Marktredwitz
23.09.2018 - 12:32 Uhr

Erfinderische Franken

Hier gibt es mehr als Bier, Bocksbeutel und Bratwurst. Eine Ausstellung im Egerland-Museum zeigt, was kreative Köpfe von Barbie-Puppe bis Levis-Jeans erfunden haben.

Oberbürgermeister Oliver Weigel, Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günter Dippold und Museumsleiter Volker Dittmar (von rechts) staunen nicht schlecht, was die Franken so alles erfunden haben. Zu den patenten Franken gehört selbstverständlich auch Philipp Rosenthal. Bild: fph
Oberbürgermeister Oliver Weigel, Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günter Dippold und Museumsleiter Volker Dittmar (von rechts) staunen nicht schlecht, was die Franken so alles erfunden haben. Zu den patenten Franken gehört selbstverständlich auch Philipp Rosenthal.

Patent sind sie die Franken. Und nicht nur das. Nicht wenige von ihnen sind gar so geschickt, dass sie sich durch ausgeprägten Erfindergeist auszeichnen. Der spiegelt sich in zahlreichen Patenten und Innovationen wider. Ob die berühmte Barbie-Puppe, mit der Generationen kleiner Mädchen groß geworden sind, der erste Motorflieger oder die Levis-Jeans – diese Erfindungen entstammen allesamt kreativen Köpfen aus Franken.

Was sie noch so alles aus dem Hut gezaubert haben, findet sich in der Sonderausstellung „Patente Franken“, die im Egerland-Kulturhaus eröffnet worden ist. Bis zum 27. Januar können die Besucher bestaunen, dass Franken weit mehr zu bieten hat als Bier, Bocksbeutel und Bratwurst.

„Innovationsfreude und -kraft sind nicht bloß in den Metropolen zu Hause.“ Das bekräftigt Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günter Dippold bei der Präsentation der Ausstellung. Neues, Avantgarde und High-Tech gediehen sehr wohl auch auf dem Lande. Wenngleich die meisten Menschen Großstädte für den einzig legitimen Ort von Innovation hielten, so sei Franken Vorreiter in vielerlei erfinderischer Hinsicht.

„Von Martin Behaim stammt der erste erhaltene Globus“, erinnert der Bezirksheimatpfleger an den Nürnberger, der den „Erdapfel“ kreiert hat. Der Hofer Johann Wolfgang Döbereiner habe in den 1820er Jahren wesentlich zur Entwicklung des modernen Periodensystems beigetragen. „Franken durchdrangen den Menschen, seinen Körper und seinen Geist“, spielt Dippold auf die von Wilhelm Conrad Röntgen entwickelten revolutionären Strahlen an. Er stammte aus Würzburg. Alois Alzheimer, der 1906 die später nach ihm benannte Krankheit erstmals beschreibt, stammte aus Marktbreit. „Das erste Antibiotikum entwickelte Ende der 1890er Jahre der Chemiker Oskar Loew aus Marktredwitz, damals Dozent in Tokio.“

Spektakulär ist auch die erste Trennung von siamesischen Zwillingen. Das gelang laut Dippold dem Kinderchirurgen Professor Anton Oberniedermayr aus Bamberg. „Johann Sigmund Schuckert installierte 1882 in seiner Heimatstadt Nürnberg die erste elektrische Straßenbeleuchtung“, führt der Redner eine weitere wichtige fränkische Errungenschaft ins Feld. Und Löb Strauss aus Buttenheim, 1848 in die USA ausgewandert, ist der Erfinder der Arbeitshose, die, später zur Blue Jeans mutiert, noch heute fast ein jeder in seinem Schrank hängen hat. Auch die exklusive Rolex, die manch Handgelenk ziert, geht zurück auf einen Exil-Franken, nämlich auf Hans Wilsdorf aus Kulmbach. Und das Vorbild der Barbie-Puppe, das stammt aus Neustadt bei Coburg.

Ob Tempo-Taschentücher, das erste Fahrrad mit Rücktrittbremse, Ölkreidestifte oder Textmarker – viele Erfindungen gehen zurück auf patente Franken, die diese als Patente angemeldet und in der Welt verbreitet haben. „Wohin man blickt, auf Naturwissenschaften oder Technik, auf Sprache oder Politik, es gibt immer ein starkes fränkisches Element“, fasst Günter Dippold zusammen.

Und Oberbürgermeister Oliver Weigel plaudert aus dem Nähkästchen und lässt die zahlreichen Eröffnungsgäste einen Blick in sein Privatleben werfen: „Meine Kinder sind erst heute Nachmittag mit ihren Bobbycars durch den Garten gebraust.“ Der Plastik-Flitzer für die Kleinsten – von Ernst A. Bettag erdacht in Fürth und bis heute in Franken gefertigt. „Playmobil-Figuren sind in meinem Haus zu Hunderten versteckt“, verrät Weigel. Die Spielfiguren seiner Kinder hat Hans Beck für das Zirndorfer Unternehmen Brandstätter entwickelt.

Auch die berühmten Textmarker, Filz- und Bleistifte sind eine patentierte Erfindung der Franken – hier aus Nürnberg. Bild: fph
Auch die berühmten Textmarker, Filz- und Bleistifte sind eine patentierte Erfindung der Franken – hier aus Nürnberg.
 
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