Marktredwitz
08.05.2022 - 07:47 Uhr

Fichtelgebirgsvereins hat Nachwuchssorgen

Innerhalb von 20 Jahren hat der Fichtelgebirgsverein mehr als ein Viertel seiner Mitglieder verloren. Und auch das Durchschnittsalter steigt weiter. Trotzdem hat der Verein heuer viel vor.

Der Aussichtspunkt Schüssel auf dem Waldstein: Rund um diesen Berg will der FGV in diesem Jahr Wege sichern und ausbauen, auch um für anstehende Jubiläen gerüstet zu sein. Bild: Wolfgang Neidhardt/fph
Der Aussichtspunkt Schüssel auf dem Waldstein: Rund um diesen Berg will der FGV in diesem Jahr Wege sichern und ausbauen, auch um für anstehende Jubiläen gerüstet zu sein.

Von Wolfgang Neidhardt

Sie pflegen den Erholungsraum Fichtelgebirge: die weit über 100 aktiven Wegebetreuer des Fichtelgebirgsvereins (FGV) und ihre Mitstreiter in Vorständen und der Hauptgeschäftsstelle in Wunsiedel. Sie übernehmen damit eine Aufgabe, zu der die bayerische Verfassung die Städte und Gemeinden verpflichtet, und sparen diesen jährlich eine sechsstellige Summe an Geld. Diese Leistung betonte Rainer Schreier, Hauptvorsitzender des Fichtelgebirgsvereins, bei der Jahreshauptversammlung im Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz.

„Die Kommunen wären in der Pflicht“, betonte der FGV-Hauptvorsitzende. „Bei uns übernimmt der FGV die gesetzlich vorgeschriebene Aufgabe, den Bürgern einen gepflegten Erholungsraum zu bieten.“ Schreier machte eine einfache Rechnung auf: Die deutlich mehr als 3000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit an dem rund 3700 Kilometer langen Wanderwegenetz würden, nach Mindestlohn vergolten, 31 000 Euro kosten. Übernähmen die Bauhöfe zu derzeit aktuellen Gehalts-Konditionen diese Tätigkeit, so wäre sie mit knapp 150 000 Euro zu kalkulieren. Da noch einige kleinere Summen in seine Rechnung mit eingehen, kommt Schreier zu dem Schluss: „Wir haben der öffentlichen Hand im vergangenen Jahr 116 000 Euro erspart.“

Ins kalte Wasser geworfen

Nicht nur in dieser Hinsicht begreift sich der FGV als Partner der Allgemeinheit. Nach seiner Wahl im vergangenen Jahr sei er zwar ein wenig ins kalte Wasser geworfen worden, habe dies aber auch, dank der Mitstreiter im Vorstand und der Geschäftsstelle, „gut hinbekommen“.

In Stichworten skizzierte Rainer Schreier dann die weiteren aktuellen Aufgaben des FGV: Der Dialog mit den Landräten sei bereits gut gestartet und werde intensiviert. Der Verein will im Rahmen einer Image-Kampagne auf Firmen aus der Region zugehen und sie um Unterstützung bitten. Denn die dringend nötige personelle Aufstockung der Geschäftsstelle in Wunsiedel mit weiteren Teilzeitkräften kostet natürlich beträchtliche Summen. Zur erfolgreichen Arbeit tragen aber nicht zuletzt die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter bei. Und deren Kreis könnte demnächst erweitert werden: „Wir haben für das Bauwesen eine Person gesucht, die in unserem Referat den Hut auf hat – und jetzt einen Kandidaten in Sicht.“

Mit Bürgermeistern reden

Die Arbeit beim Fichtelgebirgsverein wird nicht weniger, die Zahl der Ehrenamtlichen und Aktiven indes schon. „Wir müssen werben, werben, werben“, fordert Rainer Schreier – und dokumentierte die Entwicklung: Beim Deutschen Wandertag 2002 hatte der FGV fast 22 000 Mitglieder, 2008 waren es noch 19 000 und Ende vergangenen Jahres rund 14 500. Über die Hälfte der FGVler sind älter als 60 Jahre. „Wir müssen die Entwicklung stoppen“, forderte der Vorsitzende. Aus acht bis zehn führungslosen Ortsgruppen haben ihn Hilferufe erreicht. „Wir müssen rausgehen, auch mit den Bürgermeistern reden und den Schaden begrenzen. Diese sollten aus verschiedenen Gründen Interesse an einem funktionierenden FGV haben.“ Der Verein will das seine dazu tun, um attraktiver zu werden – etwa beim Fichtelgebirgstag am 21. und 22. Mai in Bischofsgrün mit über 20 Ausstellern und einem breiten Unterhaltungs- und Bewirtungsprogramm. Erfreulicherweise hätten sich die Ortsgruppen Wunsiedel und Ebnath bereit erklärt, im kommenden Jahr Großveranstaltungen zu organisieren.

Eine sehr wirksame Werbung zum Nulltarif seien die Wandertage des Bayerischen Rundfunks, die vom 7. bis zum 10. Juni über das gesamte Fichtelgebirge verteilt diverse Ziele ansteuern werden.

Weitere Initiativen des Fichtelgebirgsvereins (FGV) beschrieb Geschäftsführer Stefan Lorke: Man stelle sich dem Thema Gesundheit und Achtsamkeit: „Waldbaden hat viel mit uns zu tun. Denn wer einen Baum umarmen will, der braucht auch einen Baum.“ Die Kampagne „fair miteinander“ für Radfahrer und Wanderer greife bereits. Und mit der Beteiligung am Tourenportal komoot, das Hauptwanderwart Dieter Kottwitz vorstellte, geht der Verein einen weiteren Schritt in Richtung Modernisierung. Insgesamt wolle der FGV Themen anbieten, für die sich auch unter 30-Jährige interessieren.

 
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