Marktredwitz
25.07.2019 - 15:44 Uhr

Fastenbrechen mit Folgen

Geschichte kompakt und interessant erzählt: Der „Historische Club“ lebt von der Themenvielfalt. Vor der Sommerpause war Peter Seißer zu Gast. Der Wunsiedler widmete sich der Reformation, wie man sie in der Region erlebte.

Mit Peter Seißer und einem Rückblick auf die Zeit der Reformation und Gegenreformation ging der Historische Club Marktredwitz in die Sommerpause. Vorstandsmitglied Friedrich Haubner (rechts) bedankte sich für Seißers Vortrag. Bild: wro
Mit Peter Seißer und einem Rückblick auf die Zeit der Reformation und Gegenreformation ging der Historische Club Marktredwitz in die Sommerpause. Vorstandsmitglied Friedrich Haubner (rechts) bedankte sich für Seißers Vortrag.

Die Reformation – ausgelöst von Martin Luther - führte zu einer Spaltung der Kirche. Mit seinen 95 Thesen übte der Augustinermönch massive Kritik, sagte Missständen in der römisch-katholischen Kirche den Kampf an. So führte Peter Seißer in den Abend ein. Der Vortrag war aber anders als die, die man beim Club der Marktredwitzer Geschichtsfreunde gewöhnlich kennt. „Ich brauche keinen Beamer, ein modernes Computer-Präsentationsprogramm auch nicht“, kommentierte der Referent und Alt-Landrat aus der Sechsämterstadt seine Notizen, die er mitgebracht und vor sich am Rednerpult liegen hatte.

„Was könnte ich auch schon für Fotos zeigen“, bemerkte der Historiker. Seißers Vortrag „Reformation und Gegenreformation“ (wie man sie im Sechsämterland beziehungsweise in der Marktredwitzer Region erlebte) blieb bilderlos. Eigentlich vermisste man die Fotos auch nicht. Denn wer den Wunsiedler kennt, der erwartet fundierte Informationen, kurzweilig in Worte gefasst.

„Der Mensch muss im Leben gute Werke tun.“ Dann sei der Himmel gewiss, zitierte Seißer den wohl einzigen Fichtelgebirgler, der Martin Luther im Jahr 1518 persönlich kennenlernen durfte. Namentlich stellte er ihn als Magister Johann Küspert aus Weißenstadt vor. Seißer erinnerte an anderer Stelle auch an die Wallfahrten, die hinauf zum Wunsiedler Katharinenberg führten, und vom Profit aus den Ablässen und von den Einkünften, von denen man dank der Wallfahrtsstätte ganz gut leben konnte. Den Rückgang bedauerte man zweifellos, der aber war der Meinung Küsperts geschuldet: Für das Seelenheil reichen gute Werke. Man nahm sich das zu Herzen, die Einnahmen blieben aus. Die Katharinenberg-Wallfahrt war bedeutungslos geworden.

Seißer erzählte auch von einem Aschermittwoch, dem die Durchsetzung der neuen Glaubensrichtung im sechsämterischen Oberfranken letztendlich zu verdanken gewesen sei. Denn an diesem strengen Fasttag 1526 erdreisteten sich junge Wunsiedler, ganz auf das Fastengebot zu verzichten. Die Folge der zünftigen Aschermittwochs-Brotzeit glich einer Revolution: Es passierte gar nichts, die Strafe blieb aus. „Man hatte die Bevölkerung hinter sich“, beschrieb Seißer den Fastenbruch im Fichtelgebirge und seine weitreichenden Folgen.

Zwei Jahre danach wurde die Reformation zur „Markgrafensache“ erklärt und vom Regenten Georg mit einer aufsehenerregenden Visitation eingeführt. „Man wollte sich halt vergewissern, auf welchem Glaubens- und Wissenstand die 29 Pfarrer sich bewegen, die zu seinen Untertanen gehörten und wie sie an den Altären arbeiteten“, ergänzte Seißer, der sich nach und nach den kommenden Reformationsjahren näherte. „Eigentlich erlebte man hier eine relativ friedvolle Zeit“, fasste er zusammen und bedauerte: „Das war aber nicht überall so.“

Mit Seißers Referat über die Reformation und Gegenreformation in der Region ging der Historische Club in die Sommerpause. Das neue Programm ist bereits fertig, Start am 1. Oktober um 19.30 Uhr mit einem Abend mit Bernd Leutheusser, Hermann Meier und Friedrich Haubner im Egerland-Kulturhaus. Er trägt den Titel „Die 3 vom Historischen Club, 80 Jahre Geschichte und Geschichten“. Das ausführliche Programm findet man auf der Internetseite www.historischer-club-mak.de/programm.html

Peter Seißer ist nicht nur ein fundierter Historiker. Der Wunsiedler ist auch ein ausgezeichneter Redner. Bild: wro
Peter Seißer ist nicht nur ein fundierter Historiker. Der Wunsiedler ist auch ein ausgezeichneter Redner.
Seißer verzichtete auf die Technik und meinte, er komme ohne Beamer und Computer aus. Bild: wro
Seißer verzichtete auf die Technik und meinte, er komme ohne Beamer und Computer aus.
 
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