Ende 1945 erhielt die Gemeinde Wiesau die Nachricht, dass sie - an der Eisenbahn liegend - als Übergabeort der Vertriebenen dienen sollte. Im Meister Bär Hotel erinnerte Busl an die spätere Errichtung der Gebäude, die wenige Monate später auf einer Fläche von rund 300 mal 100 Meter, nach und nach entstanden. „Die Flüchtlinge waren da. Wohnstätten hatte man aber noch nicht“, schilderte der Wiesauer die drohende Enge im Ort. Auf einer Länge von rund 300 mal 100 Meter entstanden daher ein Wohntrakt und ein „Revier“ genannter Sanitätsbereich. Mit wenigen Strichen beschrieb er die mitgebrachte Planzskizze und rückte dabei auch die dort entstandenen Handwerksbetriebe in den Mittelpunkt. Im umzäunten Bereich haben im Holzdorf u. a. auch ein Friseur seine Dienste und ein Krämer seine Waren angeboten, erzählte er weiter. Für die Buben und Mädchen wurden ein Kindergarten und eine Schule gebaut. Nach zähem Anfang, wurden Lehrer mit dem Schulunterricht beauftragt. Täglich kamen etwa drei Züge mit mehr als 1200 Flüchtlingen in Wiesau an, erzählte Busl an anderer Stelle. Man habe geheizte Waggons versprochen. „Ob das so war weiß ich nicht“, bezweifelte Busl den versprochenen „Reise-Komfort“. Unterstützt durch viele Bilddokumente schilderte auch das tägliche Geschehen, z. B. die Essensausgabe und die ärztliche Erstversorgung am Bestimmungsbahnhof der Heimatvertriebenen.
Josef Bruckner, aus Preitenhof stammend, arbeitete in der Lagerverwaltung. Der Sudetendeutsche beschrieb durch eine Fotodokumentation das Lagerleben. Das Bildmaterial, das Busl für den 2. Teil im Meister Bär Hotel vorbereitet hatte, stammte aus der Sammlung des damaligen Lagermitarbeiters. „Wer registriert war, bekam Essensmarken.“ Die Zuteilung jedoch war karg, fügte der Wiesauer angesichts der Lebensmittelknappheit hinzu.
Das öffentliche Interesse am Lager stieg im Lauf der Monate. So besuchten zwei Bischöfe das Wohnlager. Der Wiesauer bedauerte: "Das Wort Flüchtling wurde lange Zeit im Ort als Schimpfwort gebraucht. Die Integration gelang erst allmählich.“ Erste Eingliederungserfolge zeichneten sich ab, als viele in heimischen Betrieben, besonders in der Porzellanindustrie, Arbeit fanden. Der Wohnungsbau boomte. Manche gründeten zudem eigene Fabriken, beispielsweise für Strumpfwaren. „Porzellanmanufakturen entstanden“, erinnerte Busl in seinem „Lagerrundgang“ auch an die prägenden Unternehmen bekannter Wiesauer Namen wie Leitner, Kuba oder Dutz.
Der Vortragsabend mit Adalbert Busl, war zugleich auch Anlass für gemeinsame Gespräche. Einige kannten das Lager bereits von Hörensagen, andere noch gar nicht. Nur ganz wenige wohnten selber darin, wie während der Diskussionsrunde überraschend zu erfahren war. „Ich bin auch auf dem Bild zu sehen, als Kind“, hörte man den einen oder anderen erstaunten Zwischenruf. Dass man auf engstem Raum, zusammen mit fremden Familien Weihnachten feierte, erfuhr man durch Busl auch. Ebenso erzählte er auch, dass die Beschaffung von Trinkwasser und Heizmaterial ein schwer zu lösendes Problem war. Erfreulich – so war aus dem Mund es Heimatforschers auch zu erfahren – war die Tatsache, dass man den Kommunionkindern ein Familienfest bereiten wollte. „Die Wiesauer rückten zusammen. Man lud die Buben und Mädchen am Festtag zu sich nach Hause, bzw. zum Essen ein.“ 1952 begann man mit der Auflösung, schloss Busl den breiten Bogen. Auf Initiative der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Kreisverband Tirschenreuth, wurde vor dem Bahnhof Wiesau im Dezember 2012 mit dem Mahnmal ein sichtbares Zeichen der Öffentlichkeit übergeben.
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