch die Arten der Inkontinenz: "Man unterscheidet etwa zwischen Überlauf-, Stress-, Drang-, Belastungs- oder Mischinkontinenz." Ein spezieller Bereich ist das Einnässen bei Kindern.
Je nach Ursache der Erkrankung kommen daher verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Sie reichen von schlichter Gewichtsreduktion über Physiotherapie und Medikamenten bis hin zu operativen Eingriffen. Daher ist eine gründliche Untersuchung beim Arzt besonders wichtig. Auch Hilfsmittel wie Einlagen können den Alltag erheblich erleichtern.
Patricia Krause rät Betroffenen daher, einen Termin bei einem Urologen zu vereinbaren: „Bei einer urologischen Untersuchung wird der Patient zunächst befragt und körperlich untersucht, der Urin im Labor und die Harnblase mit Ultraschall untersucht. Ein Miktionsprotokoll - eine Art Tagebuch über Trink- und Urinmengen - und der Medikamentenplan werden ausgewertet.“ Als weitere Untersuchungen kommen beispielsweise Harnstrahl- oder Blasendruckmessungen, eine Blasenspiegelung oder eine Röntgenuntersuchung infrage.
Besonders empfehlenswert ist das Beckenbodentraining: „Es ist nie zu spät, damit zu beginnen und ganz einfach, es in den Alltag zu integrieren.“ Die Probleme beim Arzt offen anzusprechen und nicht aus Scham darüber zu schweigen, lohnt sich also in jedem Fall, betont Krause.
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